zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Die neue Zukunft alter Denkmale

Aus Lichtenau-Palais wird Laserzentrum, aus Mieter-Villa Bürohaus und im Garten wird gebacken

Stand:

Eingehüllt von oben bis unten in eine Plane, ist vom Palais Lichtenau in der Behlertstraße 31 wenig zu erkennen. Das aber soll sich im nächsten Jahr ändern, denn Ende 2012 will Tanja Fischer mit ihrem Haut- und Laserzentrum ins restaurierte Palais einziehen. Der jetzige Standort in der Bertinistraße ist zu klein geworden. Die Fischers sind die Retter Nummer zwei des Palais’, das Friedrich Wilhelm II. für seine Mätresse Wilhelmine Enke in nur acht Monaten errichten ließ. Baumeister waren 1796/97 Philipp Bouman und Carl Gotthard Langhans. Die schöne Wilhelmine, die zur Gräfin Lichtenau aufstieg, hat das Palais allerdings nie bewohnt und nach dem Tode des Königs wurde es sehr schnell verkauft. Zu DDR-Zeiten nutzte der VEB Spezialbau das Haus und hat es in recht gutem Zustand erhalten. Trotzdem stellte sich nach der Wende – auch wegen des völlig maroden Daches – ein hoher Sanierungsbedarf heraus und erst 2007 fand sich ein Käufer, der es sanieren wollte. Die Theis Kaltwalzwerke wollten daraus ein Schulungs- und Gästehaus machen. Doch die Walzwerker wurden von der Wirtschaftskrise kalt erwischt und mussten sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren. Das Palais drohte – nur mit einem Notdach ausgerüstet – zu verfallen.

Seit 2010 ist es nun im Besitz der Fischers und die halten am Einzugstermin 2012 fest, auch wenn noch sehr viel zu tun ist. Wer am Sonntag treppauf, treppab über die Baustelle kraxelte, und das war ein nicht abreißender Strom von Interessierten, der konnte sich davon überzeugen. Mit der Denkmalpflege arbeiten die Fischers gut zusammen. Denkmalpflegerin Sabine Ambrosius wurde immer wieder gelobt und so herrschte nicht nur draußen sonniges Wetter, sondern auch zwischen Bauherrn und Denkmalpflege. „Die OPs haben wir gemacht“, sagte Fischer lachend. „Nun muss der Patient nur noch zugenäht werden.“ Der Dachstuhl sei erneuert, die Statik überarbeitet, jetzt käme der Innenausbau dran. Fischer rechnet mit Kosten von vier bis fünf Millionen Euro.

Der Bauzustand des Gebäudes, das als einzigartiges Zeugnis des Frühklassizismus gilt, sei überraschend gut, betont Ambrosius. Deshalb müsse nicht unbedingt alles sofort denkmalpflegerisch überarbeitet werden. Der große Saal verbreitet zum Beispiel auch unrestauriert viel Charme und diente schon als Theaterkulisse. Axel Fischer möchte ihn deshalb für öffentliche Veranstaltungen wie Konzerte oder Tagungen nutzen.

Ist das Palais Lichtenau den Potsdamern ein Begriff, so dürfte wenige Meter weiter das villenartige Mietshaus Am Neuen Garten 6 für viele eine unbekannte Schöne sein. Trotzdem war auch hier der Ansturm groß. „ Als wir 11 Uhr geöffnet haben“, sagt Generalunternehmer Jürgen Schmidt, „stand schon eine Traube von Leuten vor der Tür.“ Das Haus mit vielen Antike-Zitaten wurde vom Hofbaumeister Ernst Petzholtz errichtet. Er wohnte selbst darin und vermietete den Rest der Räume. Das Haus hat die zypriotische Firma Powercross Ltd. erworben. Sie will zwei Etagen zu Büros ausbauen und zwei Einliegerwohnungen schaffen. Türen, Fenster, Fußböden und der Deckenstuck werden original erhalten oder restauratorisch nachgearbeitet. Bemalungen der Wände gibt es allerdings kaum noch.

Verglichen mit diesen Großprojekten, klingt der Wiederaufbau eines Backofens im Vierseitenhof des Neuendorfer Angers 3 eigentlich fast schon wie ein Klacks. Doch auch die Ofenrestaurierung will gestemmt sein. Tatjana Ranglack und Jochen Woller haben das Grundstück aus altem Familienbesitz übernommen. Früher hätten einmal alle Höfe am Anger solche Öfen gehabt. Die seien aber ziemlich feuergefährlich gewesen. Nur ihrer aus dem Jahre 1870 habe die Zeiten überstanden. Ofenbaumeister Andreas Fleischer soll den aus Backstein gemauerten Ofen nun wieder funktionstüchtig herrichten. Die Kosten würden im „guten fünfstelligen Bereich“ liegen, sagt Woller. Von der Stadt gebe es eine Anteilförderung. Im Frühsommer 2012 soll der Ofen angeheizt werden. „ Dann gibt es ein Brotbackfest“, verspricht Woller.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })