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Foodsharing in Potsdam: Die Lebensmittelretter

Die Initiative Foodsharing sammelt Essen ein, das sonst in der Tonne landen würde. Auch in Potsdam.

Von Katharina Wiechers

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Eine weitere Möglichkeit, Essen vor dem Weg in die Mülltonne zu bewahren, hat die mittlerweile bundesweit aktive Initiative Foodsharing gefunden. Seit 2012 sammeln die Mitglieder Übriggebliebene Lebensmittel aus Supermärkten, Bio-Läden, Restaurants oder von Wochenmärkten ab und verteilen sie an Freunde und Familie – oder essen sie selbst.

Auch in Potsdam ist Foodsharing aktiv, etwa 150 Menschen umfasst die Community, wie einer der beiden Verantwortlichen für die Region, Paavo Günther, sagt. Nach einem ausgeklügelten System werden sie zu den verschiedenen Abholungen eingeteilt, die jeden Tag stattfinden.

Kooperation mit 15 Betrieben

Denn Foodsharing kooperiert mit insgesamt 15 Betrieben in Potsdam: Darunter mehrere Bio-Läden, einige Bäcker und Händler von Wochenmärkten – zum Beispiel auf dem Bassinplatz. Je nach Bedarf werden dort bis zu einmal täglich jene Lebensmittel abgeholt, die sonst weggeschmissen würden: nicht verkaufte Brötchen, Gemüse mit unansehnlichen Druckstellen oder abgelaufene Milch. Fast immer seien die Lebensmittel noch genießbar, sagt Paavo Günther.

Wer die Waren abholt, darf sie auch behalten oder sie in seinem Umfeld verteilen. Auch Paavo Günther selbst, freiberuflicher Schlagzeuger und vor einigen Monaten von Berlin nach Potsdam gezogen, fährt einige Touren. Die Lebensmittel, die er einsammle, verteile er im Freundeskreis und an bekannte Wohngemeinschaften oder Hausprojekte. „Auch einfrieren kann man Lebensmittel ja gut.“ Die meisten Foodsharer in Potsdam seien Studenten, auch einige junge Eltern gehörten zu, so der 30-Jährige. Den meisten gehe es weniger darum, Geld zu sparen, sondern Lebensmittel zu retten.

Ein anderes Konzept: Öffentliche Kühlschränke

Für den Fall, dass die Foodsharer nicht genügend Abnehmer finden, gibt es noch eine weitere Möglichkeit, das Essen an den Mann zu bringen. So gibt es sogenannte Fair-Teiler, also öffentliche Kühlschränke, die jeder befüllen und an denen sich jeder bedienen kann. In Potsdam gibt es davon zwei – einen in Golm, einen in Babelsberg (genaue Standorte unter foodsharing.de). Auf der Webseite ist noch ein dritter Standort angegeben, nämlich das vegane Restaurant Madia in der Lindenstraße. Ein üblicher Fair-Teiler ist dies aber nicht, wie Paavo Günther erklärt. Vielmehr werde dort jeden Freitagabend eine sogenannte KüfA (Küche für alle) veranstaltet. Ab 19 Uhr werden dort gemeinsam all jene Lebensmittel, die gerettet wurden, zu einem Abendessen verarbeitet, das anschließend gemeinsam eingenommen wird. Kommen kann jeder, zahlen muss man nichts. Die Kühlschränke stehen natürlich auch anderen Potsdamern offen, die privat Lebensmittel übrig haben – zum Beispiel vor einem Urlaub. Sie könnten aber auch einen sogenannten „Essenskorb“ auf foodsharing.de erstellen, so Paavo Günther. Dabei geben Nutzer an, was sie abzugeben haben und wie man die Lebensmittel abholen kann.

Rechtliche Risiken gibt es keine

Gegründet wurde die Initiative vor rund vier Jahren in Berlin. Erster offizieller Kooperationspartner war der Bio-Supermarkt Bio Company, der nicht mehr zu verkaufende Lebensmittel seitdem an Foodsharer abgibt. Auch die vier Potsdamer Bio Company-Filialen beteiligen sich.

Für die Betriebe hat eine solche Kooperation den Vorteil, dass sie sich die Entsorgung der Lebensmittel sparen. Rechtliche Risiken haben sie keine, etwa wenn sie verdorbene Lebensmittel abgeben. Und sie helfen natürlich mit, Lebensmittelverschwendung zu vermeiden.

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