
© Andreas Klaer PNN/Andreas Klaer
„Die Situation kann jederzeit kippen“: Potsdamer Kinderkrankenpflegerin kümmert sich an Weihnachten um die Allerkleinsten
Die Kinderkrankenpflegerin Saskia Zimmermann kümmert sich auch an Heiligabend um Frühchen und kranke Neugeborene. Die Eltern brauchen an Weihnachten besonders viel Unterstützung, sagt sie.
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Saskia Zimmermann wird an Heiligabend Frühchen im Brutkasten überwachen. Sie wird die Vitalzeichen kontrollieren und kranken Neugeborenen Medikamente verabreichen. Ihre winzigen Patienten möchte die Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin in der Neonatologie des Bergmann-Klinikums an Weihnachten genauso gut versorgen, wie an jedem anderen Tag. Aber den Eltern will sie an diesem Tag noch etwas mehr Aufmerksamkeit schenken, als sonst. „Wir versuchen, mit den Eltern eine gewisse Besinnlichkeit zu erlangen“, sagt die 36-Jährige. „Das ist nicht immer leicht, vor allem, wenn die Kinder schwer erkrankt sind.“
Ihre Rolle sieht Zimmermann, neben der Versorgung der Früh- und Neugeborenen, auch darin, die Eltern aufzufangen. Für viele von ihnen sei Weihnachten ein emotionales Ereignis. Dieses Fest in Sorge um ihr Kind im Krankenhaus zu verbringen, sei herausfordernd. Wenn es ältere Geschwister gebe, wollen sie auch ihnen gerecht werden. „Ich bestärke sie, dass bessere Zeiten kommen“, sagt die Kinderkrankenpflegerin. „Und ich sage ihnen: Gönnt euch auch Elternzeit.“ Viele verbrächten den Vormittag in der Klinik und den Nachmittag zu Hause.
Zimmermann stammt aus Eberswalde, wo sie auch ihre Ausbildung absolviert hat. Nach einer Station in einem Krankenhaus in Berlin arbeitet sie seit 2019 in der Neonatologie am städtischen Klinikum „Ernst von Bergmann“ in Potsdam. Die Intensivstation versorgt bis zu 18 Frühchen oder kranke Neugeborene. Die kleinsten Frühgeborenen sind nicht einmal 500 Gramm leicht und bleiben teils mehrere Monate auf der Station. Behandelt werden auch Babys, die bei der Geburt unter Sauerstoffmangel litten oder aus anderen Gründen in ihren ersten 24 Lebensstunden medizinische Hilfe brauchen.
Es ist etwas Angenehmes, an Weihnachten zu arbeiten.
Kinderkrankenpflegerin Saskia Zimmermann
An Heiligabend hat Saskia Zimmermann Frühdienst. Der beginnt um 6 Uhr mit einer Übergabe, bei der der Nachtdienst berichtet. Dann teilen die Pfleger und Pflegerinnen ein, wer für welche Patientenzimmer zuständig ist. „Es ist etwas Angenehmes, an Weihnachten zu arbeiten“, sagt Zimmermann. „Oft starte ich gut gelaunt in die Schicht.“ Jeder Mitarbeiter bringe etwas Selbstgemachtes zum Essen mit, schon vorab besprechen sie das Menü. „Ich bringe Rührei mit Bacon mit“, weiß sie auch schon einige Tage vorher. Ein schönes Essen gehöre dazu, findet die Kinderkrankenpflegerin. „Das wollen wir uns nicht nehmen lassen und zelebrieren das Menü auch.“
Die Situation kann jederzeit kippen
Ob allerdings Zeit bleibe, wirklich während der Schicht gemeinsam zu essen, sei vorher schwer zu sagen. „Das kommt auf die Patienten an“, beschreibt Zimmermann. Manchmal verlaufe es ruhig, die Routine der Versorgung. „Aber die Situation kann jederzeit kippen“, das weiß sie aus der Erfahrung. Dann kann es von einem Moment auf den anderen hektisch werden, alle stehen unter Adrenalin, müssen schnell reagieren. Da könne es passieren, dass keine Minute für eine Pause bleibe.
An Heiligabend im Krankenhaus zu arbeiten bedeutet für Saskia Zimmermann auch, dass sie zumindest die erste Hälfte des Tages nicht mit ihrem Mann und ihrem zweieinhalbjährigen Sohn verbringen kann. „Ein tränendes Auge habe ich schon, weil ich weiß, dass er fragen wird: Wann kommt Mama nach Hause?“ Aber wenn sie gegen 15 Uhr zurück ist von der Schicht, bleibe genug Zeit für die Bescherung und für ihre eigenen Weihnachtstraditionen.
Auch auf der Neonatologie gibt es eine Tradition: Für alle Eltern fertigen die Mitarbeiter Fußabdrücke der Frühchen und Neugeborenen an, die dann auf Karten geklebt werden. Für Weihnachten verzieren sie die winzigen Fußumrisse mit einer kleinen Weihnachtsmannmütze und einem Schnurrbart. Ein persönlicher Gruß der noch so zerbrechlich wirkenden Babys für die Familien zum Fest.
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