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Das Oktoberwetter in Potsdam: "Die Optik spielt eben auch beim Wetter eine Rolle"

Thomas Endrulat, Meteorologe aus Potsdam, erklärt, warum es hier gerade so kalt ist - und vorerst auch bleibt. Doch es gibt einen Hoffnungsschimmer.

Stand:

Herr Endrulat, in den vergangenen Tagen schien in Potsdam häufig die Sonne. Dennoch blieben die Temperaturen niedrig. Viele Potsdamer meinen, es ist zu kalt für die Jahreszeit. Stimmt das?

Zu kalt oder zu warm gibt es ja eigentlich nicht. Schwankungen sind normal, sonst würde es ja auch keinen langjährigen Mittelwert geben. Richtig ist allerdings, dass die Temperaturen seit der vergangenen Woche zum Teil deutlich unter dem langjährigen Mittel liegen. Normal wären demnach sechs Grad in der Nacht. Im Moment ist das aber die Tagestemperatur. Das kann man dann als kalt empfinden.

Welche Wetterlage hat uns denn die kühlen Temperaturen eingebracht?

Wir liegen derzeit am Rand eines Hochdruckgebietes. Das beschert uns eine konstante Ostströmung. Die kontinentale Luft aus dieser Richtung ist ohnehin eher kühl. Außerdem ist sie trockener als die Meeresluft aus westlichen Richtungen, weshalb es wenig Wolken gibt. Nachts kühlt es stärker aus, weil die schützende Wolkendecke fehlt.

Aber die Sonne scheint doch. Warum wird es nicht warm?

Ja, sie scheint. Aber sie schafft es nicht mehr, die Temperatur nach oben zu treiben. Der Sonnenstand ist im Oktober bereits niedrig. Die Nächte sind länger als die Tage. Die Luft kühlt also länger aus als sie erwärmt wird.

Wie geht es mit dem Potsdamer Wetter in den nächsten Tagen weiter?

Die gute Nachricht ist, dass es nachts nicht mehr so kalt wird. Bereits in der Nacht zu Dienstag können sich Wolken bilden. An den Tagestemperaturen wird sich allerdings nicht viel ändern, denn die Wolken verdecken tagsüber die Sonne. In den kommenden Tagen wird es also wohl bei sechs bis sieben Grad am Tag bleiben. Nur wirkt das ganz anders als in den vergangenen Tagen mit Sonnenschein. Gefühlt wird die Temperatur deshalb niedriger sein. Die Optik spielt eben auch beim Wetter eine Rolle. Etwas Sonnenschein trägt bei vielen Menschen zum Wohlbefinden bei.

Wie kommt es denn zu dem trüben Wetter der nächsten Tage?

Es handelt sich um ein sogenanntes Höhentief. Das zieht nur da oben lang. Das bedeutet, dass wir am Boden die kalte Luft aus dem Osten behalten. In großer Höhe – so zwischen drei und sechs Kilometern – sieht es aber anders aus. Dort ist der Druck niedriger und es gibt feuchtere, wolkenreiche Luft.

Muss man sich in Potsdam darauf einstellen, dass der Rest des Herbstes grau bleibt?

Wir haben erst Mitte Oktober. Da ist noch nichts verloren. Für die kommende Woche gibt es zumindest einen Hoffnungsschimmer.

Die Fragen stellte Marco Zschieck

ZUR PERSON: Thomas Endrulat leitet die Regionalzentrale des Deutschen Wetterdienstes auf dem Telegrafenberg in Potsdam. Seit 2011 arbeitet er hier, zuvor war er beim Wetterdienst in Leipzig tätig. 

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