ORTSTERMIN: Die Rotierer
Jan Kuppert ist nun ein Jahr lang Stadtverordneter gewesen, als Verkehrsexperte der linksalternativen Fraktion Die Andere zog er am Mittwoch mit seinen drei Kollegen bei einer Pressekonferenz eine Bilanz. Seine Einschätzung klingt ein wenig überraschend: „Wir haben eine moderne Stadtverwaltung in Sachen Verkehr, aber auch konservative Stadtverordnete.
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Jan Kuppert ist nun ein Jahr lang Stadtverordneter gewesen, als Verkehrsexperte der linksalternativen Fraktion Die Andere zog er am Mittwoch mit seinen drei Kollegen bei einer Pressekonferenz eine Bilanz. Seine Einschätzung klingt ein wenig überraschend: „Wir haben eine moderne Stadtverwaltung in Sachen Verkehr, aber auch konservative Stadtverordnete.“ Das liege vermutlich am höheren Alter von vielen Lokalpolitikern, meint Kuppert – der sich für mehr Radwege einsetzt und sich in der Innenstadt durchaus höhere Parkgebühren vorstellen kann, um Autofahrer zum Umstieg auf den Nahverkehr zu bewegen.
Insofern sei auch die momentane Debatte zur abgasbedingten Verengung der Zeppelinstraße auch ein „Kampf der Generationen“ – also von älteren, ans Auto gewöhnten Potsdamern – und von Jüngeren, die Fahrrad oder öffentlichen Nahverkehr nutzen könnten. Diesen Konflikt habe er auch mit seinem Vater, plauderte Kuppert. Zuletzt habe man zumindest gemeinsam errechnet, dass die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs nicht teurer sei als das Autofahren. Kuppert und seine drei Kollegen geben nun turnusgemäß ihre Mandate ab, wer für Die Andere nachrückt steht noch nicht fest. Die Wählergruppe lässt ihre Fraktionsmitglieder stets nach einem Jahr rotieren, um möglichst vielen ihrer rund 80 Mitglieder die Möglichkeit des kommunalpolitischen Engagements zu ermöglichen.
Dass die Beteiligung nicht so einfach ist, machte Fraktionschefin Julia Laabs deutlich. Als ehrenamtliche Stadtpolitikerin sei der Spagat zwischen Beruf, Familie und politischer Arbeit schwierig, schon wegen der mehrstündigen Ausschusssitzungen an den Abenden. Daher habe man sich auch stark gemacht für eine einfachere Erstattung von Kinderbetreuungskosten. „Daran müssen nun unsere Nachfolger weiterarbeiten“, hofft Laabs. Auch die noch mangelnde Transparenz der städtischen Betriebe bleibe ein Problem, ergänzte Co-Fraktionschef Christian Kube. Und Fraktionär Eric Blume machte deutlich: „Die Themen, für die man kämpfen kann, werden nicht ausgehen.“ Angesichts des bevorstehenden Wiederaufbaus der Garnisonkirche und des Abrisses der Fachhochschule stehe Potsdam ein „heißer Herbst“ bevor.
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