Landeshauptstadt: Die Spenden reichen nicht mehr aus
20 000 Kinder in Ecuador wurden mit Potsdamer Hilfe behandelt – 2007 fließt nur noch halb so viel Geld
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Heute Morgen ist es wieder soweit: Gegen neun Uhr steigt der Arzt Dr. Galo Alvear in der südecuadorianischen Gemeinde Salitre in sein Auto. Begleitet von zwei Krankenschwestern besucht er die Dörfer der wasserreichen Region rund um den 3500-Einwohner Ort – und gibt dort eine kostenlose Sprechstunde für die Kinder. „Wie im Supermarkt standen sie dann an“, beschreibt die Potsdamerin Janine Fubel, die den Arzt im März 2007 dreieinhalb Wochen lang begleitete, das Bild. Bis zu hundert Kinder untersuche der Arzt auf seiner wöchentlichen Freitagstour.
Seit 1997 ist Galo Alvear bereits unterwegs: Im Gepäck hat der 50-jährige Mediziner dabei immer ein paar regenbogenfarbene Plastiksäcke, gefüllt mit Antibiotika, Hustensäften und Vitamintabletten. Das Geld für diese Medikamente kommt aus Potsdam. Denn der Lateinamerika-Arbeitskreis Tierra Unida e.V. unterstützt das Gesundheitsprojekt in Salitre seit zehn Jahren. Am Mittwochabend lud der Verein deshalb in den Buchladen „Sputnik“ in der Charlottenstraße 28.
„Das Projekt läuft relativ leise“, erklärt Jan Wenzel, einer der beiden Vereinsvorsitzenden vor den knapp 20 Gästen. Insgesamt 20 000 Kinder konnten laut Tierra Unida in den vergangenen zehn Jahren Dank der finanziellen Hilfe aus Potsdam und dem ehrenamtlichen Engagement von Galo Alvear behandelt werden.
Dabei musste der Verein die Unterstützung im Dezember 2006 kräftig kürzen: 300 Euro statt vorher 600 US-Dollar fließen nun monatlich aus der Landeshauptstadt in das Gesundheitsprojekt nach Lateinamerika. „Die Spenden und Eigenmittel reichen nicht mehr aus“, sagt Achim Briesemann, der seit der Entstehung des Arbeitskreises im Jahr 1983 aktiv ist. Bisher werde das fehlende Geld vom Arzt Alvear kompensiert.
Denn in Salitre ist die Hilfe weiterhin nötig: Die Kinder der wasserreichen Gegend leiden besonders häufig unter Parasiten, erklärt Janine Fubel. Das äußere sich im aufgeblähten Bauch und stetiger Gewichtsabnahme. Grund sind die mangelhaften hygienischen Bedingungen. Die traditionell vitaminarme Ernährung führe außerdem häufig zu Infektionen.
Aber die Fahrt in die Stadt und der Arztbesuch sind teuer: 15 US-Dollar kostet allein die Untersuchung – dabei liegen die Tageslöhne nur zwischen zwei und vier Dollar, so Fubel. Eine mobile Untersuchungsstation, die die ecuadorianische Regierung eingerichtet hat, um die ländlichen Gebiete zu erreichen, komme nur einmal jährlich vorbei.
Alvear setze bei seiner Arbeit allerdings nicht nur auf die Medikamente, erzählt Fubel: So leiste er in Schulen oft auch Gesundheitsaufklärung und Ernährungsberatung. Er empfehle etwa das Abkochen des Trinkwassers oder den regelmäßigen Verzehr von Obst und Gemüse. Die ungesunde Lebensweise sei auch ein „kulturelles Problem“, erklärt Jan Wenzel.
Der Vereinschef will das Projekt auf jeden Fall weiter unterstützen: „Ich sehe kaum eine Möglichkeit, sich da jetzt herauszuziehen.“ Neben der Freitags-Sprechstunde sei momentan auch eine mobile Zahnarzt-Praxis geplant: Dafür müssten allerdings 2000 Euro Spenden zusammen kommen.Jana Haase
Spendenkonto bei der Mittelbrandenburgischen Sparkasse: Kontonummer 223 56 34, Bankleitzahl 160 500 00, Kennwort: Gesundheitsprojekt. Mehr Informationen über den Verein und das Projekt unter: www.tierra-unida.de.
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