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Sophia aus Potsdam weiß, wie man in eine Kamera schaut.

© Karl-Rainer von der Ahé

Modemesse "Potsdam Now": Die nächste Kate Moss aus Potsdam

Auch Mädchen aus Potsdam werden bei der Modemesse "Potsdam Now" neue Kreationen präsentieren. Sophia ist eine von ihnen.

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Wo ist Potsdam? Auf der Suche nach einem identitätsstiftenden Ort für ein Fotoshooting, historisch, sinnlich, aber auch cool, tut sich Karl-Rainer von der Ahé schwer. Menschen, so scheint es, sind ihm näher als Orte. Der Produzent der „Potsdam Now“, dreitägiger Ableger der Berliner Fashion Week, hat für die Laufstegschauen in der Schinkelhalle Models rekrutiert. Und zwei junge Frauen direkt in Potsdam gefunden. Sophia – der Nachname soll nicht in der Zeitung stehen – ist eine von ihnen und soll an einem Sommerabend in ihrer Heimatstadt in Szene gesetzt werden.

„Sophia heißt eigentlich Laura“, sagt von der Ahé, Geschäftsführer der Catwalk Impact GmbH. „Aber wir bauen sie als Sophia auf.“ Dazu geht es mit drei Kolleginnen der Agentur und dem Model zum Fotografieren in den Neuen Garten. Von der Ahé wünscht sich einen Ort, der nicht nur schön ist, sondern den die Potsdamer als Heimat erkennen. Denn Sophia, die Abiturientin aus Potsdam, 177 Zentimeter groß, soll seine Kate Moss werden. Das Mädchen von nebenan, lässig, cool, Bodenhaftung statt Glamour. „Typ Jeans und T-Shirt“, sagt von der Ahé.

Cool, lässig, streng, lieb

Das T-Shirt kommt an diesem Tag nicht zum Einsatz. Die Lederjacke soll es sein. Und eine rote Backsteinmauer am Haupteingang zum Neuen Garten. Im Hintergrund verschwimmt die Allee, die zum Marmorpalais führt. Vor dem Park schiebt sich der Berufsverkehr stadtauswärts. Sophia stört das nicht. Eben noch plauderte sie locker daher, nun schaltet sie um auf Arbeitsmodus. Das befreite Schülerinnenlächeln verschwindet, der Mund wird ernst. Sie räkelt sich an der Hauswand, schaut in die Kamera, blendet Radfahrer und Spaziergänger mit Hunden aus.

„Jeder will was anderes“, sagt sie. „Mal soll man cool und bissig sein, mal streng und böse. Und dann wieder die Liebe“, sagt Sophia. „Ich kenne mich und weiß, was ich kann. Das macht mir keine Angst“, sagt sie. „Notfalls übt man so etwas vor dem Spiegel.“

Zukunft in der Modebranche?

Von der Ahé fotografiert selber und ist höchst zufrieden. Nein, üben muss sie nicht mehr. „Man merkt, dass sie es kann.“ Die 19-Jährige macht das tatsächlich nicht zum ersten Mal. Als sie 13 Jahre alt war, wurde sie auf der Straße angesprochen. Ob sie sich vorstellen könnte zu modeln. Seitdem hat sie vornehmlich für Kataloge gearbeitet. Das habe immer Spaß gemacht, sagt sie. Im Frühling dann bewarb sie sich bei der Catwalk Impact, die das Casting für die Modeljobs bei der „Potsdam Now“ veranstaltete. 20 weibliche und zwölf männliche Models braucht von der Ahé für die Shows. Bei Sophia habe er ein gutes Gefühl.

Die hat gerade an der Lenné-Gesamtschule ihr Abitur gemacht, mit der Note 1,7. „Ich freu mich total“, sagt sie. Was danach kommt, das weiß sie noch nicht. Gern würde sie ein Jahr für neue Erfahrungen nutzen. Und anschließend Medizin studieren. Oder zur Polizei gehen. Oder ganz was anderes machen. „Ich weiß noch nicht“, sagt sie, ohne deshalb beunruhigt zu sein. Ihr Mentor, Entdecker und Fotograf von der Ahé kann sie sich auch gut im Modelgeschäft vorstellen. Sie sei sehr natürlich, nicht zu dünn und könne sich gut bewegen. Sophia geht in ihrer Freizeit tanzen, Standard und Latein. „Ich weiß, wie ich meinem Körper einsetzen kann“, sagt sie. Auch wenn sie Rhythmusgespür so direkt auf dem Laufsteg nicht braucht. Man dürfe niemals direkt zur Musik laufen, sagt sie, man folge stur dem eigenen Takt. Vor der Show im Juli gibt es noch ein Laufstegtraining mit Kevin Oakes aus Kapstadt. „Der sieht alles und kennt alle Tricks“, sagt Sophia schwärmerisch. Und erklärt schnell den Unterschied zwischen den Laufstilen, überkreuz oder geradeaus, New-York-Style, lässt ihre Finger zur Illustration über den Oberschenkel trippeln.

Alles kommt aus der Hüfte

„Alle Bewegung muss aus der Hüfte kommen“, sagt von der Ahé. „Wir in Deutschland schwenken gern die Arme. In Brasilien macht man alles aus der Hüfte, selbst wenn man nur ein  Brot kaufen geht.“ Das muss man verinnerlichen. „Mir ist schon klar, dass ich nur eine Anziehpuppe bin“, sagt Sophia plötzlich. Trotzdem mache es Spaß. Es sei spannend zu sehen, wie man verwandelt wird. Wie die Stylisten aus einem eher langweiligen Typ wie sie etwas Verrücktes, Flippiges machen. Für wen genau sie im Juli laufen wird, weiß sie noch nicht. Es könnte Mode aus Portugal, dem Partnerland der „Potsdam Now“, sein.

Im Neuen Garten ist der Fototermin schnell erledigt. „Runter von dem Rasen! Oder soll ich einen Wächter rufen“, brüllt plötzlich eine Stimme aus dem offenbar bewohnten Pförtnerhäuschen. Die vielleicht künftige Kate Moss aus Potsdam bringt das nicht aus der Ruhe. Und Karl-Rainer von der Ahé ist auf seiner Suche nach dem echten, schnörkellosen Potsdam einen Schritt weiter.

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