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Landeshauptstadt: Die Kulturwandler
Neues Führungsduo für die krisengeschüttelte Stadtwerke-Tochter Energie und Wasser Potsdam gefunden
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Nach der Stadtwerke-Affäre um Begünstigung und Vetternwirtschaft wird die wichtigste Unternehmenstochter, die Energie und Wasser Potsdam (EWP), neu aufgestellt. Den krisengeschüttelten Versorger soll ab dem 24. April eine Doppelspitze leiten, erklärte Oberbürgermeister und Aufsichtsratschef Jann Jakobs (SPD) am Donnerstag bei einer kurzfristig angesetzten Pressekonferenz. Kaufmännische Geschäftsführerin wird die 51 Jahre alte Volkswirtin Sophia Eltrop, Technikchef der 52-jährige Ingenieur Ulf Altmann.
Jakobs machte deutlich, dass er sich für die Stadtwerke und speziell die EWP einen Kulturwandel wünsche – mit einem neuen Führungsstil, mehr Beteiligung der Mitarbeiter und mehr Transparenz auch innerhalb des Unternehmens. Einer der derzeitigen Interims-EWP-Chefs, Carsten Stäblein, sagte, es bedürfe mehr Flexibilität und modernerer Arbeitsabläufe bei dem Unternehmen. Das Unternehmen müsse sich insgesamt auf mehr Wettbewerb mit anderen Anbietern einstellen, hieß es weiter. Nach PNN-Informationen wird betriebsintern vor allem eine Überbürokratisierung beklagt. Ebenso steige die Kundenzahl, etwa beim Strom, nur leicht oder stagniere sogar – trotz einer rasant wachsenden Stadt.
Die neuen Köpfe kommen dazu in einen Unternehmensverbund, der speziell im vergangenen Frühsommer in den Schlagzeilen stand. Insgesamt vier Geschäftsführer der Stadtwerke und ihrer Töchter EWP und Stadtentsorgung (Step) hatten im Frühsommer innerhalb weniger Wochen das Unternehmen verlassen müssen – unter anderem wegen Vetternwirtschaft und der massiven finanziellen Begünstigung einer Ex-Prokuristin. Für zusätzliche öffentliche Empörung sorgte, dass die früheren Chefs bis zum Auslaufen ihrer Verträge in diesem Jahr weiterhin volle Bezüge erhalten, es geht jeweils um bis zu 200 000 Euro. Die Geschäfte der führungslosen Stadtwerke hatte zunächst ein Interims-Gespann unter Vorsitz des Chefs der kommunalen Bauholding Pro Potsdam, Horst Müller-Zinsius, übernehmen müssen. Die seitdem geleistete Arbeit lobte Jakobs ausdrücklich. Es sei gelungen, die Verunsicherung im Unternehmen aufzufangen – und eben neue Geschäftsführer für die EWP zu finden.
Dafür wurden laut Jakobs eine Auswahlkommission unter seiner Führung gegründet und Personalberater eingeschaltet. Für die beiden hochdotierten Chefposten habe es insgesamt 48 Bewerber gegeben. Das sei ein starkes Kandidatenfeld gewesen, sagte Jakobs – der durchaus die Sorge hatte, dass wegen der Schlagzeilen im Vorfeld vielleicht nur wenige Bewerber Interesse zeigen könnten.
Die beiden Auserwählten konnten unter anderem mit mehrjähriger Führungserfahrung punkten. So ist Eltrop derzeit noch die Chefin des kommunalen Wohnungsunternehmens Howoge in Berlin. Sie arbeitete auch bis 2011 als Prokuristin bei der Flughafen Berlin Schönefeld GmbH, die Vorgängerin der heutigen Flughafengesellschaft für den Pannen-Airport BER. Zudem ist sie Absolventin der renommierten Harvard-Universität. Altmann arbeitet seit Jahren in der Energiebranche, unter anderem in führender Position bei der Energie Mark Brandenburg, bei den Berliner Gaswerken, bei der Netz-Gesellschaften Berlin-Brandenburg und Forst in der Lausitz.
Zu Details ihrer Vorstellungen für die EWP mochten die beiden neuen Spitzenkräfte am Donnerstag freilich noch nichts sagen, erst einmal müsse man das Unternehmen kennenlernen. Altmann sagte aber, mit dem geplanten Kulturwandel könnten bei Mitarbeitern auch neue Ideen hervorgelockt werden, um auf die Herausforderungen der Zukunft reagieren zu können. Und Eltrop sagte, es sei nicht ihre Art, Lösungen ganz alleine am Schreibtisch zu finden – sie pflege vielmehr die offene Kommunikation mit den Mitarbeitern. Henri Kramer
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