Landeshauptstadt: Die Stille nach dem zweiten Schuss Grimme-Preisträger Keglevic drehte in der Amundsenstraße für den Film „Die dunkle Seite“
Kurz nach fünf wird es ernst: „Zum Drehen wird dann auch geschossen“, ruft ein Mitarbeiter warnend in den Wald. Eine Kollegin verteilt auf dem Set gelbe Ohropax-Stöpsel.
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Kurz nach fünf wird es ernst: „Zum Drehen wird dann auch geschossen“, ruft ein Mitarbeiter warnend in den Wald. Eine Kollegin verteilt auf dem Set gelbe Ohropax-Stöpsel. Auch der Baum mitten auf der Amundsenstraße steht mittlerweile perfekt: Seine Blätter werfen in der warmen Nachmittagssonne ihre Schatten auf den dunklen Wagen, der am Straßenrand geparkt ist. Die Schauspieler Melika Foroutan und Charly Hübner haben die Szene bereits dreimal geprobt, als die Klappe fällt – bisher allerdings ohne Pistolenknall.
Auf etwa drei Kilometern Länge war die Amundsenstraße gestern gesperrt – von sechs bis 21 Uhr. Der Grund: Ein Filmdreh. Sowohl von Bornstedt aus als auch von der Nedlitzer Straße war kein Durchkommen mehr. Dafür sorgten Patrick Janzen und seine fünf Kollegen von einer Berliner Sicherheitsfirma. Sie verteidigten die Absperrungen gegen Neugierige: Selbst der Müllwagen der Stadtreinigung musste am Mittag an der dritten Absperrung umdrehen. Vorbeikommenden Radlern empfahl Janzen, sich von der Fahrbahn fernzuhalten: „Wir wollen ja nicht die Passanten gefährden“, so der Berliner. Denn auf der waldigen Alleestraße inszenierte Regisseur Peter Keglevic gestern eine Verfolgungsjagd-Szene für seinen Film „Die dunkle Seite“.
Es handelt sich um die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Bestsellerautor Frank Schätzing, erzählte Keglevic den PNN. Der 52-jährige Grimme-Preisträger („Tanz mit dem Teufel – Die Entführung des Richard Oetker“, „Kanzleramt“) dreht den Film im Auftrag der Berliner Network Movie GmbH & Co für den Kölner Fernsehsender RTL. Gefilmt wird er noch bis Ende August hauptsächlich in Berlin. Ende des Jahres werde der Film voraussichtlich im Fernsehen laufen, so Keglevic.
Für ihn geht es bei dem Thriller um Privatdetektivin Vera Gemini (Melika Foroutan), die einem Kriegsverbrechen im Irak auf die Spur kommt, vor allem um „die Abgründe in einem Menschen“, wie er mit österreichischen Dialekt erklärt. Auch die Alleestraße bekommt dabei eine doppelte, symbolische Bedeutung: Denn sie erinnere die Hauptfigur an ihre Vergangenheit – „wie ein Sog, ein schwarzes Loch“.
Konzentration am Set: Dass das 46-köpfige Team bereits seit sechs Uhr auf den Beinen ist, ist nicht zu merken. Die Schuss-Szene ist bereits einmal im Kasten. Charly Hübner bespricht sich mit Script-Beraterin Ruth Hetzer. Der Regisseur redet auf Melika Foroutan – die in eine Art Morgenmantel gekleidet ist – ein. Die Hauptdarstellerin hält ihre Pistole in der Hand und nickt langsam.
Fünf Stunden vorher war die Frau noch ein Mann, genauer gesagt: ein Stuntman. Der nämlich war für Foroutan eingesprungen, als es galt, die Verfolgungsjagd zwischen ihr und Charly Hübner (alias Privatdetektiv Christian Zander) zu filmen. In der Nähe des Golfplatzes wurde die Szene am Mittag nachgestellt: Während einer rasanten Fahrt drängelt Vera Gemini sich am Wagen von Zander vorbei und drängt ihn an den Straßenrand. Den Dreh der Action-Szenen verfolgte Regisseur Kuglevic allerdings weniger genau: Er verließ sich auf sein Team.
Die Klappe für die entscheidende Aussprache zwischen Gemini und Zander fällt nun zum zweiten Mal: Alles läuft wie geplant – bis Foroutan den dritten Schuss abgibt. Das leise Klicken der Pistole ist durch die Ohrstöpsel gar nicht zu hören: Die Pistole ist leer. „Abbruch“, schallt es durch den Wald. Und die nächste Klappe wird vorbereitet. Jana Haase
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