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Landeshauptstadt: Die Stadt am Havel Strohm
Erstmals sind historische Karten von Potsdam und Preußen online zu sehen
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Die Lange Brücke gab es schon, die Humboldtbrücke noch nicht. Hermannswerder war noch unbebaut und die Havel hieß Havel Strohm. Wie Potsdam und Preußen zu Zeiten Friedrichs des Großen aussahen, ist seit Freitag im Internet zu sehen. In das digitale Kartensystem des Brandenburg Viewers, den der Landesbetrieb Landesvermessung und Geobasisinformation (LGB) schon seit Jahren online zur Verfügung stellt, wurde nun erstmals eine historische Karte eingespeist. Jeder beliebige aktuelle Ausschnitt kann nun mit dem Gegenstück aus dem 18. Jahrhundert direkt verglichen werden.
Das Kartenwerk stammt von Friedrich Wilhelm Carl von Schmettau. Zwischen 1767 und 1787 ließ er erstmals eine Übersicht von nahezu ganz Preußen erstellen und bezahlte dies sogar aus eigener Kasse. Der damals regierende Friedrich II. hatte nämlich gar kein Interesse an einem solch detaillierten Kartenwerk, wie Wolfgang Crom, Leiter der Kartenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin, erklärt. Der König hatte Angst, die wertvollen Informationen könnten seinen Feinden in die Hände fallen. Dennoch ließ sich Graf Schmettau nicht von dem Projekt abbringen. Er war davon überzeugt, dass ein moderner Staat nur mit anständigen Karten und genauen Informationen über die Lage von Siedlungen, Flüssen oder Wäldern verwaltet werden könnte. Tatsächlich wanderte sein Werk nach Friedrichs Tod in die königliche Plankammer. Heute lagern die wertvollen Blätter in Spezialkartons und gut klimatisierten Schubladen in der Berliner Staatsbibliothek – übrigens genau unter dem am Donnerstag eröffneten Lesesaal. Der Historiker Crom ist begeistert, wie gut erhalten die rund 230 Jahre alten Karten erhalten sind: „Die Farben sind frisch, die Beschriftung gut lesbar.“
In mühevoller Arbeit wurden die insgesamt 34 Blätter, die das heutige Brandenburg ergeben, zusammengesetzt und an die heutigen Daten abgepasst. „Georeferenzieren“ heißt das im Fachjargon. Wenn alte und neue Karten an manchen Stellen nicht exakt übereinstimmten, musste die Schmettausche Karte ein wenig verzogen werden. Leicht zu erkennen ist dies etwa bei Ortsnamen. „Potsdam“ zum Beispiel steht ein wenig schief. Bislang wurde dieses aufwendige Verfahren deutschlandweit erst einmal angewandt, nämlich bei den Sächsischen Meilenblättern, wie LGB-Präsident Christian Killiches sagt. Er hofft, dass das kostenlose Angebot bei vielen das Interesse an Kartorafie weckt. Gerade für Heimatforscher, Archäologen oder Naturschützer könnten die historischen Blätter interessant sein, meint er.
Wer herausfinden möchte, wie seine eigene Straße oder der Stadtkanal im 18. Jahrhundert aussahen, kann dies also im BrandenburgViewer auf der LBG-Homepage. Per Zoom oder mittels Suchfunktion gelangt man zum gewünschten Ort. Wer die historischen Karten sehen möchte, muss unter Menü „SchmettauKarten“ anklicken. Mit einem Rechtsklick kann man aktuelle und historische Ansicht übereinanderlegen. Wer allerdings zu sehr zoomt, wird bei den historischen Karten enttäuscht. Aus Angst vor Raupkopierern ist die Auflösung relativ schlecht. Katharina Wiechers
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