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Sport: Die Sicherheit zurückgewinnen

Inka Wesely ist plötzlich Abwehrchefin bei Turbine Potsdam, nachdem sie in der vergangenen Saison vor allem im Reserveteam spielte. Beim 3:3 im Testspiel gegen Jena war nicht nur sie manchmal unsicher

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24 Minuten in zwei Spielen – soviel Einsatzzeit stand für Inka Wesely in der 1. Frauenfußball-Bundeliga in der vergangenen Saison zu Buche. Seit Juli avancierte die Abwehrspielerin nun zur Stütze auf der zentralen Verteidigerposition. Ein Sprung von Null auf Hundert, spielte Wesely in der Vergangenheit kaum eine Rolle auf dem Zettel von Turbine-Chefcoach Bernd Schröder.

Beim 3:3 (1:1)-Unentschieden gegen den USV Jena im Benefizspiel für das Frauenhaus in Brandenburg, das am vergangenen Samstag auf dem Platz des FC Deetz ausgetragen wurde, zeigten sich nicht nur in der Hintermannschaft der Turbinen noch reichlich Ungereimtheiten. Es war ein Spiel, das Bernd Schröder zu denken gibt. „Wir wollten fußballerisch besser auftreten, als wir es hier heute getan haben“, resümierte er nach dem Schlusspfiff . Viele Fehlpässe und Unstimmigkeiten innerhalb der Mannschaftsteile ließen die Turbinen schwer zu ihrem Spiel finden. Obwohl die Partie aus Sicht der Potsdamerinnen äußerst positiv begann. Bereits in der 9. Spielminute konnte Asano Nagasato die 1:0-Führung erzielen.

Auf nassem Boden entwickelte sich ein schnelles Spiel, in dem die vielen langen Bälle, mit denen vor allem die Turbinen arbeiteten, häufig im Niemandsland des Seitenaus’ oder am Fuße von USV-Keeperin Stenia Michel ungenutzt verpufften. Einen Freistoß von der linken Seitenlinie, die auf dem kleinen Feld schon sehr nah an der Strafraumkante liegt, konnte Anna Sarholz im Turbine-Kasten nicht festhalten und ließ den Ball nach vorne prallen. Ex-Turbine Carolin Schiewe (27.) schaltete am schnellsten und drückte das Leder zum 1:1 über die Torlinie.

„Die Unsicherheiten haben schon bei unserer Torhüterin angefangen und sich durch die ganze Mannschaft gezogen“, sagte Bernd Schröder. Doch nicht nur seine Mannschaft zeigte vor allem im Defensivverhalten noch die eine oder andere Lücke auf, sondern auch die Abwehrreihe des USV Jena offenbarte Schwächen.

So entwickelte sich nach dem Seitenwechsel ein offener Schlagabtausch, bei dem es nicht so sehr auf die schönen Offensivspielzüge der beiden Teams, sondern eher auf die Fehler ankam, die sie sich leisteten. In der 46. Minute konnte Iva Landeka für den USV auf 2:1 erhöhen, doch nach Vorarbeit von Lisa Evans glich Natasa Andonova in der 54. Spielminute zum 2:2 aus. Die Antwort der Thüringerinnen folgte nur acht Minuten später, als wiederum Landeka (62.) zum 2:3 traf. Aber auch die Turbinen rappelten sich von dem erneuten Rückschlag wieder auf und konterten in Person von Stürmerin Genoveva Anonma (64.), die allein im Strafraum zum Abschluss kam und mit ihrem Treffer eine tempoärmere Endphase einläutete.

„Wir hatten zu viele einfache Ballverluste“, meinte Bernd Schröder, der mit der Leistung seiner Mannschaft nicht wirklich zufrieden sein konnte. In zwei Testspielerfolgen gegen die Männermannschaften vom FC Schradenland und SV Fichte Baruth hatte seine Elf ansprechendere Leistungen gezeigt. „Auf diesem kleinen und nassen Platz haben wir uns schwer getan“, meinte auch Inka Wesely.

Auf der zentralen Abwehrposition in der Turbine-Dreierkette versucht die 23-Jährige momentan, zu ihrer Form zurück zu finden, nachdem sie in den letzten Jahren eher in der Reservemannschaft in der zweiten Bundesliga zum Einsatz kam. Zur Zeit ist sie die erste Wahl des Trainers, dem gleich drei Defensivspezialisten fehlen. Stefanie Draws wird nach ihrem Kreuzbandriss noch einige Zeit für die ihre Rückkehr ins Team brauchen. Ebenso Johanna Elsig, die zum Ende der letzten Saison in die Rolle der Abwehchefin schlüpfte, deren Comeback in der Startelf nach einer Knieoperation ebenfalls noch unklar ist. Schließlich hat mit der Norwegerin Maren Mjelde eine defensiv flexibel einsetzbare Spielerin den Verein verlassen.

„Inka hat in den Testspielen gegen die Männer gute Leistungen gezeigt“, meinte Schröder zu der Neubesetzung auf der Position der Abwehrdirigentin. Im Spiel gegen Jena hätte sie vor allem wegen dem schwachen Mittelfeld mit mehr Druck zu kämpfen gehabt und deswegen ihre Leistung nicht abrufen können, so der Turbine-Coach. „Diese Position ist eine große Herausforderung, aber auch ein ziemlicher Druck“, sagte Wesely, die sich hinten in der Mitte sehr wohlfühle. Sie versuche, sich nach langer Verletzungspause und wenigen Einsätzen erst wieder ins Team und das Spiel zurück zu finden. „Ich muss brauche meine Sicherheit. Das ist das A und O, schließlich gehöre ich zu der wichtigen Achse im Spiel“, so die großgewachsene Abwehrakteurin. Eine Sicherheit, die sie sich nur durch Einsatzzeit erarbeiten kann. Und dazu braucht es mehr als 24 Minuten.

Turbine: Sarholz; Kemme (86. Krug), Wesely, Kulis; Evans (86. Wells), Zietz, Cramer (46. Wälti), Andonova (86. Möller); Nagasato, Simic (68. Szaj), Anonma

Tore: 1:0 Nagasato (9.), 1:1 Schiewe (27.), 1:2 Landeka (46.), 2:2 Andonova (54.), 2:3 Landeka (62.), 3:3 Anonma (64.)

Chantal Willers

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