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Landeshauptstadt: Die Speicherstadt: lohnendes Diplomthema

Verteidigung an der Fachhochschule Potsdam

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Verteidigung an der Fachhochschule Potsdam Von Günter Schenke Die Speicherstadt an der Leipziger Straße als Diplomthema des Fachbereichs Architektur und Städtebau der Fachhochschule Potsdam: Die Verteidigung der Arbeit von Christian Kürbis und Sabine Leihgoldt stieß gestern auf großes Interesse. Immerhin gab es bereits mehrere städtebauliche Wettbewerbe zur Industriebrache an der Havel. Ein Landtagsgebäude mit Infrastruktur sollte hier entstehen und aktuell ein großes Kongress- und Hotelzentrum mit Gewerbe- und Wohnbereichen. Die Entwicklungsgesellschaft Speicherstadt brachte unter dem Titel „Alte Hülle, neue Vision“ eine Zusammenstellung der Ergebnisse des jüngsten Wettbewerbes heraus, dessen Siegerentwurf die Grundlage für die praktische Umsetzung, die in einigen Jahren stattfinden dürfte, sein wird. Was können Städtebau-Diplomanden dem schon Vorhandenen noch Originelles hinzufügen? Der Unbefangene erwartet, dass die der Fachhochschul-Ausbildung gerade Entwachsenen etwas ganz Besonderes, noch nie Dagewesenes, hinstellen. Doch das ist nicht so. Zu eng ist das Korsett der Geschichte mit den Baulichkeiten, die unter Denkmalschutz stehen. Wenn etwas neu hinzukommt, darf es das Alte nicht erdrücken und muss sich in der Kubatur danach richten. Die beiden ehemaligen Studierenden haben sich ausführlich mit dem Ort beschäftigt. Sie wissen vom ehemaligen Proviantamt an der Leipziger Straße, vom Persius- und Hampelspeicher, von den Mühlenwerken und von der Schlachthalle. Ein großer Teil des südlichen Areals steht unter Denkmalschutz und befindet sich in der Treuhand des Bundesvermögensamtes. Wie eine Burg ragen die Zinnen des Proviantspeichers von Ludwig Persius heraus. Ein Teil der früheren Baulichkeiten ist bereits abgerissen worden, was dazumal – nicht sehr heftige – Proteste hervorrief. Diejenigen, denen die Abrisse nicht gefallen haben, wollten wahrscheinlich, dass alles im Wesentlichen so bleibt wie es ist und das ist ja auch ein verlockender Gedanke. Die beiden Hauptspeicher und noch einige Baulichkeiten bleiben auf jeden Fall stehen. Im Persius-Bauwerk wollen Leidholdt und Kürbis das Potsdam-Museum unterbringen und den Hampel-Speicher unmittelbar am Wasser wollen sie zu einem riesigen Wohnhaus mit drei Treppenhäusern inklusive gastronomischer Einrichtungen umfunktionieren. So ähnlich könnte es auch bei den realen Planungen werden: Maisonette-Wohnungen, Ateliers und normale eingeschossige Wohnungen. Die unterschiedlichen Eigentumsverhältnisse haben bisher eine schnelle Entwicklung des Geländes gehemmt. Im nördlichen Zipfel aus dem einstigen Besitz der Berlin-Potsdamer Eisenbahngesellschaft in unmittelbarer Nähe der Langen Brücke müssen Architekten und Städteplaner am wenigsten Rücksicht auf den Denkmalschutz nehmen. Und hier haben die beiden Diplomanden folgerichtig einen großen Kopfbau als Messe- oder Ausstellungsgebäude geplant. Das ist offenbar der Kern der städtebaulichen Idee, dass von diesem halbrunden Kopfbau, der eine zwölf Meter hohe Messehalle enthält, die weitere Gestalt des neuen Stadtteiles ausgeht. Jeder, der hier plant, muss die Quadratur des Kreises schaffen: Denkmale bewahren, möglichst viel Fläche nutzbar machen und die Sichten zum Wasser nicht verbauen. Die beiden Diplomanden schaffen in ihrem Entwurf Durchgänge und Durchblicke von der Leipziger Straße aus und nach Norden eine Verbindung zur Stadt. Letztere einmal dadurch, dass der Kopfbau von der Langen Brücke aus zu betreten sein soll und zum anderen durch eine Fußgängerbrücke hinüber zum Hinzenberg und zum Lustgarten. Die Leipziger Straße an der Speicherstadt, derzeit eine düstere hohle Gasse, wollen sie „architektonisch fassen“, unter anderem dadurch, dass zwei der neuen Häuser Turmbauten nach dem Beispiel des Persius-Speichers erhalten. Insgesamt enthält der Studenten-Entwurf viele Ideen, praktisch umsetzbar sind sie objektiv nicht.

Günter Schenke

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