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Landeshauptstadt: Die Rückkehr des „sitzenden Mädchens“

Die Skulpturengruppe im Staudenhof wurde restauriert – von einer einstigen Schülerin des Bildhauers

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Innenstadt - Die Füße abgeschlagen, die Haut rissig und sogar löchrig – Vandalen hatten dem „sitzenden Mädchen“ im Staudenhof gar übel mitgespielt. So übel, dass die zu DDR-Zeiten geschaffene Figur des Künstlers Jürgen von Woyski vor fünf Jahren abgebaut und eingelagert werden musste. Seit dem gestrigen Dienstag „sitzt“ sie wieder am angestammten Platz – in anmutiger Pose, die Beine angewinkelt, eine Hand elegant auf dem Knie ruhend, die andere am Boden abgestützt. Die Zossener Bildhauerin Kerstin Becker hat die Figur in mühevoller Kleinarbeit restauriert, die Füße nachmodelliert, die Risse und Löcher geschlossen.

Es sei schwer gewesen, einen Restaurator zu finden, der sich mit Steinkeramik auskennt, sagte Stefanie Rogge von der Stadtverwaltung den PNN. Das Material, zu DDR-Zeiten beliebter Rohstoff für Bildhauer, hatte sich nach der Wende überlebt. „Und nach dem Mauerfall wollte ja keiner mehr DDR-Kunst sehen“, so Rogge. Erst durch einen Tipp sei man auf Becker gestoßen. Die 59-Jährige ist nicht nur Expertin für diese Art von Steinkeramik – sie kennt auch das Werk des Künstlers. Von Woyski sei beim Studium an der Kunsthochschule in Berlin-Weißensee Ende der 1970er-Jahre ihr Dozent gewesen, sagte Becker gestern.

Das „sitzende Mädchen“ gehört zu einem Ensemble von drei Skulpturen, die von Woyski allesamt zu Beginn der 70er-Jahre im Auftrag der Stadt zur Verschönerung der Staudenhof-Grünanlage geschaffen hatte. Dazu zählen außerdem die „Stehende unter dem Baldachin“ und der „Pflanzturm“, der auf der breiten Fußgängerzone vor dem Haupteingang des Bildungsforums steht. Auch diese Kunstwerke waren durch Witterungseinflüsse, vor allem aber durch Vandalismus, stark in Mitleidenschaft gezogen worden und wurden ebenfalls von Becker restauriert.

So hatten etwa die drei Säulen des Baldachins der „Stehenden“ so starke Risse, dass sie nicht mehr repariert werden konnten, sondern nachgefertigt werden mussten. Am heutigen Mittwoch sollen die Keramikröhren auf die tragenden Betonsäulen geschoben und der krönende Baldachin wieder aufgesetzt werden. Die Frauenfigur ist noch original: Sie wurde von Graffiti gereinigt, die Risse wurden geschlossen. Die Krone des Pflanzturms war ebenfalls durch Vandalismus beschädigt worden, auch sie wurde nun restauriert, sodass das Ensemble wieder vollständig ist.

Vor allem die Frauenfiguren gefallen der einstigen Woyski-Schülerin noch immer gut. Selbst mit dem Abstand von mehr als 40 Jahren sei das „zeitlose Kunst“, findet Becker, die sich wünscht, dass die Skulpturen auch nach dem im Zuge der Wiedergewinnung der Potsdamer Mitte geplanten Abriss des Staudenhof-Wohnblocks und der dazugehörigen Grünanlage einen würdigen neuen Standort finden. Das ist auch das Ziel der Stadt. Man wolle das Ensemble wieder an einem öffentlichen Ort aufstellen, sagte Bianka Peetz-Mühlstein vom Bereich Kultur im Rathaus. Eine Einlagerung, wie bei anderen Kunstwerken, solle möglichst vermieden werden.

Rund 25 000 Euro hat die Stadt für die Restaurierung der Skulpturengruppe im Staudenhof ausgegeben – genauso viel, wie auch die Instandsetzung der beliebten „Familie Grün“ kosten würde, die Ende 2013 wegen starker Witterungsschäden an ihrem Standort in der Brandenburger Straße abmontiert und eingelagert wurde. Für die Restaurierung der 1982 vom Potsdamer Künstlerehepaar Carola und Joachim Buhlmann geschaffenen Figurengruppe suche die Stadt indes weiterhin Spenden, erklärte Peetz-Mühlstein. Von den benötigten 25 000 Euro habe man leider erst 1400 Euro gesammelt, sagte sie. pee

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