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Landeshauptstadt: Die Krone des Judentums

Gesetzestreue kritisieren Land und Synagogenbau

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Die in Potsdam ansässige Gesetzestreue Jüdische Landesgemeinde fühlt sich weiterhin von Brandenburgs Landesregierung diskriminiert. Die Gemeinde erhalte weniger Fördermittel vom Land als für den Aufbau einer Gemeinde notwendig wäre, erklärte Shimon Nebrat, Geschäftsführer der Gesetzestreuen Gemeinde, den PNN: „Wir können uns nicht einmal Gemeinderäume leisten.“ Nebrat rechnet damit, dass eine Klage vor dem Landesverfassungsgericht gegen die momentane Förderpraxis der Landesregierung 2012 zur Entscheidung kommt.

Im Zuge einer Novelle der Förderung jüdischen Lebens im Land Brandenburg hatte die Landesregierung ihre Fördersumme von 200 000 Euro auf 500 000 Euro jährlich erhöht. Aus diesem Etat erhält die Gesetzestreue Gemeinde nach Nebrats Angaben etwa 25 000 Euro, der Rest geht an die anderen acht Gemeinden im Land Brandenburg und an den Jüdischen Landesverband. Nebrat zufolge stellt diese Mittelverteilung eine Diskriminierung der Gesetzestreuen Gemeinde dar, da das Judentum in Brandenburg aus Sicht Nebrats aus mindestens zwei Religionsgemeinschaften besteht – den Gesetzestreuen als Nachfolger des im Nationalsozialismus zerstörten Preußischen Landesverbandes Gesetzestreuer Synagogengemeinden, denen laut Nebrat 21 jüdische Gemeinden im Regierungsbezirk Potsdam angehörten. Die derzeit im Land Brandenburg existierenden anderen jüdischen Gemeinden sieht Nebrat in der Nachfolge des Preußischen Landesverbandes jüdischer Gemeinden. Allein der derzeitige jüdische Landesverband könne über einen Sockelbetrag von etwa 100 000 Euro verfügen. Nebrat: „Das wollen wir auch.“ Mittel in dieser Größenordnung seien nötig, um jüdische Bildungs- und Kindereinrichtungen, Gemeinderäume und einen Rabbiner zu finanzieren. Gemäß der jüdischen Vorschriften sei es „die Aufgabe Nummer eins“ einer Gemeinde, eine jüdische Schule zu gründen, eine Jeschiwa. Obwohl es die Jüdische Gemeinde in Potsdam seit 20 Jahren gibt, existiere immer noch keine jüdische Schule. Aus dieser Tatsache leitet Nebrat seine Position zum Bau einer Synagoge in Potsdam ab. Zwar werde eine Synagoge gebraucht, sie mache aber erst Sinn, wenn das Fundament jüdischen Lebens errichtet sei, das bislang völlig fehle. „Eine Synagoge setzt dem Judentum einer Stadt die Krone auf“, sagte Nebrat. Aber: „Wer setzt einem nackten König schon die Krone auf?“ Guido Berg

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