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Landeshauptstadt: Die scharf bewachten Kartoffeln

Max-Planck-Institut lud zu Exkurs über Züchtung und Gentechnik ein

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Max-Planck-Institut lud zu Exkurs über Züchtung und Gentechnik ein Golm - Kartoffeln mit Bodygard – das hat man selten. Die Knollen auf dem Versuchsfeld des Max-Planck-Institutes für Molekulare Pflanzenphysiologie in Golm haben jedenfalls welche. Und sollte sich nächtens ein Unbefugter der Anlage nähern, erhellt zudem noch eine Flutlichtanlage den Schauplatz und es klickt eine Beobachtungskamera. Die so scharf bewachten Kartoffeln, es sind genau 1408 per Hand gesetzte Pflanzen, sind genmanipuliert, u.a. mit dem Gen des Japanischen Hornklees. Das soll eine verstärkte Sauerstoffproduktion in den Knollen anregen und dadurch wiederum zu erhöhter Stärkeproduktion führen. Die Bodygards haben die Kartoffeln bekommen, weil in einer Juninacht 2004 Umweltaktivisten die gesamte Anpflanzung zerstörten und so – inclusive aller wissenschaftlichen Vorarbeiten – einen Schaden von 200000 Euro anrichteten. Dabei seien die Vorgaben für den Freilandanbau durch Prüfinstitutionen außerordentlich hoch, betonte Dr. Anja Vaasen, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Golmer Institutes. Am Sonnabend führte die kompetente junge Wissenschaftlerin interessierte Besucher „ins Beet“ und gab Auskunft über die Vererbung von Pflanzeneigenschaften, natürliche Züchtung durch Auslese und gezielte Beeinflussung der Pflanzeneigenschaften durch Gentechnik. Seit 2004 gibt es die Veranstaltungsreihe „Komm ins Beet“, die sich an Besucher aller Altersgruppen, speziell aber an Schulen wendet. Berliner Lehrer hätten das Angebot schon recht gut genutzt, im vergangenen Jahr habe man weit über 1000 Besucher gehabt, davon 60 Prozent Schulklassen. Aus Potsdam sei bisher nicht eine einzige gekommen, jetzt habe sich endlich eine angemeldet, sagte dazu Dr. Rainer Höfgen, ebenfalls Instituts-Mitarbeiter. Beide Wissenschaftler sahen keine gesundheitsschädigende Auswirkung auf den Menschen durch Gentechnik und verteidigten deren überwachten Einsatz. Weder beim Bt-Mais, der durch ein natürlich vorkommendes Bodenbakterium gegenüber dem Maiszündler resistent gemacht wurde, noch bei anderer gut überprüfter Anwendung entstünden Probleme. Gen-Mais soll deutschlandweit nun auf 500 Hektar versuchsweise angebaut werden. In Amerika stehe er schon seit über 10 Jahren auf den Feldern. Die Besucher standen dem Einsatz von Gentechnik eher neutral gegenüber. Ex-Agraringenieurin Rosemarie Müller fand sogar, es sei eine notwendige Entwicklung. Studienobjekte im Max-Planck-Institut sind neben Kartoffel, Tabak (Genmanipulation gegen das Tabakmosaikvirus) und Tomate auch Reis, Kürbis, Gurke und Weidelgras. Dabei geht es um die komplexen Prozesse, die sich in der Pflanze abspielen von der Stoffaufnahme bis zur Produktion von Zucker, Stärke oder Zellulose. Während sich die natürliche Züchtung durch Kreuzung und Auslese aber über Jahre erstreckt (etwa 8000 Jahre vom Urkorn bis zu heutigen Getreidesorten), kann die Gentechnik gewünschte Prozesse erheblich beschleunigen. fran

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