Landeshauptstadt: „Die passen auch gut!“
24 Schüler mit und ohne Behinderung trafen sich zum „Integrativen Fußballfest“ auf der Sandscholle
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Babelsberg – Auf den Namen muss man erstmal kommen: „FC Klappstuhl“ hieß das Siegerteam des gestrigen Fußballfestes für Toleranz. Wer den seltsamen Namen erfunden hatte, konnte Pascal aus der Gewinnermannschaft am Ende auch nicht mehr erklären. Sein Team setzte sich jedenfalls gegen die Konkurrenten von „Blutgrätsche“, der „SG Torfabrik“, den „Superkickers“ und dem „FC Abrafaxe“ durch. Insgesamt 24 Schüler hatten sich am Vormittag auf der Sandscholle in Babelsberg zum „Integrativen Fußballfest“ getroffen. Die Spieler – je zwölf aus der Comenius-Förderschule und der Lenné-Gesamtschule – spielten in gemischten Fünferteams gegeneinander.
„Wir dachten vorher, das wird nicht so gut“, gesteht Pascal aus der 7a der Lenné-Schule nach dem Turnier. Aber seine Mitspieler aus der Comenius-Förderschule stellten sich als „nett“ heraus. Auch sportlich seien die Schüler mit Handicap erstaunlich gut gewesen, findet sein Klassenkamerad Tobias. Und auch Robert, Teamkollege aus der Comenius-Förderschule, war mit dem Ergebnis sehr zufrieden: „Erst war es zu langsam, aber dann gut“, so seine Bilanz des Spieltages.
Die Begegnung von Jugendlichen mit und ohne Handicap war das erklärte Ziel des Fußballturniers: Organisiert haben es Jennifer „Lotte“ Hoffmann und Sandra Geisler. Die beiden studieren im sechsten Semester „Soziale Arbeit“ an der Fachhochschule Potsdam. Zum ersten Mal hätten sie gestern ein Projekt komplett selbst organisiert, sagte Hoffmann: Vom Konzept über die Finanzierung bis zur Organisation. Als Schirmherren des Turnier konnten sie Helmut Erker, den Behindertenbeauftragten der Stadt, gewinnen.
Das Projekt war Teil des Seminars „Lebensbewältigung von Menschen mit geistigen Behinderungen“, erzählt Jennifer Hoffmann. Leiterin des Seminars ist Wally Geisler, die Behindertenbeauftragte der Fachhochschule.
Beim Fußballspiel sollen die Kinder Berührungsängste abbauen, erklärt Hoffmann die Idee des Turniers. Denn sonst würden daraus später Vorurteile gegenüber Menschen, die „anders“ sind. Zur Auseinandersetzung mit den „Anderen“ wurden die Schüler gestern „gezwungen“. Denn sie spielten in gemischten Teams. Die Mannschaften traten auf halben Feld in je fünfminütigen Partien gegeneinander an.
Das Konzept ging auf: „Die sind nett und passen auch gut“, befand die 16-jährige Sophia, die – als einziges Mädchen gestern – für das Team mit dem brutalen Namen „Blutgrätsche“ auf dem Rasen stand. Sie trainiert jeden Mittwoch in der Fußball-AG der Comenius-Schule. „Wir hatten erwartet, dass schwer mit ihnen zu reden ist“, erzählt ihr Mitspieler Ansgar aus der Lenné-Schule von seinen anfänglichen Befürchtungen. Dann setzt er hinzu: „Aber die sind ganz freundlich!“
Die Idee mit den gemischten Teams gefiel Edith Volkmer besonders. Sie ist die Leiterin der Comenius-Schule mit dem sonderpädagogischen Schwerpunkt „geistige Entwicklung“ – wie es seit diesem Jahr korrekt heißen muss. Trotz des umständlichen Titels sei sie froh, dass das stigmatisierende „geistig behindert“ aus dem Schulnamen verschwunden sei, erklärte die Schulleiterin gestern.
Mit ihren Fußballern wird sie am kommenden Montag in Belzig am nächsten Turnier teilnehmen: Dort habe der Behinderteverband Potsdam-Mittelmark zum sportlichen Treffen geladen.
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