Potsdam: Die Schwanenbrücke braucht Zeit
Die Restaurierung der Brücke ist ein langwieriges Projekt. Es hängt vor allem am Geld.
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Potsdam - Elegant breiten sich die schwarzen Flügel aus, der Hals erhebt sich in einer vollendeten Rundung. Fast majestätisch sieht er aus, der gusseiserne Schwan, der in der Berliner Vorstadt an einer privaten Hausmauer hängt. Nur dass er da überhaupt nicht hingehört. Die schwere Vogelfigur ist eigentlich ein Teil der Schwanenbrücke, welche den Zugang zum Neuen Garten über die Schwanenallee bildet.
Ursprünglich 1790 unter Friedrich Wilhelm II. als hölzerne Drehbrücke erbaut, wurde sie 1841 unter Friedrich Wilhelm III. durch eine mit vier gusseisernen Schwänen verzierte Bogenbrücke aus Naturstein ersetzt, von deren früherer Schönheit an der heutigen Behelfsbrücke nicht mehr viel zu sehen ist. Das soll sich allerdings irgendwann mal ändern. Seit etwa zehn Jahren setzt sich der Verein Berliner Vorstadt in Kooperation mit der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) nun schon für die Rekonstruktion der Brücke ein, hat dabei viele Spendengelder gesammelt. Um einen regelmäßigen Kontakt zu den Potsdamern zu halten, organisiert der Verein seit acht Jahren das Schwanenbrückenfest, das auch am morgigen Sonntag wieder rund um die Brücke stattfindet.
Unter anderem werden die Turbine-Potsdam-Spielerinnen Bianca Schmidt und Asano Nagasato ab 15 Uhr vor Ort sein und Autogramme geben. Die Einnahmen vom Kuchenverkauf werden für den Brückenaufbau gespart, dessen Gesamtkosten auf 1,5 Millionen geschätzt werden. „Wir warten noch darauf, dass uns jemand die eine Millionen spendet“, sagt Irmgard Obermayr, Vorsitzende des Vereins. „Wir machen natürlich immer nur kleine Schritte, uns ist bewusst, dass das ein langwieriges Projekt ist, das seine Zeit braucht.“
Die vier eisernen Schwäne, die früher einmal die untere Brückenfassade schmückten, konnten lediglich durch großzügige Sponsoren neu gegossen werden, die 5000 Euro pro Schwan spendeten. Insgesamt kostete die Herstellung der Vögel, die 2011 in einer Werkstatt gegossen wurden, aber rund 35 000 Euro. Geformt wurden sie nach dem einzigen erhaltenen Schwan, der allerdings auch stark beschädigt war und restauriert werden musste. Wie Obermayr erklärt, fehlte der Kopf und auch das „Gefieder“ war stark beschädigt. Der Originalschwan ist bis zur Rekonstruktion der Brücke bei der Stiftung untergebracht, die anderen Figuren bei den jeweiligen Sponsoren. „Sie haben sich aber alle schriftlich verpflichtet, die Schwäne wieder herauszugeben, wenn die Brücke so weit ist“, so die Vereinschefin.
Wann das sein wird, steht allerdings noch in den Sternen. Denn neben fehlender Finanzmittel hat der Verein noch ein weiteres Problem. Es ist nicht so richtig bekannt, wie die Brücke früher mal im Detail ausgesehen hat. Immerhin ein bisschen Licht ins Dunkel bringen nun Melina Drexler und Annika Schäpel, zwei Architektur-Absolventinnen der Fachhochschule (FH) Potsdam, die sich im Rahmen des neu eingeführten FH-Faches „Forschend lernen“ in das Brückenprojekt mit eingeschaltet haben. In zeitaufwendiger Kleinarbeit haben sie die Bestände des Stiftungs-Archivs Potsdam, des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz in Berlin sowie die des Potsdam Museums nach Hinweisen durchforstet.„Unser Ziel war es, herauszufinden, ob es überhaupt möglich ist, die Brücke in ihren Originalzustand zurückzuversetzen“, so Drexler. „Ich denke, das können wir mit einem klaren Ja beantworten.“ Denn bei den Recherchen haben die beiden unter anderem Entwurfszeichnungen von Architekt Albrecht Dietrich Schadow aus dem 19. Jahrhundert entdeckt. Historische Fotografien der Brücke, die 2007 in der Ausstellung „Auslöser Potsdam“ im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (HBPG) gezeigt wurden – etwa von Otto Rau –, geben weitere Hinweise auf das frühere Aussehen. So haben die Studentinnen etwa auch detailreiche Zeichnungen von den vier großen Kandelabern erstöbert, die früher die Brücke beleuchtet haben und am unteren Ende mit dicken Fischen sowie anderen Meeressymbolen verziert waren.
Trotzdem stellen sich immer noch viele Fragen. Etwa über die genauen historischen Materialien oder die Beschaffenheit des historischen Brückentores. Auch eine genaue Geschichte der Brücke lässt sich nur schwer nachvollziehen. Klar ist zwar, dass sie 1841 erbaut wurde, wann sie aber genau zerstört wurde, ist nicht bekannt. „Es gibt Vermutungen, dass sie den Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstanden hat und danach gesprengt worden ist“, so Drexler.
Erste Instandsetzungsarbeiten fanden dann erst Anfang der 1990er-Jahre statt, als zuerst 1992 die Natursteinausläufer und schließlich 1999 die Eisenträger restauriert wurden. Danach gab es wohl immer wieder kleinere Baumaßnahmen, welche die Brücke zumindest stabilisiert haben und somit begehbar machen. Ihre Ergebnisse stellen die beiden FH-Absolventinnen auf dem Schwanenfest vor und hoffen, dass sie die Grundlage für weitere Forschungen in diese Richtung sind.
„Schwanenbrückenfest“ am morgigen Sonntag ab 14 Uhr zwischen Schwanenbrücke und der Böcklinstraße
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