Landeshauptstadt: Die Sache mit der Emanzipation
Iris Berben und Robert Atzorn standen in Babelsberg für den ZDF-Dreiteiler „Afrika, mon amour“ vor der Kamera
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Diese Geschichte spielt zu Beginn des 20. Jahrhunderts, doch sie könnte eben so gut in der heutigen Zeit verankert sein. Katharina von Strahlberg, eine elegante, anmutige Frau, gilt als etabliertes Mitglied der feinen Berliner Gesellschaft. Bis ihr Mann sie betrügt und somit öffentlich demütigt. Scheidung? Kommt zur Zeit des Patriarchats nicht infrage. Also muss von Stahlberg ihren eigenen Weg gehen, um sich von ihrem treulosen Gatten zu emanzipieren. Und ihre Würde zu behalten. Sie verlässt Berlin, um in der Kolonie Deutsch-Ostafrika zu sich selbst zu finden.
„Afrika, mon amour“ lautet der Titel des Fernsehdreiteilers, den das ZDF bis einschließlich gestern in der Außenkulisse der Berliner Straße auf dem Filmgelände in Babelsberg gedreht hat. In der Hauptrolle: Iris Berben. Sie spielt die betrogene Ehefrau, die entschlossen gegen die ihr zugewiesene Rolle ankämpft. Und diesen Kampf am Ende gewinnt. Keine Selbstverständlichkeit. Weder zu Beginn des 20. Jahrhunderts, noch heute. Denn nach wie vor wird über das Rollenbild der Frau diskutiert.
„Die Emanzipation steckt immer noch in den Kinderschuhen“, sagt Regisseur Carlo Rola, der bereits bei der Verfilmung der Fernsehproduktion „Die Patriarchin“ mit Iris Berben zusammen gearbeitet hat. Und auch Darsteller Robert Atzorn, der in „Afrika, mon amour“ den treulosen Ehemann spielt, fühlt sich bei vielen Szenen an eine Zeit erinnert, die noch nicht all zu weit zurückliegt. Einst pflegte sein Großvater gegenüber den weiblichen Familienangehörigen einen rüden Umgangston. Vielleicht auch deshalb ist die Rolle des resoluten Chauvinisten für ihn eine Herausforderung. „Es ist spannend nachzuerleben, wie ein autoritärer Kerl in sich zusammenbricht.“
Für Iris Berben, deren Sohn Oliver den Dreiteiler produziert, ist die Zeitreise in die Vergangenheit aus einem anderen Grund spannend: „Durch die Rolle merkt man, wie weit wir mit der Emanzipation doch sind.“ Deshalb verfolgt sie die zurzeit von Fernsehmoderatorin Eva Hermann vertretene Forderung zur Rückkehr der Frau an Heim und Herd auch mit Verwunderung. „Ich war ein wenig erstaunt, dass wir eine solche Diskussion führen müssen und fühle mich dadurch auch persönlich ein bisschen beleidigt.“
Knapp drei Wochen dreht das Team nun bereits – und hat doch noch einen Großteil der Arbeit vor sich. Gut zweieinhalb Monate werden die Darsteller, darunter auch Bettina Zimmermann und Matthias Habich, in Kenia vor der Kamera stehen; danach geht es weiter nach Schottland. Insgesamt lässt sich das ZDF die Produktion, die Anfang kommenden Jahres gezeigt werden soll, rund zehn Millionen Euro kosten. Wobei die vier Filmtage in Babelsberg nicht unerheblich zu Buche schlagen. Die Miete für das Drehset hätte ihm die Tränen in die Augen treiben können, so Regisseur Carlo Rola: „Das sind Kinopreise.“ Dennoch habe er keine andere Wahl gehabt. In Berlin, wo durch den Krieg viel zerstört wurde, gebe es kaum noch Ecken, die architektonisch „vollständig“ sind.
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