zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Die Schüler-AG

Das Espengrund-Gymnasium hat mit PENG eine bekannte Schülerfirma – Zukunftsdiskussion morgen

Stand:

Der Geräuschpegel im Café „Schüler- INN“ schwillt in der großen Pause deutlich an: Musik dringt aus Lautsprechern, Jugendliche unterhalten sich an den Tischen, dazwischen klingelt die Kasse. Adrian Parikys hat gerade einen Schokoriegel gekauft. „Das ist eine echte Alternative zum Automaten“, sagt der Zwölftklässler des Espengrund-Gymnasiums. Dort wird die Pausenversorgung von einer der ältesten Schülerfirmen Brandenburgs, der PENG SAG, organisiert.

Die Gymnasiasten betreiben seit 1997 ihr eigenes Unternehmen. Nach Darstellung von Katharina Stoldt war es das erste, das später auch Aktien angeboten hat. Denn die Abkürzung SAG steht für Schüler-Aktiengesellschaft. Drei Jahre lang hat Stoldt die Firma als Geschäftsführerin geleitet. morgen steht zumindest die Zukunft der Schule zur Diskussion: denn der Bildungsausschuss der Stadt wird sich mit dem Schließungsantrag der Verwaltung beschäftigen. Wird ihm entsprochen und die Stadtverordneten stimmen Anfang März zu, ist das Gymnasium ab 2008 geschlossen – was aus der Schülerfirma wird, ist unklar.

„Angefangen haben wir als Schülercafé mit drei bis vier Leuten“, erzählt die Abiturientin. Mittlerweile unterhalte die Firma mit insgesamt neun Mitarbeitern ihre eigene Verwaltung, die Schülerzeitung „PENG-MAG“ und außerdem ein Reisebüro, über das Lehrer kostengünstig Klassenfahrten und Jugendliche ihren nächsten Urlaub buchen könnten. „Als Gymnasium stehen wir voll und ganz hinter dem Projekt“, sagt die kommissarische Oberstufenkoordinatorin Kerstin Siegemund.

Die PENG SAG ist eine von rund 75 Schülerfirmen in Brandenburg. Thomas Schöler, der mit seinen drei Kollegen in der Servicestelle-Schülerfirmen Jugendliche und Lehrer berät, betont: „Schülerfirmen orientieren sich sehr stark an der Praxis.“ Sie funktionierten wie reale Unternehmen. Schölers Einrichtung arbeitet mit der Deutschen Kinder- & Jugendstiftung zusammen.

„Wir wollen aus Schülern keine Aktenkoffer tragenden Jungmanager machen“, sagt Schöler. Vielmehr sollten sie mit einem hohen Maß an Selbstständigkeit arbeiten: Anträge stellen, ein Unternehmen mit Vorstand und Abteilungen etablieren, einen Kundenstamm aufbauen, Geschäftsberichte schreiben, Konten und Bücher führen, Messen und Fortbildungen besuchen. Neben Wirtschaftskenntnissen würden dabei auch die von späteren Arbeitgebern gewünschten Eigenschaften wie Team- oder Konfliktfähigkeit vermittelt.

Am häufigsten wird Schöler zufolge eine Pausenversorgung angeboten; andere Ideen reichen vom Streichelzoo bis zur Produktion und dem Verkauf von Solarstrom. Das Unternehmen am Potsdamer Espengrund-Gymnasium jedenfalls wirbt mit dem Schüler-Innovationspreis Brandenburg, den es 2001 gewonnen hat. Die PENG SAG finanziert sich Stoldt zufolge unter anderem durch den Verkauf von Aktien. Eine so genannte Ehrenaktie habe zum Beispiel der frühere Bundespräsident Johannes Rau besessen. Eine weitere Einnahmequelle ist die Pausenversorgung. „Pro Tag nehmen wir 100 bis 150 Euro ein“, berichtet der Chef des Schülercafés, Lukas Brand. Bis zu 30 000 Euro im Jahr darf die Schülerfirma verdienen, um von einer Steuerbefreiung zu profitieren.

Für die Gymnasiasten ist die Pausenversorgung offenbar eine feste Größe. „Uns würde etwas fehlen, wenn es das Café nicht mehr geben würde“, sagt Zwölftklässler Adrian Parikys.

Die Espengrund-Schülerfirma online

www.peng-sag.de

Leticia Witte

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })