zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Die Realität spielt mit

Tausend Besucher beim Tag der offenen Tür der HFF

Stand:

Tausend Besucher beim Tag der offenen Tür der HFF Babelsberg - Neugierig beobachtet Jessica Heinke das Geschehen im Atrium. Es ist von Lachen, sich laut unterhaltenden Menschen und Zigarettenqualm erfüllt. Die 20-jährige Berlinerin wartet auf eine Führung durch die Hochschule für Film und Fernsehen (HFF). Eigentlich wollte sie den Filmemacher Rosa von Praunheim erleben, doch sie war zu spät. Was aber nichts macht, denn die HFF lädt an diesem Sonnabend bereits zum neunten Mal zum Tag der offenen Tür ein. Lange Wege haben einige Besucher auf sich genommen: Manche kommen von der Ostseeküste, andere aus dem tiefsten Bayern und manch einer so gar aus Spanien. Zwischen den insgesamt mehr als tausend Besuchern huschen ab und an männliche Schauspielstudenten in Röcken vorbei, andere Studenten kehren bepackt mit Kamera, Kabeln und Mikrofon vom Dreh zurück in die Medienstadt. Die knapp halbstündige Führung durch das von grauem Beton, Holz, Stahl und Glas geprägte und vor vier Jahren eröffnete Hochschulgebäude führt in Schnitträume, das 300 Quadratmeter große Fernsehstudio mit 72 Scheinwerfern im Keller und in die Regie. Auf dem Weg durch die Hochschule spricht Jörg Prestel, im Alltag verantwortlich für die Ausbildungstechnik, auch über den sich für die angehenden Filmleute drastisch verschlechternden Arbeitsmarkt. Jessica Heinke schluckt. „Mir ist die Realität bewusst, doch das hier zu hören, ist hart.“ Die Berlinerin möchte in Babelsberg Regie studieren. Erste Erfahrungen hat sie bereits im Theater und während ihres freiwilligen Jahres im Bereich der Kultur gesammelt. Im vierten Stock im Haus II der Hochschule berät Hans Hattop, Professor für den Studiengang Kamera, potenzielle Bewerber. Im Schnitt kommen zwanzig von ihnen auf einen Studienplatz. Elf Studenten kann die HFF pro Semester im Bereich Kamera ausbilden, „doch die Kapazität wird nicht immer ausgeschöpft“. Wichtig sei, dass die angehenden Studenten gewisse Fähigkeiten wie bildnerisches Talent und den Mut zur eigenen Meinung mitbringen. Auch Hattop wird den ambitionierten jungen Menschen, die erste Erfahrungen als „Kameramann“ mit dem heimischen Camcorder oder auch der „Superacht“ haben, vor der Realität warnen. „Berufliche Kontakte müssen bereits während des Studiums geknüpft werden.“ Gerade der Berufseinstieg sei wegen der Konkurrenz zu unausgebildeten Quereinsteigern trotz gutem Handwerkszeug schwierig. In den Fluren vor den Beratungen für Regie und Schauspiel bilden sich Warteschlangen. Seit Jahren sind das die gefragtesten der derzeit elf Studiengänge, weiß Marina Liebnitz vom Festivalbüro der Studentenfilmtage „SehSüchte“. Doch manch einer sitzt hier bestimmt bald nicht mehr als Besucher, sondern als Student. Vielleicht auch Jessica Heinke. U. S.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })