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Landeshauptstadt: Die Ruhe vor dem Sturm

Trotz der geschlossenen Luftschiffhafen-Halle sind die Bäder jetzt leer. Das dürfte sich bald ändern

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Für das Kiezbad Am Stern war es ein Tag zum Feiern: Die Schwimmhalle nahe dem Johannes-Kepler-Platz beging am Samstag ihr 25-jähriges Jubiläum mit einem 25-Stunden-Schwimmen, das bereits am Freitag begonnen hatte. Mit Blick auf die Situation der Hallenbäder in Potsdam gab es allerdings wenig zu feiern: Am 4. Dezember musste die Schwimmhalle am Luftschiffhafen geschlossen werden, nachdem ein Gutachten zur Statik des Gebäudes ergeben hatte, dass die Tragfähigkeit des Daches nicht gewährleistet sei. Damit verloren Hunderte Leistungs- und Breitensportler ihre Trainingsstätte, sie müssen nun auf das Bad am Brauhausberg ausweichen, wo der öffentliche Schwimmbetrieb deswegen bereits eingeschränkt wurde.

Trotz dieses Umstandes und der zahlreichen Jubiläums-Angebote des Kiezbades – Besucher durften unter anderem 25 Stunden lang zum normalen Eintrittspreis schwimmen gehen – kann am Samstag in der Schwimmhalle Am Stern von Überfüllung keine Rede sein: Es herrscht völlig normaler Betrieb, Kinder planschen im Wasser, Senioren ziehen ihre Bahnen, an den Startblöcken muss niemand Schlange stehen. Grund dafür dürfte die traditionell schwächer besuchte Vorweihnachtszeit sein, mutmaßt eine Mitarbeiterin.

Den Wegfall der Schwimmhalle am Luftschiffhafen sehen die Besucher dort entspannt: „Ich glaube nicht, dass sich das hier so schnell bemerkbar macht“, sagt der 42-jährige Michael Schermer, der heute mit seinen Kindern das Kiezbad besucht. „Ich habe keine Veränderung bemerkt, es sind nicht mehr Gäste da als vorher“, findet auch die 29-jährige Sandra Kremer aus Stahnsdorf. Kleine Veränderungen gibt es jedoch: „Als ich letztens am Donnerstag hinwollte, habe ich festgestellt, dass die Schwimmhalle erst später aufmachte“, sagt die 72-jährige Bärbel Moll, die das Bad dreimal pro Woche nutzt. „Bis auf diesen Wochentag läuft der Betrieb weiter wie bisher, es sind nicht mehr Mitarbeiter im Einsatz und die Öffnungszeiten wurden auch nicht verlängert“, bestätigt Bademeister Hans Behrendt. Am Donnerstag öffnet das Kiezbad erst um 12.15 Uhr, davor ist es für die Aquagymnastik-Kurse der Volkshochschule reserviert, die bislang am Brauhausberg stattfanden.

Eine leichte Wanderung ist also zu spüren, auch Profischwimmer besuchen das Kiezbad mittlerweile öfter als zuvor, obwohl das 25-Meter-Becken keineswegs optimal zum Trainieren ist: „Auf den Schnellschwimmerbahnen sind manchmal fast doppelt so viele Leute unterwegs wie sonst“, berichtet Behrendt. Von einem extremen Einschnitt könne man aber nicht sprechen, so der Bademeister: „Die meisten Gäste haben Verständnis gezeigt, und die Sportschwimmer, mit denen ich geredet habe, sind sich ebenfalls bewusst, dass sie Einschnitte machen müssen.“

Die kürzlich gegründete Initiative Pro Luftschiffhafen will dies nicht hinnehmen: Der Verbund von Sportlern, Trainern und Eltern hatte gefordert, die Schwimmhalle am Brauhausberg komplett für die Leistungssportler zu reservieren, bis Ersatz geschaffen sei. „Das ist ziemlich massiv, was die da fordern“, sagt Bärbel Moll empört. Im Bad am Brauhausberg sieht man dies ähnlich: „Eine ausschließliche Nutzung für den Leistungssport kommt für mich nicht infrage“, sagt der 71-jährige Heinz-Jürgen Brandt, der gerade am Rande des 50-Meter-Beckens eine Pause macht. „Der jetzt gefundene Kompromiss ist vertretbar.“ Derzeit hat die Schwimmhalle ihre Öffnungszeiten verlängert – von 6 bis 22 Uhr – und ist am Montag, Dienstag und Mittwoch für vier Stunden am Tag für die Öffentlichkeit gesperrt.

Das klingt dramatisch, macht sich heute aber noch weniger bemerkbar als Am Stern: Nur etwa ein halbes Dutzend Gäste schwimmt im großen Becken, im Nichtschwimmerbereich hält sich eine Gruppe Kinder auf. „Es ist heute kurios leer“, wundert sich Rettungsschwimmer André Bittmann, „aber unter der Woche merkt man die Veränderung schon, zu Stoßzeiten ist es extrem voll. Es gibt auch einige Beschwerden von Besuchern.“ Bademeister Jan Seelig hat dafür Verständnis, appeliert aber an alle Seiten, aufeinander Rücksicht zu nehmen: „Auch die Vereine haben Einschränkungen hinnehmen müssen, wir müssen jetzt alle etwas näher zusammenrutschen.“ Bislang scheint dies ganz gut zu funktionieren, denn auch andere Besucher haben noch keine großen Einschränkungen bemerkt: „Es ist nicht voller als sonst auch“, findet der 16-jährige Alex Habenicht, der die Halle sowohl privat als auch für den Schulsport nutzt.

Die wenigen Gäste führt Seelig ebenfalls auf die Vorweihnachtszeit zurück, doch für die Zukunft befürchtet er große Einschränkungen: „Im Januar wird es sicher viel voller werden.“ Wie lange die Situation so bleiben wird, ist unklar. Genaueres wird man erst im ersten Quartal 2014 wissen: Für diesen Zeitraum hatte die Stadtverwaltung ein weiteres Gutachten angekündigt, das klären soll, ob die Schwimmhalle am Luftschiffhafen eventuell doch weitergenutzt werden kann.

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