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Landeshauptstadt: Die „Spirellibande“ geht in die Schule

Damit die Schüler nicht so viel Zeit verlieren, soll der kostenlose Mittagstisch nach Drewitz ziehen

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Am Stern - Die „Spirellibande“ soll umziehen. Erst vor knapp einen Monat war der kostenlose Mittagstisch für Schüler aus einkommensschwachen Familien im Eltern-Kind-Zentrum der AWO in der Pietschkerstraße eingerichtet worden. Jetzt steht womöglich ein Standortwechsel an – nämlich in die Schule, aus der die hungrigen Kinder kommen.

Der Weg zwischen Drewitz und Stern sei einfach zu weit, beklagte die Leiterin der Priesterweg-Grundschule, Elvira Eichelbaum. Am gestrigen Montag besuchten Brandenburgs Sozialministerin Dagmar Ziegler (SPD) und Potsdams Sozialbeigeordnete Elona Müller (parteilos) die Einrichtung am Stern. Für die Strecke zwischen Schule und Mittagstisch bräuchten die Kinder rund 30 Minuten, dann müssten sie essen und wieder pünktlich zu den Arbeitsgemeinschaften zurück sein. „Das ist kaum zu schaffen“, so die Schulleiterin. Deshalb gehörten lediglich ein Dutzend ihrer Schüler zur „Spirellibande“. Der Bedarf aber sei weitaus größer, wie sie mit Zahlen belegte. 340 Kinder besuchen die Grundschule in Drewitz, etwa ein Drittel esse im Hort. Nur 17 Schüler nutzten die kostenpflichtige Schulspeisung. Bedarf an einer kostenlosen warmen Mahlzeit hätten etwa 60 bis 70 ihrer Schüler, schätzte Eichelbaum. Einziger Haken an den Umzugsplänen für die „Spirellibande“ sei der noch bestehende Vertrag mit dem Caterer, der bisher die Grundschule mit Mittagessen versorgt. „Das muss man aushandeln“, sagte Beigeordnete Müller, die jetzt alle Beteiligten zu einem Treffen einladen will.

„Es sollte schnell gehen“, betonte Angela Basekow, Geschäftsführerin des AWO-Bezirksverbandes. Damit die Kinder, die zu Hause kaum versorgt würden, nicht mehr hungern müssten. Man dürfe die Eltern aber auch nicht ganz aus der Verantwortung nehmen, mahnte Ziegler an. Man müsse Mütter und Väter dazu befähigen, „preiswert und gesund“ zu kochen, forderte sie. Für entsprechende Projekte stelle ihr Ministerium Fördergelder zur Verfügung. Die Idee wird bei der AWO bereits umgesetzt. So plane man einen Kurs für Eltern mit Koch-Weltmeister Ronny Pietzner, so Basekow. Auch um „das Thema Armut aus der Schmuddelecke“ zu holen. „Wir wollen, dass sich die betroffenen Menschen wertgeschätzt fühlen.“ Sebastian Frenkel, Initiator der „Spirellibande“, ist weiterhin auf Sponsorensuche. Er wolle die Existenz der Küche sichern. Die Koch-Stelle, die Dieter Lück bekleidet, teilen sich Arbeitsamt und Arbeiterwohlfahrt. Jetzt hat auch die Grundschule Am Pappelhain Interesse an kostenloser Schulspeisung angemeldet. Dann wird Lück Verstärkung brauchen.

Nicola Klusemann

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