Landeshauptstadt: „Die Stadt leuchtet!“
Drei Iranerinnen lernten in Potsdam die deutschen Weihnachtbräuche kennen
Stand:
Innenstadt – „Euer Weihnachten ist ziemlich schön“, befand Tabassom nach einem Stadtbummel mit Stadtführerin Susanne K. Fienhold Sheen am Samstag Vormittag begeistert: „Die Stadt leuchtet!“ Dabei hatte Sheen die Iranerin auch in die stressigen Seiten des Fests – Stichwort Weihnachtsbaumkauf – eingeweiht. „Kann man die Bäume bis zum nächsten Jahr aufheben?“, erkundigte sich Parnia. Dass der Baum ein immergrünes Lebenssymbol sein soll, hatte die 15-Jährige schon gehört. Zwar werde der Geburt Jesu auch im islamischen Iran gedacht, sei dort aber ein „normaler Feiertag“, erklärte die 17-jährige Tabassom. Das wichtigste Fest des Jahres sei stattdessen „Nowruz“, das Neujahrsfest, das zum Frühlingsanfang begangen wird: Dann wird gebacken, geschenkt und gefeiert und die Wohnung mit Grünzeug geschmückt.
Die drei Schülerinnen aus der iranischen Hauptstadt Teheran, die sich in Potsdam mit den deutschen Weihnachtsbräuchen bekannt machten, sind momentan zu Gast bei der Königin-Luise-Stiftung in Berlin. Die Internatsschule unterhält bereits seit 2003 rege Beziehungen in das islamische Land, erklärt Manfred Grüter, der das Projekt „Jugend im Dialog – Austausch der Kulturen“ organisiert. Er plane außerdem eine Wanderausstellung über Exil-Iraner und Deutsche, die in den Iran gegangen sind. Mindestens zweimal im Jahr finden Schülerbegegnungen statt, sagt Grüter.
Der Ausflug ins benachbarte Potsdam ist dabei schon Tradition. Drei oder vier mal habe sie bereits iranischen Schülern die Stadt näher gebracht, erzählt Sheen. Denn mit Projektleiter Grüter ist sich die Stadtführerin einig, dass die ehemals preußische Residenzstadt ein gutes Beispiel für religiöse Toleranz abgibt. “Toleranz zwischen Religionen ist wichtig für solch ein Projekt“, sagt Grüter. Sheen erklärt den Toleranzgedanken unter anderem anhand der Katholischen Kirche, die im Herzen der protestantischen Stadt steht. Religiöse Toleranz werde in Potsdam „schon ganz lange praktiziert“, findet die Stadtführerin: „Das wird nur immer wieder vergessen.“
Für ihre Stadtführung nahm Sheen am Samstag ausnahmsweise nur ein „symbolisches Honorar“. Denn Schüleraustauschprojekte findet sie wichtig: „Sie führen Menschen zusammen.“ JaHa
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: