Landeshauptstadt: Die Patenbrigaden sind wieder da
Jetzt sollen sie Patenteams heißen. In der DDR gehörten die Partnerschaften zwischen Schulen und Betrieben zum System
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Es ist schon am Namen zu hören: Patenbrigaden sind eine Erfindung der DDR. Und so bedeutete die Wende auch das Ende für die Partnerschaften zwischen Schulklassen und Betrieben. Doch jetzt sollen die Patenbrigaden zurückkehren – unter anderem Namen: Patenteams werden sie voraussichtlich heißen, sagt die Initiatorin Anne Böttcher, die Wirtschaftsförderin der Stadt Teltow. Dort soll das Comeback der Patenbrigaden wie bereits berichtet starten. Böttcher führt Gespräche mit der Mühlendorf-Oberschule, dem Energie-Unternehmen „Eon-Edis“ und dem Gartenhandel „Pflanzen Kölle“. Möglichst ab nächstem Schuljahr sollen die Firmen einen Partnerschaftsvertrag mit den künftigen 7. Klassen der Schule eingehen und die Schüler dann bis zur 10. Klasse begleiten. „Das erste Praktikum in der 9. Klasse ist zu spät“, findet Böttcher. Der gleichen Meinung ist auch der Marktleiter des eventuellen Schulpatenbetriebs „Pflanzen Kölle“, Rainer Maier: „Wir wollen die Jugendlichen darüber informieren, was im Arbeitsleben auf sie zukommt, ihnen zeigen, was hinter den Berufsnamen steckt.“ Die meisten wüssten das gar nicht mehr. Bei vielen Schülerpraktikanten habe er dieses „Defizit“ festgestellt. Auch Böttcher hofft, dass durch eine frühere, engere Beziehung zwischen Schule und Unternehmen den Jugendlichen später die Berufswahl leichter fällt. Denn gerade junge Frauen sähen in der Region „keine Perspektiven“ und ziehen fort. Die Patenteams sollen darum auch Mädchen für technische Berufe interessieren, in denen bereits jetzt in der Region Arbeitskräfte gesucht werden. Noch steckt das Projekt aber „erst in den Kinderschuhen“, sagte die Teltower „Eon-Edis“-Chefin Katrin Butz. Sie wartet jetzt auf ein Konzept von Schule und Stadt. Das will Böttcher nun mit den Lehrern erarbeiten. Mit der Klassenlehrerin der künftigen Siebten will sie dazu Ende Mai Schüler befragen, was sie sich von einer Patenbrigade erhoffen, welche Firmen und Berufe sie am meisten interessieren: „Wir wollen nichts von oben aufdrücken“, so Böttcher. Darin unterscheiden sich die künftigen Teams von den Original-Patenbrigaden. Diese sollte nämlich helfen, aus den Schülern „sozialistische Persönlichkeiten“ zu formen, sagt der Soziologe Emmanuel Droit. Denn die Schule wurde in der DDR als eine „Institution der Arbeiterklasse“ betrachtet. Schon 1949 entstanden die ersten Patenbrigaden in den Betrieben, so wie auf der 1. Parteikonferenz der SED beschlossen. 1955 erließ die DDR-Regierung sogar eine „Richtlinie zum Abschluss der Patenschaftsverträge“. In diesen wurde betont, dass auch Mädchen für technische Berufe gewonnen werden sollten. Aber auch dass die Schulen im Gegenzug bei Betriebsveranstaltungen Kulturprogramme aufführen.
Pate standen meist Abteilungen, so genannte Kollektive von Industriearbeitern oder Angestellten aus Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften. Sie sollten Elternversammlungen und Schulfeiern besuchen, Arbeitsgemeinschaften leiten sowie mit den Schülern Gespräche über das politische Geschehen führen – im sozialistischen Sinne. In der Praxis blieb es aber meist bei jährlichen Besuchen. Und dabei, dass die Betriebe den Klassen Geld für Lehrmittel und Ausflüge gaben. Nur Geldgeber will das Unternehmen „Eon-Edis“ aber auf keinen Fall für die Schule sein, stellte Butz klar.just
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