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Potsdamer Nachwuchs. Die HFF-Regisseure Joens Joenson (hinten links), Anna Deutsch (hinten rechts), Anna Samoylovich (l.) und Sonja Rohleder auf der Berlinale.

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Vier Filmstudenten der HFF nehmen an der diesjährigen Berlinale teil. Die Studierenden arbeiten mittlerweile schon wieder an neuen Projekten

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Von wegen sorgloses Studentenleben mit Feiern und Abhängen. Die jungen Filmemacher Jöns Jönson, Sonja Rohleder, Anna Samoylovich und Anna Deutsch haben seit Monaten alle Hände voll zu tun. Derzeit organisieren sie ihre kommenden Filmprojekte im In- und Ausland, zuvor lautete das selbst gesteckte Ziel, einen Kurzfilm zur Berlinale 2009 einzureichen. Zumindest diese Bemühungen waren von Erfolg gekrönt. Bei aller Unterschiedlichkeit der vorgelegten Beiträge vereint die vier: Sie studieren an der Hochschule für Film und Fernsehen (HFF) „Konrad Wolf“ in Potsdam-Babelsberg.

Darüber hinaus eint die vier Beiträge ihre Poesie. Fernab der an deutschen Filmschulen gängigen Selbstfindungsbeiträge werden kleine Geschichten erzählt, die über Sprachgrenzen hinaus berühren. Da musste die Vorauswahljury der Berlinale wohl einfach zugreifen.

Die 25-jährige Anna Samoylovich produzierte einen Zirkusfilm. „Es geht um einen einsamen Clown, der sich aus seinem Kaninchen eine Frau zaubern will. Heraus kommt allerdings ein Monster“, erzählt die Künstlerin. Beraten worden sei sie von ihrem Freund, der in seiner Freizeit zaubert und auch an der HFF studiert. Er war es auch, der Anna von der Moskauer Filmakademie an die renommierte märkische Filmhochschule nach Potsdam-Babelsberg „lockte“. Ausgewählt worden ist der 4-Minuten-Film „Hokus Pokus“ für die Sektion Kplus.

Ebenfalls einen Animationsfilm bei Kplus präsentiert Sonja Rohleder. Wie Sandrine Bonnaires derzeit im Kino laufender Dokumentarfilm „Ihr Name ist Sabine“ beschäftigt sich Rohleders Film „Cocoon Child“ mit dem Thema Autismus. „Mein Film ist kein Lehrfilm, sondern eine poetische Verarbeitung des Themas“, sagt die Potsdamer Studentin. „Die Freiheit, die die Animation bietet, hat mir die Möglichkeit gegeben, das Thema auf eine phantastische Art umzusetzen.“ Allerdings sei sie ziemlich nervös, wie die Zuschauer darauf reagieren. Die Berlinale-Teilnahme bezeichnet die 26-Jährige als „schönen Start für den Film“.

Einem vermeintlich ausgeloteten Thema nähert sich die 29 Jahre alte Anna Deutsch mit real gefilmter Poesie: Sie beobachtete für ihren Film „Gitti“ Senioren bei der Partnersuche. Im Mittelpunkt steht eine 70 Jahre alte Frau aus Berlin-Pankow, die per Kontaktanzeige ihrer Einsamkeit ein Ende machen will. „Sie steht mit beiden Beinen im Leben und war bei den Dreharbeiten völlig uneitel“, berichtet Deutsch. Auf die Frage, ob ihre Story mitten aus dem Leben ein Happy End findet, antwortet die Filmemacherin nur mit einem Augenzwinkern.

Auch Jöns Jönson widmet sich in seinem Berlinale-Beitrag dem Thema Liebe im Alter. Er drehte in seiner Heimat Schweden „Havet – Das Meer“. Der kurze Spielfilm erzählt von einem Paar, das in einem südschwedischen Dorf an der Küste lebt und dessen Alltag dort mehr und mehr von der seltenen Lungenkrankheit des Mannes beherrscht wird. Der 27-jährige Jönson studiert in Babelsberg im fünften Semester Regie. Dem voraus gingen der Besuch einer Berliner Drehbuchschule und ein Italienisch-Studium. Anders als zu vermuten, ist sein schwedisches Vorbild im nunmehr gewählten Beruf jedoch nicht Ingmar Bergmann, sondern Bo Widerberg, ein in Deutschland eher unbekannter Regisseur.

Auch wenn Jöns Jönson die Teilnahme an der Berlinale freut, bleibt zum Genießen kaum Zeit – gerade drehte er im Zuge eines Austauschprojektes im Iran. Er wollte das Thema Religion nüchtern betrachten: Während iranische Studenten in Deutschland einen Pfarrer begleiteten, filmte HFF-Student Jönson das Leben eines Mullahs. Torsten Hilscher

Torsten Hilscher

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