Landeshauptstadt: Die Legende vom Müller
Ausstellung zur Geschichte der Historischen Mühle von Sanssouci wird im Winter neu gestaltet
Stand:
Die rund 60 000 Besucher, die jährlich die Böden (Etagen) der Historischen Mühle ersteigen, werden in der Saison 2007 im zweiten Obergeschoss erstmals jedes Detail über die Geschichte des Bauwerks, die Legende vom „Müller von Sanssouci und den ihr zugrunde liegenden Prozess gegen den neumärkischen Wassermüller Arnold erfahren. Als Winterarbeit will Geschäftsführer Torsten Rüdinger mit seinem Team (Sandra Hoeritzsch, Alexandra Jäger, Stephan Theilig) diesen Teil der Ausstellung neu gestalten. Dazu wurden umfangreiche Quellenrecherchen betrieben. So kann die Historie des Standorts, für den Friedrich Wilhelm I. bereits 1736 den Bau einer Bockwindmühle ausschrieb, von den Anfängen an dargestellt werden. Geschildert wird beispielsweise, wie die zum Einschlag freigegebenen riesigen Bäume seinerzeit zur Sägemühle am Hakendamm transportiert und dort zu Bauholz geschnitten wurden. Der Soldatenkönig hatte damals ein Mühlenprogramm aufgelegt, um die Mehlversorgung der wachsenden Bevölkerung zu sichern.
Für die Ausstellung wird ein modernes museales Konzept umgesetzt. Es erschöpft sich nicht in Text-Bild-Tafeln, sondern bietet auch Arbeitsgeräte sowie Modelle von Bockwind- und Holländermühlen. In Vitrinen werden Mühlsteinstücke und andere Originalteile gezeigt, die bei Schachtungsarbeiten am Mühlenhaus zutage traten. Zurzeit bemüht sich Rüdinger, aussagestarke Fotos über den am Ende der DDR-Zeit begonnenen und nach der Wende beendeten Wiederaufbau der 1945 ausgebrannten Mühle zu beschaffen. „Mit der Stiftung Schlösser und Gärten sind wir einig, dass wir uns auf die Darstellung der Mühlengeschichte konzentrieren, erklärt er. „Kunstausstellungen werden wir deshalb nur noch in Ausnahmefällen zeigen.
Auf dem ersten Boden, der die regionale Mühlengeschichte des 18. und 19. Jahrhunderts darstellt, wurde das neue Konzept bereits umgesetzt. Ein Berliner Design-Unternehmen hat die Tafeln hängend angeordnet, dazu wurden Möglichkeiten für die Besucher geschaffen, das Aufziehen der schweren Kornsäcke mittels Seilzügen selbst nachzuvollziehen. Solche Angebote erhält der Besucher auch auf dem dritten Boden, der unter dem Titel „Mühlen heute ebenfalls neu gestaltet wird. Themen sind der Müllerberuf, der Mühlentourismus, aber auch die moderne Windenergienutzung.
Eine Grundlage für diese Neugestaltungen, die immerhin 37 000 Euro erfordern, ist die im Juni abgeschlossene Vereinbarung zwischen der Mühlenvereinigung Berlin-Brandenburg als Betreiber und dem Eigentümer, der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. Sie öffnete den Weg für die finanzielle Förderung des Vorhabens durch das Kulturministerium. Zudem wird es vom Mühlenkreis Minden-Lübecke, vom Verband Deutscher Mühlen, dem Bundesverband Windenergie und dem Förderwerk Brandenburgische Kulturlandschaft e.V./Institut für Getreideverarbeitung unterstützt. Torsten Rüdinger freut sich ebenso über die Hilfe des Babelsberger TBZ-Ausbildungszentrums bei der Reparatur historischer Mühlentechnik. Außerdem ist der junge Sanssouci-Müller Frederic Schüler dabei, einen Außenaufzug zu installieren. Dann müssen die schweren Säcke nicht mehr nach oben getragen werden. „Das ist sehr wichtig, denn wir verstehen uns ja in erster Linie als produzierendes Mühlenmuseum, erläutert Rüdinger. Deshalb kann der Besucher hier selbst gemahlenes Mehl, Mühlenbrot und andere Backwaren erstehen. Das Angebot umfasst von Öl bis Senf ausschließlich hochwertige Mühlenprodukte.
Nach der Saison ist die Historische Mühle nun nur noch an den Wochenenden geöffnet. Am 11./12. November allerdings nicht, denn dann läuft der Einbau neuer Fußböden. Die Malerarbeiten werden von Handwerkern des Schirrhofs der Stiftung ausgeführt – auch dies ein Beispiel dafür, dass sie als Eigentümer bei der Erhaltung des Bauwerks nunmehr gut mit dem Betreiber zusammenwirkt.
Erhart Hohenstein
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