Von Peer Straube: „Die Leute abholen, wo sie sind“
Bei Barbara Richsteins erstem Auftritt als Oberbürgermeisterkandidatin blieb ihre Wahlstrategie unklar
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Die große Kampfansage blieb aus. Es war der erste öffentliche Auftritt von Barbara Richstein nach dem Bekanntwerden ihrer Kandidatur für das Amt des Oberbürgermeisters. Der CDU-Ortsverband Drewitz/Stern/Kirchsteigfeld hatte die 44-Jährige ehemalige Justizministerin Brandenburgs am Donnerstagabend eingeladen. Und rund 30 Versammelte im Drewitzer Restaurant „Zum Lindenhof“ wollten hören, was Richstein für eine Nachfolge von SPD-Amtsinhaber Jann Jakobs prädestiniert.
Doch blieb dies am Donnerstagabend noch reichlich vage. „Potsdam hat einen bürgerlichen Oberbürgermeister verdient“, rief sie den Anwesenden tapfer zu. Und: „Wir müssen die Leute abholen, wo sie sind.“ Auf der Straße, an den Haustüren, quer durch alle sozialen Bevölkerungsschichten. Richstein beschwor die altbekannten Stärken Potsdams, die es besser zu nutzen gelte: Forschungseinrichtungen, Medienstandort, Verwaltungsstadt. Deren Potenziale müsse man „irgendwie zusammenführen“. Familienfreundlicher solle Potsdam werden, falls sie gewählt wird. „Es reicht nicht, nur kinderfreundlich zu sein.“ Es gehe um das Zusammenleben aller Generationen. Wie sie denn mit dem Thema der gesperrten Uferwege am Griebnitz- und Groß Glienicker See umzugehen gedenke, wollte ein Teilnehmer der Runde wissen. Einen „großen Haufen“ habe die aktuelle Rathauspitze da hinterlassen, kritisierte Richstein, um dann aber zu bekennen, auch sie habe „noch keine Strategie“ oder gar „ein Patentrezept“.
Die härtesten Attacken Richtung Jakobs überließ Richstein dem CDU-Kreisvize Steeven Bretz. Allein der Uferwegstreit sei eine „schwere politische Niederlage“ für den Amtsinhaber. Die Verwaltung agiere wie ein „zähflüssiger Tanker“, bei dem jeder das Steuer in eine andere Richtung lenke, beschwor Bretz ein etwas schiefes Bild herauf. Die Union „brenne“ auf den Wahlkampf, Jakobs müsse „ein bisschen Druck in der Pfeife“ spüren. Er freue sich daher, dass die CDU eine „so wunderbare, charmante und gutaussehende“ Herausforderin gefunden habe, so Bretz. Die so Umschmeichelte bedankte sich artig für den „warmen Empfang“ bei der Potsdamer CDU, von der sie den Eindruck habe, sie gehe „mit großer Geschlossenheit“ in den Wahlkampf. Allerdings waren weder CDU-Kreischefin Katherina Reiche noch ihr größter innerparteilicher Gegner in Potsdam, Michael Schröder, Chef der Stadtverordnetenfraktion, bei der Veranstaltung anwesend.
Am 12. Juni, kündigte Richstein an, soll die Nominierungsveranstaltung stattfinden, auf der die Parteibasis sie offiziell zur Oberbürgermeister-Kandidatin ernennen soll. Wohlwollendes Nicken, am Ende ein freundlicher Applaus.
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