Landeshauptstadt: Die Landschaft Mensch
Ulrich Geßner hat sich für seine Leidenschaft, die Fotografie, entschieden und den Kalender „Potsdam Beauties“ herausgebracht
Stand:
Menschen sind die schöneren Landschaften. Es gilt nur, sie zu entdecken.
Ulrich Geßner ist ein Entdecker. Mit seiner Kamera macht er sich auf die Suche. Behutsam, aber bestimmt. Unaufdringlich, trotzdem grenzenlos. Dabei immer Vertrauen vermittelnd, das die Sicherheit gibt, sich zu öffnen. Und in bestimmten, ganz besonderen Momenten entstehen auf dieser Entdeckungsreise Bilder, die Seiten von Menschen zeigen, die sie selbst nicht für möglich gehalten hätten. Einige Bilder dieser Reisen hat Geßner in dem Kalender „Potsdam Beauties“ zusammengestellt.
Ganz unbekannt ist die Leidenschaft von Ulrich Geßner nicht. Vor fünf Jahren hatte der Potsdamer seine erste Fotoausstellung in der Stadt- und Landesbibliothek. „Sinnlich & frech – Potsdamer Mädchen im Sommer 2002“ nannte er damals die 15 großformatigen, erotischen Bilder. Menschliche Landschaften, die ihm das Interesse von Presse und Fernsehen einbrachten. Mancher sah in ihm schon einen neuen Starfotografen. Doch Ulrich Geßner, damals 29 Jahre alt, hielt sich zurück. „Mit 35 weiß ich meinen Weg“, hatte er gesagt. Jetzt, über fünf Jahre später, hat er sich endlich entschieden: Für die Fotografie.
Bis vor wenigen Monaten arbeitete Ulrich Geßner als Beamter im gehobenen Dienst, er studierte Rechtswissenschaften, alles lief in geordneten Bahnen. Aber es braucht nur wenige Minuten, in denen man Geßner zuhört, wenn er von seiner Leidenschaft, der Fotografie, spricht, um zu verstehen, warum er seinen sicheren Arbeitsplatz gegen die Unwägbarkeiten der Selbständigkeit eingetauscht hat. Jahrelang hat Ulrich Geßner ein Doppelleben geführt. Am Tage die Arbeit im Büro, dann, oft bis tief in die Nacht, fotografieren. Geßner hat es sich nicht leicht gemacht, hat die Spannungen ausgehalten, die ihm durch die Enge in der Behörde und die scheinbar unendlichen Möglichkeiten der Selbstentfaltung in der die Fotografie auferlegt waren. Ulrich Geßner glaubte an sein Können, doch brauchte es erst einen Anstoß von außen für seinen entscheidenden Schritt.
„Vor zwei Jahren rief die Geschäftsführung des Berliner Theater des Westens bei mir an und fragte an, ob ich Fotos von dem Erfolgsmusical Les Miserables machen könnte“, sagt Geßner. Zuerst dachte er an eine Verwechslung, doch die Theaterleute wollten ihn. „Das war schon ein sehr gutes Gefühl und gleichzeitig die Bestätigung für meine Arbeit.“
In Potsdam hat Ulrich Geßner sein Studio, sein Terminkalender ist voll. Gerade erst war ein Model bei ihm, das extra aus der Schweiz kam, um sich von ihm fotografieren zu lassen. Wenn Ulrich Geßner davon erzählt, schüttelt er oft den Kopf, als würde es ihm schwer fallen, dass alles zu glauben. Er fotografiert für die Staatliche Ballettschule in Berlin, hat die Damen der Deutschen Nationalmannschaft für Rhythmische Sportgymnastik abgelichtet. Wer sich auf seiner Homepage die Bilder in den verschiedenen Galerien anschaut, entdeckt viele menschliche Landschaften, die nicht mit oberflächlichen Reizen locken. Viele dieser Bilder offenbaren ihre Schönheit erst auf den zweiten Blick, wenn der Betrachter das Vertrauen spürt, das Ulrich Geßner den Frauen gab, als er sie fotografierte. Apropos Frauen. Es fällt nicht schwer, dem Fotografen zu unterstellen, dass sich sein fotografisches Interesse hauptsächlich auf die Weiblichkeit bezieht. Und wenn er Frauen fotografiert, so ist beim größten Teil seiner Bilder immer eine feine erotische Stimmung zu spüren. Eine bewusste Entscheidung, sich auf dieses Genre zu beschränken?
Ulrich Geßner schüttelt den Kopf. „Frauen sind da einfach offener“, sagt er. Regelmäßig fotografiert er auch Hochzeitsgesellschaften, hat die Modewelt entdeckt und hier erste Aufträge bekommen. „Fashion a la German Next Topmodell“, sagt Ulrich Geßner, darin sieht er einen Teil seiner fotografischen Zukunft. Doch bei all der Professionalität will er auch weiterhin für „jedermanns besonderen Fotowunsch“ zur Verfügung stehen. „Einfach anrufen und wir machen einen Termin“, sagt Geßner. Termin, das bedeutet bei ihm fast ein ganzer Tag, an dem er sich ausschließlich um seinen Kunden kümmert. Von einer exklusiven Traumwelt spricht Ulrich Geßner, in die er seine Kunden entführen will, wenn er von einer solchen Fotosession erzählt. Und es klingt nicht übertrieben, wenn er so davon spricht. Ulrich Geßner meint das ehrlich. Diese Ehrlichkeit und seine offene Art sind wahrscheinlich der Schlüssel dafür, warum er das Vertrauen der Frauen für seine Bilder findet. Fragt man ihn nach seinem Geheimnis, sagt er, dass es wohl an seiner Art liege. Später erzählt er, dass er sich vor jeder dieser Entdeckungsreise fragt, wie er sich selbst fühlen würde, wenn er vor der Kamera stünde. Das helfe auf dem Weg zum besonderen Bild.
Für seinen Kalender „Potsdam Beauties“, der streng limitiert ist, hat Ulrich Geßner sich durch sein Archiv von 100 000 Schwarzweißaufnahmen gearbeitet. Das Ergebnis von zwölf Jahren fotografischer Leidenschaft. „Dieser Kalender ist auch eine persönliche Werkschau, ein Hommage an die analoge Fotografie.“ Für viele Aufnahmen nutzt er fast nur noch seine Digitalkamera. Für bestimmte Aufnahmen greift er immer wieder auf die analoge Kamera zurück. Dafür gibt es keine rationale Begründung, es ist einfach ein bestimmtes Gefühl, von dem er sich leiten lässt. Und warum gibt es von ihm keine wirklichen Landschaftsbilder?
Ulrich Geßner erzählt von seiner ersten Kamera, die er nach dem Abitur gekauft, auf einer Italienreise ausgiebig ausprobierte. Damals hat er fast nur Landschaften fotografiert. „Danach nur noch Menschen“, sagt Ulrich Geßner. Ein Blick auf seine Bilder reicht um zu erkennen, dass mit seinem Blick Menschen einfach die schöneren Landschaften sind.
Der Kalender „Potsdam Beauties“ kann für 19,90 Euro bei „Print Express“ in der Charlottenstraße 85 gekauft oder unter www.ulrichgessner.de oder Tel.: (0331) 88 736 99 bestellt werden.
Dirk Becker
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