Potsdam in 3D: Die Karte der Zukunft
Potsdams Neubauprojekte sind künftig im digitalen Gestaltplan und dem 3D-Stadtmodell sichtbar. Das soll bei Entscheidungen helfen.
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Wie sieht Potsdam in 20 Jahren aus? Welche Straßen, Gebäude und Grünflächen neu entstehen oder verschwinden sollen, lässt sich nun mithilfe des digitalen Gestaltplans nachvollziehen, der seit Donnerstag im Internet einsehbar ist.
„Der Gebäude-Bestand ist grau dargestellt, die ‚Gesicherten Planungen' sind orange, die ‚Langfristigen Planungen' blass-orange“, erläuterte Erik Wolfram vom Bereich Stadtentwicklung-Verkehrsentwicklung bei der Vorstellung des Gestaltplans am Mittwoch. Wer den Plan im Internet aufruft, sieht eine Potsdam-Karte, in der nach Belieben Baumbestand, Tramlinien oder Grünflächen ein- und ausgeblendet werden können.
Besonders viele orange Planungs-Flächen finden sich rund um den Hauptbahnhof, am Alten Markt, in Golm sowie im Potsdamer Norden: Gesicherte Planungen – zu sehen etwa an den orangen Blöcken des Neubauprojekts am Schragen oder der Garnisonkirche – sind in der Regel planungsrechtlich gesichert, in der Planung weit fortgeschritten oder verfügen über einen gültigen Bebauungsplan. Einige Darstellungen sind jedoch mit Vorsicht zu genießen: Bei Bebauungsplänen mit Baufeldern ohne konkrete Projekte wird lediglich eine mögliche Bebauung dargestellt, die nicht endgültig feststeht. Verwirrend ist auch, dass der Stadtkanal bereits als existent eingezeichnet ist: „Für Gewässer gibt es keine gesicherten oder langfristigen Planungen“, so Wolfram. Langfristige Planungen – zum Beispiel das Quartier Rote Kasernen West oder Wohnblöcke am Fuß des Brauhausberges – sind noch nicht planungsrechtlich gesichert, weshalb sich aus der Darstellung auch kein Rechtsanspruch ergibt.
Auf dem Papier existiert der Gestaltplan bereits seit 2001. „Bis vor zwei Jahren waren diese Informationen noch auf 40 unterschiedliche Dateien verteilt und nur in Form von Faltblättern verfügbar“, sagte Wolfram. Seit fünf Jahren arbeitet der Bereich Stadt- und Verkehrsentwicklung an einer digitalen Umsetzung, die dafür erforderlichen 70 000 Euro wurden zu 75 Prozent von der Europäischen Union gefördert.
Ein paar Schwächen hat der Gestaltplan noch: So ist es zwar möglich, per Suchzeile Adressen ausfindig zu machen. Doch die jeweiligen Bauprojekte anzuklicken und herauszufinden, worum es sich dabei handelt und wann sie realisiert werden sollen, ist nicht möglich. „Das ist der nächste Schritt“, versprach Wolfram.
Vielfältiger in der Anwendung ist das ebenfalls vorgestellte 3D-Modell der Landeshauptstadt: Wie bei Google-Earth lässt sich ein dreidimensionales schematisches Abbild der Stadt überfliegen, in dem sich ebenfalls geplante Gebäude maßstabsgetreu einblenden lassen. Wann das 3D-Modell auch für die Öffentlichkeit verfügbar ist, ist noch unklar. Die Stadtverwaltung konnte das Werkzeug jedoch schon erfolgreich einsetzen: „Wir haben es bei der Immobilien-Messe ExpoReal in München verwendet, um Investoren die Projekte und Potenziale Potsdams zu zeigen“, sagte der Baubeigeordnete Matthias Klipp (Grüne). „Nun soll es für die Darstellung von Planungen in der Diskussion mit Bürgern und Stadtverordneten genutzt werden.“
Begonnen hatten die Arbeiten an dem 3D-Modell 2007. Die Software stammt vom Hasso-Plattner-Institut. Die genauen Kosten seien laut Stadtsprecher Markus Klier schwer zu beziffern, der Anteil der Stadt liege bei 30 000 Euro. Für das Modell lassen sich viele Anwendungen denken: „Man könnte Auswirkungen von Straßenlärm, Hochwasser oder Verschattung durch neue Gebäude simulieren“, zählte Erik Wolfram auf.
Schon jetzt lassen sich laut Klipp mit dem Modell Konflikte über Gebäudehöhen und eventuell versperrte historische Sichtachsen klären: „Es hatte Befürchtungen im Bauausschuss gegeben, ob die geplante Schule im Bornstedter Feld Sichtachsen auf das Belvedere verdeckt.“ Im 3D-Modell ließ sich der Neubau leicht einfügen, visualisierte Sicht-Linien zwischen Belvedere und dem Heineberg oder dem Gut Bornim zeigten, dass die Schule nicht im Weg steht. „Behauptungen über angeblich zu hohe Gebäude können wir jetzt knallhart überprüfen“, sagte Klipp. Der nächste Anwendungsfall, so der Baubeigeordnete, dürfte in der Frage um die viergeschossige Bebauung im Norden der Speicherstadt liegen.
www.digitaler-gestaltplan-potsdam.de
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