Potsdam: Die letzte Mega-Sause?
Vor Beginn des dreitägigen Stadtwerke-Festivals: Potsdams Stadtverordnete diskutieren über die Zukunft des alljährlichen Open Airs
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Innenstadt - Noch steht für das Stadtwerkefestival gerade einmal die Bühne – doch schon diskutiert die Stadtpolitik, wie das Open Air bei seinen nächsten Ausgaben aussehen könnte. Dabei zeichnet sich ab: Ob es jemals wieder eine Sause mit großen internationalen Stars wie an diesem Wochenende und in den vergangenen Jahren geben wird, über drei Tage und kostenlos, ist fraglich. Denn der Abgang von Stadtwerke-Chef Peter Paffhausen nach der Aufdeckung von Geldgeschäften mit dem Fußballverein SV Babelsberg an den Aufsichtsgremien vorbei ist für die Stadtverordneten Anlass, grundsätzlich über das Festkonzept nachzudenken.
So müsse diskutiert werden, ob das Festival weiter in dem „gigantischen Ausmaß“ betrieben werden könne, erklärte der CDU-Fraktionsvorsitzende Michael Schröder den PNN auf Anfrage. Es müsse die Frage der „Verhältnismäßigkeit“ gestellt werden. Auch SPD-Chef Mike Schubert sagte, es müsse in Potsdam weiter ein – wörtlich – „Stadtfest“ geben: „In welcher Form, darüber muss gesprochen werden.“ Es dürfe keine „Geheimniskrämerei“ mehr zu den Kosten geben und es müsse „regelmäßig“ zum Stand der Planungen informiert werden: „Dadurch würde manche Mutmaßung verstummen.“
Doch auch nach dem Rücktritt von Paffhausen wollen die Stadtwerke diese Forderung nicht umsetzen. Prokurist Ralf Zeretzke sagte, er könne kursierende Zahlen nicht bestätigen. Nach PNN-Informationen soll das Fest in diesem Jahr 820 000 Euro kosten, wovon der größte Teil vom Stadtwerke-Gaslieferanten Verbundnetz Gas kommt. Zeretzke sagte, die Stadtwerke hätten mit den Künstlern Sonderverträge vereinbart – würden die Kosten veröffentlicht, bestehe die Sorge, dass die Stadtwerke nicht mehr so gute Konditionen wie jetzt herausholen könnten.
Dass es überhaupt große Namen braucht, daran zweifeln vor allem die kleineren Fraktionen im Stadtparlament. Saskia Hüneke von den Grünen sagte, sie wünsche sich ein Fest mit „mehr Lokalkolorit“ bei der Auswahl der Künstler. Ute Bankwitz vom Bürgerbündnis erklärte, der Rahmen des Festes solle bescheidener sein – „wie es einer Stadt von der Größe Potsdams zukommt“. Zudem vermisse sie bei dem Fest mehr Instrumente der Kundenbindung für die Stadtwerke. Die Fraktion Die Andere hat dazu den Stadtverordneten ein Modell des partizipativen Sponsorings vorgeschlagen, bei dem die Stadtwerke-Kunden über ein Beiblatt auf ihrer Rechnung bestimmen, wohin der Werbeetat der Stadtwerke – aus dem das Fest zum Teil bezahlt wird, aber auch Sponsoring-Leistungen für Sport und Kultur – fließen soll. Ohnehin fordert die Politik mehr Beteiligung der Potsdamer bei dem Fest. FDP-Fraktionschefin Martina Engel- Fürstberger hatte zuletzt im Stadtparlament vorgeschlagen, die Einwohner der Landeshauptstadt repräsentativ zu befragen, ob sie das Fest haben wollen oder nicht – und in welcher Form. Diesen Vorschlag können auch Befürworter der Party etwas abgewinnen. „Ich glaube aber, dass viele Potsdamer das Stadtwerkefest wollen“, sagte Linke-Fraktionschef Hans- Jürgen Scharfenberg. Doch für die Debatte müsse es eine belastbare Grundlage geben. Aus „praktischen Erwägungen“ halte er es auch für richtig, über drei Tage zu feiern – eine Bühne nur für einen Tag aufzustellen sei „unwirtschaftlich“. Erbringe die Umfrage eine Zustimmung der Potsdamer, dann könne das Fest weiter in „hoher Qualität“ stattfinden. Zugleich sprach sich Scharfenberg für eine transparente Kostenveröffentlichung aus.
Bei den Stadtwerken konzentriert man sich derweil auf die Vorbereitung: Die Azubis im Konzern betreuen die Stände an den Festtagen, der Verkehrsbetrieb fährt mit Sonderbahnen, die Stadtreinigung bereitet sich auf Müllberge vor. Erwartet werden Zehntausende Besucher. Ob auch der Vater des Festivals, Peter Paffhausen, kommen wird, ist unklar. Prokurist Zeretzke sagt: „Er ist als einer unserer Kunden eingeladen – und mit seinem Stromverbrauch ist er ein sehr guter Kunde.“
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