Landeshauptstadt: Die Oberschule droht zu scheitern
Neue Schulform Verlierer des Ü7-Verfahrens in Potsdam / Trend zum Abitur
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Neue Schulform Verlierer des Ü7-Verfahrens in Potsdam / Trend zum Abitur In Potsdam könnte nach jetzigem Stand keine der neun Oberschulen aus eigener Kraft im Sommer 7. Klassen bilden. Ersten Hochrechnungen zufolge sei davon auszugehen, dass die Schülerzahlen an der neu gebildeten Schulform der Stadt nur für bis zu fünf Einrichtungen dieser Schulform reichen werden. Damit hat sich nach der Auszählung der Erstwünsche im Ü 7-Verfahren, bei dem Eltern und Schüler sich für eine weiterführende Schule entscheiden, die Prognosen von Bildungsminister Holger Rupprecht (parteilos) mehr als bestätigt: Gymnasien und Gesamtschulen mit gymnasialen Oberstufe werden stärker nachgefragt, das Interesse an Oberschulen ist gering. Dirk Lenius, Schulleiter der Carl-Fr.- Benz-Real- und künftigen Oberschule (Schule 28), nennt die aktuelle Auswertung der Zahlen ein „schulpolitisches Dilemma“. Auch wenn darin noch nicht die Zweitwünsche und die zu erwartenden Schüler aus dem Umland erfasst sind, zeige sie einen deutlichen Trend, „der von jedem mit einem IQ von über 80 vorhergesehen werden konnte“, so Lenius. Er wirft sowohl der Landespolitik als auch Potsdam Versagen im Umgang mit dem Anwahlverfahren, dem Schülertal und verpassten Schulschließungen vor: „Die Schulen werden durch das Ü7-Verfahren ausbluten“. Seine Schule gehörte in den vergangenen Jahren stets zu den Einrichtungen, die mehr Bewerber als Platzangebot hatte. In diesem Jahr seien es nichteinmal ein Dutzend Anmeldungen über die Erstwünsche. Auch in anderen Oberschul-Einrichtungen wie der künftigen Rosa-Luxemburg-Schule (19), der Regenbogenschule Fahrland (7) oder der Marie-Curie-Schule (49) droht Ungemach. Selbst die künftigen Oberschulen Waldschule Groß Glienicke, Theodor Fontane und Pierre-de-Coubertin, die in den Vorjahren regelmäßig gut nachgefragt waren, haben die geforderte Schülerzahl für zwei 7. Klassen noch nicht erreicht. Deren Schulleiter sind sich aber sicher, die 50 Schüler mit den Zweitwünschen und den Schülern aus dem Umland zu bekommen, bestätigen aber den Trend hin zu Schulen mit Sekundarstufe II. Bei den Gymnasien ist bislang erst das Humboldt-Gymnasium durch Erstwünsche voll belegt, doch auch die anderen vier Einrichtungen rechnen mit einer Dreizügigkeit. Selbst beim Espengrund-Gymnasium, dem seit Jahren die Schließung droht, wird bei knapp 20 Anmeldungen durch Erstwünsche weiter gehofft. Die fünf Potsdamer Gesamtschulen mit gymnasialer Oberstufe scheinen dagegen gesichert. Die meisten Erstwünsche: die Lenné-Schule mit 136. Angesichts des drohenden Debakels für die neuen Oberschulen in der Landeshauptstadt forderte Sven Petke, innenpolitischer Sprecher der CDU im Land, Bildungsminister Holger Rupprecht dazu auf, schnellstmöglich die Eingangsvoraussetzungen für Gymnasien zu konkretisieren. Es sei nicht im Sinne der Gymnasien, wenn sie Schüler aufnehmen würden, die den Anforderungen nicht genügten. Petke bedauert, dass im Jahr der Oberschuleinführung bereits von Schließungen solcher die Rede ist. Jan Brunzlow
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