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Landeshauptstadt: Die Stadt ist vorbereitet

Umweltausschuss beriet über Wannsee-Reaktor

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Berlin / Potsdam - Im schlimmsten Fall – einer trockenen Kernschmelze – käme es beim Forschungsreaktor des Helmholtz-Zentrums in Berlin-Wannsee zu einer „allenfalls geringfügig erhöhten Strahlenbelastung“ und auch dies nur bei einem direkten Treffer des Reaktorbeckens von oben, etwa durch ein abgestürztes Flugzeug. Diese Einschätzung traf Guido Buchert, Strahlenschutzbevollmächtigter des Helmholtz-Zentrums, am Donnerstagabend im Umweltausschuss.

Das Gremium hatte angesichts der Atomkatastrophe in Japan die Vertreter der Berliner Forschungseinrichtung eingeladen, um sich über das Sicherheitskonzept für den sogenannten BER II-Reaktor zu informieren. Laut Buchert sind die Schutzmaßnahmen so umfassend wie möglich. Es gebe eine Einsatzzentrale auf dem Gelände, die bei Notfällen tätig werde, im weiteren Umkreis des Reaktors, auch in Babelsberg und Sacrow, würden ständig die Strahlenwerte gemessen. Es gebe Kooperationen mit Krankenhäusern, darunter das Potsdamer Bergmann-Klinikum, zur Versorgung bei Notfällen, auch Jodtabletten würden in ausreichendem Maße vorhanden sein.

Sollte es zu einem Super-GAU, also der trockenen Kernschmelze mit Freisetzung von Radioaktivität kommen, sei die Ausbreitung der Wolke von der Windrichtung abhängig. Wehe er aus Südwest, werde in Potsdam wohl gar keine messbare Erhöhung der Strahlungswerte zu verzeichnen sein, so Buchert. Ohnehin würden hauptsächlich ungefährliche Spalt-Edelgase wie Xenon freigesetzt, Cäsium „in sehr geringem Maße und nur in der nächsten Umgebung des Reaktors“. Laut Potsdams Feuerwehr- und Katastrophenschutz-Chef Wolfgang Hülsebeck ist die Stadtverwaltung auf den schlimmsten Fall ebenfalls vorbereitet.

Der Umweltausschuss stimmte einem Antrag der Bündnisgrünen zu, wonach sich das Rathaus bei der Deutschen Flugsicherung für eine Flugverbotszone von vier bis acht Kilometern im Umkreis des Reaktors einsetzen soll. Das fordern auch die Bürgerinitiativen gegen Flugrouten über Potsdam und die Umlandgemeinden. Derzeit ist der Forschungsreaktor wegen Umbauarbeiten abgeschaltet. Die Potsdamer Grünen-Landtagsabgeordnete und der Grünen-Kreisverband forderten gestern, den Reaktor nicht wieder hochzufahren, bevor die Ergebnisse der Sicherheitsüberprüfung vorlägen. Seit Bestehen der Anlage habe es dort 66 meldepflichtige Vorfälle gegeben. pee

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