Landeshauptstadt: Die teure Farbe der Liebe
Wer zum Valentinstag rote Rosen schenken will, muss heute tief in die Tasche greifen
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Für die, die einem lieb sind, darf es auch schon mal teurer werden. Und das wird es auch. Zumindest für die, die heute rote Rosen zum Valentinstag verschenken wollen. Seit einer Woche schon habe der Blumengroßhandel die Preise angezogen, so die Potsdamer Floristin Jana Vierke. Besonders dunkelrote Blumen stiegen im Preis, meint auch die Blumenhändlerin Angelika Poppitz von „Potsdamer Blumen“ in der Friedrich-Ebert-Straße. Denn Rot ist die Farbe der Liebe und so seien „alle roten Blumen“ am Mutter- oder Valentinstag immer „sehr teuer“, so Poppitz.
Doch dieses Jahr seien die Preise für die langstieligen Liebesbotschafter der „echter Wahnsinn“, findet Vierke. Fast drei Euro kosten sie in Potsdam. Rund 15 Prozent mehr als noch im vergangenen Jahr habe Vierke dafür im Großhandel ausgeben müssen, um heute in ihrem Laden „Blütenmeer“ in der Dortustraße Valentinstags-Sträuße zusammenstellen zu können. Schuld seien „die extremen Wetterbedingungen“ in diesem Jahr, glaubt Vierke. Die Rosen-Gärtner – selbst im südlichen Italien – hätten bei der Pflanzenaufzucht in diesem kalten Winter viel mehr Strom verbraucht, so Vierke. Und auch der Transport in die deutschen Städte wäre durch die derzeitige Witterung teurer als sonst. Auf viel Gewinn hofft sie deshalb trotz höherem Umsatz am Tag der Liebenden nicht, denn die Margen müsse sie weit „runterziehen“, damit ihre Kunden, die Blumen auch noch bezahlen können.
Vierke ist nun „nicht mehr gewillt, sich den Rosenpreisen, die der Markt vorgibt, unterzuordnen“. Sie setzt heute auf ein „breites Sortiment an Frühlingsblühern“ wie Tulpen, Fresien und die ersten Osterglocken. Und auch Poppitz und ihre Kolleginnen werden deshalb heute viele Frühlingssträußchen binden, schließlich sehnten sich die Potsdamer langsam nach der wärmeren Jahreszeit. Wer nicht nur Blumen sprechen lassen möchte, sondern dem oder der Liebsten selbst etwas zu sagen hat, kann seine Liebesschwüre für 12,95 Euro im Daily Coffee in der Friedrich-Ebert-Straße auf eine Torte schreiben lassen. Café-Leiter Sven Martens bekam die süße Idee, nachdem er im vergangenen Jahr seiner Freundin ein beschriftetes Backwerk geschenkt hatte. Seit vergangener Woche konnten nun auch seine Kunden Törtchen aus Biskuit, Schokolade und Sahne für heute vorbestellen. Und so schrieben die Mitarbeiter der café-eigenen Bäckerei noch gestern Nacht mit Zuckerguss „Ich liebe Dich, Moni“ oder „Für meinen Schatz“ auf die frisch gebackenen Kuchen. Wer lieber richtige Liebesbriefe schreibt kann dafür in Potsdams Schreibwarengeschäften Grußkarten mit den verschiedensten Herzmotiven kaufen.
So in „Müllers Tintenfass“ von Ingo Müller: Neben Karten gibt es auch Kerzen und Schlüsselanhänger in Herzform. Die würden laut Müller zum Valentinstag gern genommen, auch wenn der 14. Februar in den neuen Bundesländern nicht gerade „der Renner“ sei. Das finden auch die Floristinnen Vierke und Poppitz. Am Valentinstag kauften zwar viele Männer Blumen, aber die Potsdamer gäben immer noch vor allem am Frauentag Geld für Sträußchen aus. In Westdeutschland sei der Tag „viel bekannter und beliebter“, so Vierke.
Amerikanische Soldaten brachten den Brauch nach dem Krieg in den Westen Deutschlands. 1950 wurde in Nürnberg der erste deutsche „Valentinsball“ veranstaltet. Aber bereits im späten 14. Jahrhundert sollen die Menschen in Frankreich und England „das Fest der Jugend und Liebenden“ gefeiert haben. Denn am 14. Februar 269 soll Bischof Valentin, der trotz Verbot Verliebte christlich traute, auf Befehl des römischen Kaisers Claudius II. enthauptet worden sein. Doch Blumen sollen schon vorher die Ehemänner im alten Rom ihren Gattinnen an diesem Datum geschenkt haben, weil der 14. Februar auf das Fest „Lupercalia“ fiel – dem Ehrentag der Göttin Juno, die Schutzpatronin der Ehe.
Juliane Wedemeyer
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