Kurve vor Landtag soll sicherer werden: Die Kurve des Unwohlseins
Die Stadt Potsdam will den Engpass zwischen Landtag und Tramtrasse entschärfen und plant neue Sicherheitsmaßnahmen. Eine strikte Trennung zwischen Rad- und Fußweg in der engen Kurve lehnt die Stadt aber weiterhin ab.
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Potsdam - Pfeilschnell saust ein Radfahrer um die Kurve am Landtagsschloss. Ein paar Fußgänger springen erschrocken zur Seite, kopfschüttelnd, manche rufen ihm ihre Empörung noch hinterher. Passiert ist nichts – zum Glück.
Situationen wie diese haben wohl die meisten Potsdamer und Touristen an der Kurve zwischen Parlamentsneubau und dem Geländer vor der Tramtrasse schon mehr als einmal erlebt. Es kracht fast, aber meist kommen die Beteiligten mit dem Schrecken davon. Seit der Eröffnung des Landtags vor rund zwei Jahren wird über das Nadelöhr an dieser Stelle heiß diskutiert, immer wieder gab es Forderungen aus der Stadtpolitik, die Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer dort zu verbessern. Bislang mahnen lediglich zwei Hinweisschilder zur gegenseitigen Rücksichtnahme.
Was geplant ist, um die Landtagskurve sicherer zu machen
Nun aber plant die Stadt eine Reihe von Maßnahmen, um die Situation vor Ort zu entschärfen. So sollen auf dem Radweg der Langen Brücke stadteinwärts sogenannte Rüttelstreifen geklebt werden, damit Radfahrer gezwungen werden, ihr Tempo zu drosseln. Darüber hinaus werde man, voraussichtlich im nächsten Frühjahr, den Kreuzungsbereich am Fuße der Langen Brücke an der Einmündung der Humboldtstraße umgestalten, kündigte Potsdams Fahrradbeauftragter Torsten von Einem am Freitag bei einem Vor-Ort-Termin an. Die derzeitige Lage sei dort in mehrerer Hinsicht misslich: So müssten Fußgänger, die die Lange Brücke in Richtung Weisse Flotte überqueren wollen, bei roter Ampel mitten auf dem Radweg stehen, weil es keinen eigenen Wartebereich gibt. Der soll nun geschaffen und der Radweg dafür ein Stück nach rechts, weg von der Tramtrasse, verlegt werden.
Bereits im Mai habe man die Ampelschaltung für Autos verbessert, so von Einem. Früher mussten Rechtsabbieger in Richtung Humboldtstraße auf Fußgänger und Radfahrer achten, für die die Ampel ebenfalls auf Grün geschaltet war. Seit dem Frühsommer gibt es eine eigene Ampel für Rechtsabbieger, sodass sich niemand mehr in die Quere kommen soll.
Botschaft: Teilt euch den Straßenraum und nehmt Rücksicht
In der engen Kurve zwischen Landtagsschloss und Tramstrecke will die Stadt zwei große Piktogramme mit den Symbolen für Fußgänger und Radfahrer auf den Boden kleben. Die Botschaft: Teilt euch den Straßenraum und nehmt aufeinander Rücksicht. Eine Abgrenzung zwischen Rad- und Fußgängerverkehr durch eine Markierung im Kurvenbereich, wie von der Politik mehrfach gefordert, lehnt die Stadt weiterhin ab. Dazu sei der Straßenraum an dieser Stelle nicht breit genug, sagte von Einem. Auch das Aufstellen von Spiegeln, wie es die Linken beantragt hatten, ist aus Rathaussicht keine Lösung. Spiegel ließen an dieser Stelle immer einen toten Winkel. Zudem könnten sie im Sommer schädlich sein, weil sie womöglich Radfahrer blenden. Als letzte Maßnahme werde erwogen, das Tramgeländer an der Kurve um einen Meter in Richtung Haltestelle zu verlängern, sagte der Radbeauftragter. Dadurch würden Radfahrer, die die Gleise in Richtung Breite Straße überqueren wollen, gezwungen, langsamer zu fahren. Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen.
Insgesamt sollen die Umbauten rund 50 000 Euro kosten, die im nächsten Frühjahr, voraussichtlich in den Osterferien, auch mit Einschränkungen verbunden sein werden. Während der Bauarbeiten müssen sich Radler und Fußgänger einen schmaleren Raum auf der Langen Brücke teilen, die Busse müssen die Autospuren statt der Tramtrasse nutzen.
Kein Unfallschwerpunkt
Für stärkere Eingriffe in den Straßenraum als die geplanten sieht die Stadt keinen Spielraum. Dafür müsste der Bereich ein Unfallschwerpunkt sein, was er nicht ist. Zumindest die offiziellen Zahlen geben der Stadt recht. 19 Unfälle habe es zwischen 2013 und 2015 insgesamt in dem Bereich gegeben, sagte von Einem. Nur drei davon fanden in besagter Kurve statt, in lediglich einem dieser Fälle wurde eine Person schwerer verletzt. Um als Unfallschwerpunkt zu gelten, müssten binnen eines Jahres mindestens fünf Unfälle gleichen Typs an einem Ort stattfinden oder binnen drei Jahren drei Unfälle mit Schwerverletzten oder Toten.
Von Einem räumte ein, dass auch er sich beim Passieren der Kurve alles andere als wohl fühle. Diskussionen gebe es wohl weiterhin. Linke-Kreischef Sascha Krämer forderte bereits am Freitag eine „sichtbare Trennung“ zwischen Rad- und Fußweg am Landtag.
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Kaum ein Radfahrer wird sich durch die Rüttelplatten deutlich in seinem Tempo bremsen lassen. Ein Kommentar >>
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