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Verfahrenstau. Um knapp drei Viertel ist die Zahl der Asylverfahren in Brandenburg im ersten Halbjahr 2015 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen. Nun soll zusätzliches Personal die gerichte entlasten.

© Andreas Klaer

Von Kay Grimmer: „Die Stimmung ist gut“

Asylbewerber und Flüchtlinge feiern erstes Weihnachten im Heim am Schlaatz

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Am Schlaatz - Afrikanische, asiatische, russische und deutsche Kinder – der Weihnachtsmann im ungewohnt blau-weißen Gewand musste gestern im Asylbewerberheim ziemlich sprachgewandt sein, um alle Knirpse zu verstehen, die ihn um ein Geschenk baten. Nicht nur der bärtige Mann hatte Geschenke gebracht. Politiker von SPD und Linke übergaben Sportmaterialien und Zeichenzeug.

Es ist das erste Weihnachtsfest im neuen Haus im Plattenbaugebiet Schlaatz. Es ist beengter als in früheren Jahren, als noch im Lerchensteig gefeiert wurde. Vor rund sechs Monaten wechselte nicht nur der Träger des Hauses von der Arbeiterwohlfahrt zur Diakonie. Gleichzeitig zog die Einrichtung mit derzeit 139 Bewohnern in den zentrumsnahen Schlaatz. Nicht ohne Startschwierigkeiten: Nachbarn äußerten Befürchtungen wegen Kriminalität und Lärm, die Heimbewohner ihrerseits hatten Angst vor Anfeindungen, Durchgangszimmer im Heim sorgten für Missmut. Mittlerweile sagt Heimleiterin Christiane Wahl: „Die Stimmung im Haus ist gut. Ich bin positiv überrascht, wie entspannt die Bewohner sind.“

Und auch die Stimmung in der Nachbarschaft hat sich laut Wahl „stark entspannt“. Von den Nachbarn habe es nur anfangs Lärm-Beschwerden gegeben – „zu Recht, wir hatten einen Ruhestörer im Haus, der seit einiger Zeit aber nicht mehr hier lebt“. Seitdem tendieren die Beschwerden gegen Null, so Wahl.

Ein noch ungeklärtes Problem bleibe eine Gruppe trinkender Männer, die sich oft vor dem benachbarten Getränkemarkt aufhalten. Im Herbst hatten Heimbewohner von Übergriffen und Pöbeleien berichtet. Witterungsbedingt sei das Problem derzeit nicht gravierend, „aber es ist nicht geklärt“, sagt die Heimleiterin.

Gleichzeitig belaste die Perspektivlosigkeit die oft nur geduldeten Bewohner. „Einer lebt seit elf Jahren hier, ist ein kluger Kopf, kann perfekt deutsch, darf aber nicht arbeiten, weil er von einer Duldung in die nächste rutscht“, so Christiane Wahl. Unter diesen Bedingungen sei Integration kaum möglich. Wahls dringlichster Weihnachtswunsch: Die Abschaffung der Residenzpflicht. Jeder Asylbewerber oder geduldete Ausländer macht sich strafbar, wenn er nur die Stadtgrenze von Potsdam nach Berlin überschreitet. „Eine absurde Regelung“, findet Wahl.

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