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DDR-Kunst: Die Sicht eines Banausen
Peter Tiede über seinen anderen Blick auf „DDR-Malerei“ nach der Plattner-Ausstellung in Potsdam.
Stand:
Dies ist das Bekenntnis eines Banausen. Oder eines Ex-Banausen? Von jemandem, der es nicht mehr sehen konnte, der DDR-Realismus nicht mehr sehen wollte. Der schon früher weggeguckt hat, wenn irgendwo die DDR von Malern so gemalt worden war, wie sie definitiv nicht aussah. Der erst gar nicht mehr hinsah. „Lieber vom Leben gezeichnet, als von Willi Sitte gemalt.“ Für den Banausen war klar: sozialistischer Realismus ist keiner. Und dann die Alten und die Geduckten, die diktaturverkorkst nach der verschwiemelten Botschaft, dem doppelten Boden oder wenigstens nach einer Eulenspiegelei suchten. Man meinte ja nicht das, was man sagte. Im Gänsefüßchenland. Man hatte das satt. Warum noch mal anschauen? Was sollte da noch kommen?
Und nun stand der Banause x-mal in einer Ausstellung – eher einer Hängung – mit DDR- und Nach-DDR-Werken von Malern ostdeutscher Herkunft und konnte hinsehen. Und sah: Malerei. Einfach nur Malerei. Welche, die ihm gefiel und welche, die ihm nicht gefiel, die ihn berührte oder nicht, die interessierte oder nicht. Die Schau, die am Sonntag im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte mit der Enthüllung der Mattheuer-Plastik „Der Jahrhundertschritt“ zu Ende ging: „Einblick und Ausblick“ mit Werken aus der Potsdamer Sammlung des Unternehmers Hasso Plattner. Der ist kritisiert worden, seine Sammlung sei nicht repräsentativ. Nur: Wofür? Für wen? Für Plattner und seine Sicht auf die Maler, die Malerei, für seinen Anspruch, seine Leidenschaft – eben für seinen Geschmack ist sie repräsentativ. Das steht drauf. Das ist drin. Und 11 000 Besucher (!) gingen hin.
Es ist der Reiz privater Sammlungen, dass sie nicht werkschauenhaft durchkuratiert sind. Sie haben keinen didaktischen Anspruch. Wenn der Sammler seine Sammlung öffentlich teilt, gibt er seinen Blick frei. Das regt an. Im Falle des Banausen zur Erkenntnis: Es war nicht alles Propaganda, Propaganda war nicht alles, nicht alle Maler der DDR waren „DDR-Maler“, nicht jeder „DDR-Maler“ nur Staatspropagandist, nicht jeder Propagandist ein Meister. Und vielen „DDR-Malern“ hätte man die DDR früher wegnehmen sollen. Den Banausen beschäftigt das jetzt. Angeregt durch den subjektiven Blick eines anderen.
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