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Landeshauptstadt: Die „Stifte“ wird 75 Jahre alt Älteste Buchhandlung überlebte Stürme der Zeit

Innenstadt - Ein hell leuchtender Herrnhuter Weihnachtsstern im Holländischen Viertel zieht die Blicke der Passanten in der Vorweihnachtszeit auf sich und lenkt sie zu den Schaufenstern der evangelischen Stiftungsbuchhandlung in der Gutenbergstraße 71, die in diesen Tagen auf ihr 75-jähriges Bestehen zurückblickt. Zwar verdienen die Schaufenster kaum diesen Namen, denn sie sind in dem denkmalgeschützten Haus nicht größer als Wohnzimmerfenster, aber wer hinein schaut, der erkennt die modern eingerichteten, einladenden Verkaufsräume der Buchhandlung mit ihrem umfangreichen Angebot.

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Innenstadt - Ein hell leuchtender Herrnhuter Weihnachtsstern im Holländischen Viertel zieht die Blicke der Passanten in der Vorweihnachtszeit auf sich und lenkt sie zu den Schaufenstern der evangelischen Stiftungsbuchhandlung in der Gutenbergstraße 71, die in diesen Tagen auf ihr 75-jähriges Bestehen zurückblickt. Zwar verdienen die Schaufenster kaum diesen Namen, denn sie sind in dem denkmalgeschützten Haus nicht größer als Wohnzimmerfenster, aber wer hinein schaut, der erkennt die modern eingerichteten, einladenden Verkaufsräume der Buchhandlung mit ihrem umfangreichen Angebot. Die „Stifte“, wie sie von Stammkunden und alten Potsdamern liebevoll genannt wird, ist die älteste, heute noch existierende Buchhandlung in Potsdam und Umgebung. Sie wurde 1929 vom Evangelisch-Kirchlichen Hilfsverein (EKH) und der Evangelischen Frauenhilfe Deutschlands gegründet, zu deren satzungsgemäßen Aufgaben die Verbreitung christlichen Schrifttums sowie die publizistische Unterstützung ihrer sozialen Projekte und ihrer Verkündigungsarbeit gehörten. Zunächst als Versandbuchhandlung betrieben, wurde ab 1931 das Ladengeschäft am heutigen Standort Gutenbergstraße 71/72 eröffnet. Von Anfang an gehörten zur Buchhandlung das christliche und das allgemeine Sortiment, Kinderbücher und Belletristik sowie ein Antiquariat. Die Stiftungsbuchhandlung überstand alle Stürme der Zeit. Ihre bewusst christliche Ausrichtung sicherte ihr in der DDR-Zeit einen stabilen Kundenkreis. Ihre Räume waren immer auch Orte des Gespräches und des Gedankenaustausches. Informationen über Neuerscheinungen entwickelten sich nicht selten zu Gesprächen über Lebens- und Glaubensfragen. Heute, wo eine Flut von Publikationen den Markt überschwemmt, gehört es zur wichtigsten Aufgabe des Geschäftsführers, ein solides, niveauvolles Sortiment anzubieten, aus der Vielfalt der Titel die richtige Auswahl zu treffen. „Wir verkaufen keinen Ramsch, wir bieten das gute Buch an, was unser Stammpublikum zu schätzen weiß“, sagt Reinhard Gohr-Anschütz, der die „Stifte“ seit 2001 leitet, „und auf dem Gebiet der christlicher Literatur sind wir Marktführer.“ Zu einem Schwerpunkt habe sich in der letzten Zeit die Bibel entwickelt. Nicht nur die Luther-Bibel, auch andere Übersetzungen seien wieder gefragt. Konfirmanden bekämen ihre Bibel, das Evangelische Gymnasium in Hermannswerder meldete Bedarf an. Angesichts allgemeiner Geldknappheit sei jedoch das Betreiben einer Buchhandlung ein „täglicher Kampf ums Überleben“. Und wann wird das 75-jährige Jubiläum gefeiert? „In diesem Jahr nicht mehr“, sagt Reinhard Gohr-Anschütz und verweist auf das beginnende Weihnachtsgeschäft, das alle Kräfte der dreiköpfigen Belegschaft in Anspruch nimmt. Aber im Frühling, wenn die umfangreichen Restaurierungsarbeiten an Vorder- und Hinterhaus abgeschlossen sind, wird die „Stifte“ zum Feiern einladen. Lutz Borgmann

Lutz Borgmann

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