Landeshauptstadt: Die Harmonie im Getriebe
Seit Anfang August ist Felix Wolf neuer technischer Direktor am Hans Otto Theater
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Die Frage nach der Akustik ist unvermeidlich. Felix Wolf sagt, dass es massive Anstrengungen brauchen wird, dieses Problem im Hans Otto Theater dauerhaft zu beheben. „Aber ich bin optimistisch“, sagt er. Das braucht natürlich Zeit. Schnellschüsse würden sich nur fatal auswirken. Es gibt eine klare Richtlinie. Bis Ende der jetzt beginnenden Spielzeit, also spätestens im kommenden Sommer, soll auf jedem Platz im neuen Theater gut zu verstehen sein, was vorn auf der Bühne gesprochen wird.
Seit 1. August ist der 36-jährige Felix Wolf neuer technischer Direktor im Hans Otto Theater und tritt damit die Nachfolge von Karl-Heinz Krämer an. Der 1. August ist das offizielle Datum in seinem Vertrag. Doch schon Monate davor war Felix Wolf regelmäßig in Potsdam, um die neue Saison vorzubereiten. Gespräche mit Regisseuren und Bühnenbildnern, die ihre Vorschläge für die neuen Stücke unterbreiten. Dann Gespräche mit den Werkstätten darüber, wie die Entwürfe der Bühnenmodelle für die jeweiligen Stücke umgesetzt werden können. So ist das Schwimmbad entstanden, das Bühnenbild für das Junge Theater in der Reithalle A, das für mehrere Stücke genutzt werden soll. Und das Bühnenbild für Grillparzers „Die Jüdin von Toledo“, das am 20. September Premiere haben wird.
Seine Arbeit als technischer Direktor bezeichnet Felix Wolf als die eines Vermittlers. Auf der einen Seite die Regisseure und Bühnenbildner mit ihren Ideen, auf der anderen die Beschränkungen durch Finanzen, Auflagen und Zeitdruck. „Oberste Priorität hat aber immer die Kunst“, sagt Felix Wolf. Und so sieht er seine Aufgabe vor allem darin, das umzusetzen, was sich die Künstler auf die Bühne wünschen.
Felix Wolf wird jetzt in vielen der Proben sitzen, bis er die Stücke, wie er es nennt, aus dem „Effeff“ kennt, bevor sie überhaupt Premiere feiern. Weniger das Künstlerische hat er dabei im Blick. Felix Wolf schaut auf die technischen Abläufe, auf das Bühnenbild und dabei auf das, was machbar ist und gleichzeitig die nötige Sicherheit gewährleistet.
Felix Wolf sagt, dass ihn das Spannungsfeld zwischen den unterschiedlichen Leuten zwischen denen er vermitteln muss, immer wieder aufs Neue reize. Das sei das Besondere an seinem Beruf. „Die verschiedenen Rädchen zum Laufen bringen“, sagt er. Und dass sie stimmt, die Harmonie im großen Getriebe.
Durch die Begeisterung seines älteren Bruders Michael kam Felix Wolf zum Theater. In seiner Heimatstadt Stuttgart hat er zuerst in einem kleinen Theater als Kartenabreißer gearbeitet, da war er 16 Jahre alt. Mit 18 ist er an das Wilhelma-Theater in Stuttgart gewechselt und hat dort mit seinem Bruder als Bühnentechniker gearbeitet. Gemeinsam haben sie dort auch Bühnenbilder gebaut. Dann ging er nach Berlin und studierte bis 2003 Theater- und Veranstaltungstechnik. Während seines Studiums arbeitete er am Renaissance-Theater in Charlottenburg. Nach seinem Studium war Felix Wolf am Mecklenburgischen Staatstheater in Schwerin und dann für drei Jahre am Stadttheater in Regensburg tätig, dort als stellvertretender technischer Direktor.
Für Felix Wolf war von Anfang an klar, dass er hinter der Bühne arbeiten möchte. Denn für ihn ist das, was hinter der Bühne geschieht genauso wichtig, wie das, was auf der Bühne passiert. Schon klar, dass es ohne die Stücke und Schauspieler auch seinen Beruf nicht gäbe. Aber Theater, das gibt es sowohl auf als auch hinter der Bühne. Wenn Felix Wolf das sagt, meint er das nicht ironisch oder mit einem Augenzwinkern auf die manchmal heftigen Auseinandersetzung anspielend, wenn es um die Durchsetzung der verschiedenen Interessen geht. Für Felix Wolf ist Theater einfach mehr als nur das, was für den Zuschauer auf der Bühne sichtbar wird.
Nach Potsdam kam Felix Wolf auf die Empfehlung eines Kollegen hin. Für ihn ist es etwas ganz Besonderes in diesem neuen Haus zu arbeiten. „In Deutschland werden kaum noch neue Theater gebaut.“ Und was hier direkt am Tiefen See entstanden ist, suche in Deutschland seinesgleichen. Bei einem Treffen von Theaterleuten aus der ganzen Republik Anfang Juli hier an seiner neuen Wirkungsstätte, hätten ihm das viele Kollegen bestätigt. „Klar, so ein Neubau hat auch seine Macken, das ist fast schon naturgemäß“, sagt Felix Wolf. Aber Probleme gäbe es in jedem Theater. Ihm ist es wichtig, dass die wenigen Mängel nicht das große Ganze dieses Neubaues dominieren. Felix Wolf jedenfalls fühlt sich schon nach kurzer Zeit sehr wohl an diesem Theater. Was auch persönliche Gründe hat.
Nach vierjähriger Fernbeziehung sieht er nun seine Freundin in Berlin täglich. Private Zufriedenheit kann sich nur positiv auf die Arbeit auswirken, sagt Felix Wolf. Natürlich darf auch das Herzblut fürs Theater nicht fehlen. Wenn dazu noch das private Umfeld stimmt, umso besser. Eigentlich ist das Leben eines technischen Direktors davon geprägt, regelmäßig das Theater zu wechseln, sagt Felix Wolf. Doch er kann sich sehr gut vorstellen, sehr lange in Potsdam zu bleiben.
Dirk Becker
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