Landeshauptstadt: Die Kunst kann kommen
Gestern wurden die Räume für das Fluxus+-Museum an die Nutzer übergeben
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Berliner Vorstadt - Für den Standort Schiffbauergasse scheint Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) mittlerweile Leidenschaften entwickelt zu haben. Denn mit großer Begeisterung hielt Jakobs am Donnerstag seine Rede bei der Schlüsselübergabe für das Kunstmuseum Fluxus+ – da war kaum etwas von der sonst üblichen trockenen Rhetorik bei derartigen Pflichtterminen zu hören. Selbst bei einem kurzen Rundgang durch die Ausstellungsräume am Schirrhof, in denen die Vorbereitungen für die offizielle Eröffnung am 21. April laufen, war Jakobs mehr als interessiert. Er machte Vorschläge, fragte nach bestimmten Künstlern und was alles von Ausstellungsmacher Heinrich Liman in Zukunft geplant sei. Geplant hat Liman einiges, doch ist er erst einmal froh, endlich ein festes Datum für die Eröffnung von Fluxus+ zu haben.
Über zwei Jahre hat die Sanierung und der Umbau der ehemaligen Pferdeställe auf dem Schirrhof gedauert, wie Erich Jesse, Geschäftsführer der Sanierungsträger Potsdam GmbH, sagte. Mit der Übergabe der Räume sei der zweite Bauabschnitt des Zentrums für Kunst und Soziokultur (ZKS) fast abgeschlossen, bis Ende Juni sollen die Außenanlagen fertig gestellt sein. Insgesamt 2,6 Millionen Euro sind für die Arbeiten am Schirrhof ausgegeben worden. Da die ursprünglich geplante gastronomische Nutzung nicht umgesetzt werden konnte, waren zahlreiche Änderungen für einen vernünftigen Museumsbetrieb in den Bauplanungen nötig. „So viel wie ich bei diesem Projekt mit den Architekten sprechen musste, das habe ich bisher noch bei keinem anderen Projekt erlebt“, sagte Jesse. Und wie er das in seiner trockenen Art sagte, war anzumerken, dass diese Gespräche nicht immer leicht gewesen waren und auch darauf Einfluss hatten, dass der Eröffnungstermin immer wieder verschoben werden muss.
Auf zwei Etagen und knapp 1000 Quadratmetern wird nun ab dem 21. April Fluxus-Kunst zu sehen sein. Im Erdgeschoss sollen neben Wechselausstellungen ein Museumsshop und ein Café eingerichtet werden. Das Obergeschoss soll neben einer Dauerausstellung des Künstlers Wolf Vostell auch andere zeitgenössische Künstler wie Hella De Santarossa und Constantin Ciervo zeigen. Neben wechselnden Videovorführungen plant Fluxus+-Chef Liman auch Lesungen und Diskussionsrunden.
Wie Liman sagte, soll das Gezeigte sich nicht nur auf die in den 1960er Jahren entstandene Fluxus-Kunstform beschränken, in der mittels Tanz, Performance, Malerei und Musik Alltägliches mit der Kunst verbunden wurde. „Das Plus in unserem Namen ist als Öffnungsklausel zu verstehen. Wir werden auch ganz junge Künstler zeigen“, sagte Liman.
Liman hofft, dass das Fluxus+-Museum nicht nur Besucher aus Potsdam und der Umgebung anlockt. „Wir hoffen auf Besucher aus der ganzen Welt“, so Liman. Eine entsprechende Besucherzahl ist dann auch nicht allein für das Renommee des Museums wichtig. Da die Räume für die Fluxus-Ausstellung zu dem gewerblichen Bereich des ZKS in der Schiffbauergasse gehören, muss hier entsprechende Miete gezahlt werden.
Oberbürgermeister Jakobs gibt sich da optimistisch und hofft, dass der Einfluss von Fluxus nicht nur auf die Ausstellungsräume beschränkt bleibt. „Vielleicht kann diese Aktionskunst auch den Schirrhof mitgestalten, dessen schlichtes Aussehen ja schon einige Kritik hervorgerufen hat“, sagte Jakobs
Dirk Becker
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