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Landeshauptstadt: Die Stolperstein-Erzähler

Schülerinnen bieten Stadtführungen zu Orten jüdischen Lebens in Potsdam an

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Die Schülerinnen Josefine Markarian und Lena Ewert bieten seit diesem Herbst Stadtführungen der besonderen Art an – es geht nicht um das für Potsdam typische Erbe Preußens, sondern um jüdische Mitbürger, die während der Zeit des Nationalsozialismus verschleppt und umgebracht worden sind. Die Führungen der Schülerinnen der Voltaire-Schule folgen dabei den in der Stadt verlegten Stolpersteinen, die an ermordete Potsdamer jüdischen Glaubens erinnern sollen.

„Bei den Führungen wird mit Hilfe von Dokumenten und Bildern die persönliche Lebens- und Leidensgeschichte dieser sonst oft namenlosen Opfer an ihren damaligen Wohnorten in Potsdam erzählt“, erklärt Stadtsprecher Jan Brunzlow. Die beiden 17-jährigen Schülerinnen bieten dabei zwei verschiedene Touren an – zwei Stunden zu Fuß durch die Innenstadt oder zweieinhalb Stunden per Fahrrad durch Babelsberg, die Berliner Vorstadt und die Innenstadt.

Das Angebot unter dem Namen „Geschichten von Potsdams verlorenen Nachbarn“ ist kostenlos und wird vom Jugendkulturfonds der Stadt mit 1000 Euro gefördert. Warum die beiden Mädchen das machen, haben sie in ihren Antrag für die Förderung geschrieben: „Wir möchten Verständnis wecken für diese Menschen und die vielen Ängste und Qualen, die sie durchleiden mussten.“ Mit den Führungen solle auch ein Zeichen gegen Rassismus, für demokratisches Handeln und für ein tolerantes Land Brandenburg gesetzt werden.„Ich habe jetzt schon oft Schüler aus Israel und Deutschland zu den Stolpersteinen geführt und stets Interesse für das jüdische Leben in Potsdam wecken und vielleicht eine neue Sichtweise auf die Stadt eröffnen können“, sagt Josefine Markarian. Sie arbeitet schon seit 2007 an dem Stolpersteinprojekt mit. „Die Präsentation unserer Ergebnisse sowie das Weiterführen des Projekts sind mir sehr wichtig“, betont die Schülerin.

Vor etwa drei Jahren wurden die ersten Stolpersteine an den letzten Wohnorten deportierter Juden aus Potsdam verlegt, laut Stadtsprecher Brunzlow sind es inzwischen 22 Steine: „Mit ihrem Engagement leisten die beiden Schülerinnen einen großen Beitrag, um die Erinnerung an NS-Verfolgte wieder ins Gedächtnis zu rufen und wachzuhalten.“

Wer sich zu einer der Führungen, die an den Wochenenden stattfinden, anmelden möchte, kann dies per E-Mail tun: Die Adresse lautet: potsdams.verlorene.nachbarn@gmail.com. pbi/ HK

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