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Von Michael Erbach: „Die Initialzündung“

Die Stiftung Garnisonkirche bekommt zwei Millionen Euro für den Wiederaufbau der Kirche – sieht sich ermutigt und bestätigt

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Innenstadt - Der Beginn des Wiederaufbaus der Potsdamer Garnisonkirche ist ein Stück näher gerückt: Die 2008 gegründete Stiftung Garnisonkirche soll bis zu zwei Millionen Euro aus Mitteln der Parteien und Massenorganisationen der DDR bekommen. Das teilte Kulturministerin Martina Münch (SPD) gestern mit. Wie Münch an den Kuratoriumsvorsitzenden der Stiftung, Bischof a.D. Wolfgang Huber, schrieb, sei der Wiederaufbau der Barockkirche „ein Vorhaben, das über Potsdam hinaus große Aufmerksamkeit findet“. Sie gab zugleich der Hoffnung Ausdruck, „mit dieser Summe eine Initialzündung auszulösen, die viele Spender zu kleinen wie großen Zuwendungen für das Vorhaben motiviert“.

„Das ist die von uns erhoffte Initialzündung für den Wiederaufbau der Kirche“, sagte Bischof Huber gestern den PNN. „Wir freuen uns ganz außerordentlich.“ Bereits mit der Amtsvorgängerin von Münch, Johanna Wanka (CDU), habe es intensive Gespräche gegeben. Schon Wanka habe sich „sehr aufgeschlossen“ gezeigt, das Projekt zu unterstützen. Er sei froh, dass ihre Nachfolgerin das Vorhaben „nun umgesetzt hat“.

Die 1679 bis 1748 von Philipp Gerlach erbaute, einst stadtbildprägende Kirche war 1945 ausgebrannt und 1968 auf Anordnung der SED-Führung gesprengt worden. Der Kirchenbau galt der DDR-Spitze als Symbol der alten Preußenherrschaft. Dabei ist die Geschichte der Kirche wechselhaft. Am 21. März 1933 fand in der Kirche mit dem Handschlag von Hitler und Hindenburg der symbolträchtige Zusammenschluss zwischen Nationalsozialismus und Preußen statt. Münch sprach gestern von einem „Missbrauch der Barockkirche für die Legitimation des Hitlerregimes“. Zugleich sei die Kirche aber auch der „geistliche Mittelpunkt“ für das Infanterieregiment 9 gewesen, aus dem viele Mitglieder des Widerstands gegen Hitler hervorgingen.

Ziel der Stiftung ist es, die Garnisonkirche als offene Stadtkirche und Symbolkirche für Versöhnung wiederaufzubauen. Bis zum 31. Oktober 2017 – dem 50. Jahrestag des Abrissbeschlusses – soll in der Breiten Straße zunächst der Garnisonkirchen-Turm wiederaufgebaut werden. Dieser soll mindestens 25 Millionen Euro kosten. Bislang hatte sich jedoch die Spendenbereitschaft sehr in Grenzen gehalten.

Bischof Huber bezeichnete die Millionen-Zuwendung aus Mitteln des DDR-Parteiensystems auch als „Beitrag zur Wiederherstellung von Gerechtigkeit“. Schließlich sei die Sprengung der Kirchenruine im Juni 1968 „ein ganz unmittelbarer Akt von SED-Unrecht gewesen“.

Kuratorium und Vorstand der Stiftung sowie die Fördergesellschaft zeigten sich gestern dankbar für die Entscheidung der Kulturministeriums. Mit der Förderung aus dem Parteienvermögen der DDR schließe sich „im Blick auf die ideologisch motivierte Sprengung der Kirche ein inhaltlicher Kreis“, hieß es in einer gemeinsamen Mitteilung. „Nun besteht die Chance, mit dem Wiederaufbau des Turms zu beginnen.“

Verwaltungsvorstand Peter Leinemann zeigte sich optimistisch, dass nach dem Millionen-Bescheid des Landes die Spendenbereitschaft zunehmen werde. „Die erste Million ist immer die schwierigste“, so Leinemann. „Wir werden sehr schnell daran gehen, die nächsten Millionen heranzuholen“. Wie Leinemann sagte, sollten etwa fünf Millionen Euro bereitstehen, ehe mit dem Bau des Turms begonnen werde. Die jetzt bereitgestellten zwei Millionen Euro müssen laut Vorgabe bis Ende 2011 investiert sein. Leinemann: „Wir werden es ganz sicher schaffen, das Geld sinnvoll auszugeben.“

Der Vorsitzende der Fördergemeinschaft für den Wiederaufbau der Garnisonkirche, Johann-Peter Bauer, bezeichnete die Entscheidung des Ministeriums auch als „Anerkennung für die schrittweise, zielstrebige und erfolgreiche Arbeit aller Beteiligten, Potsdam die Barockkirche wiederzugeben“.

Michael Erbach

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