zum Hauptinhalt
Kein Strohfeuer. Seit zehn Jahren arbeiten die Vereinsmitglieder an der Wiederherstellung des Winzerbergs. Dieses Jahr sollen die Arbeiten fast abgeschlossen sein.

© A. Klaer

Landeshauptstadt: Die Toskana von Potsdam

Arbeiten auf dem Winzerberg nähern sich dem Ende. Künftig sollen hier Schüler lernen

Stand:

Innenstadt - Die Arbeiten zur Wiederherstellung und Bepflanzung der Terrassen auf dem Winzerberg an der Schopenhauerstraße werden voraussichtlich in diesem Jahr fast komplett abgeschlossen. Das teilte Roland Schulze, Vorsitzender des Winzerbergvereins, am vergangenen Samstag am Rande eines Arbeitseinsatzes seines Vereins mit. Lediglich ein paar Restarbeiten könnten sich bis ins kommende Jahr hinein erstrecken.

Für etwa 1500 der zirka 5500 Einzelscheiben, aus denen die Schutzverglasung für die Weinstöcke einst bestand und die auch vollständig wiederhergestellt werden soll, sucht der Verein aber noch Unterstützer. 30 Euro je Scheibe kostet eine Patenschaft. Die unterste der fünf Terrassenmauern wird den Weinberg-Enthusiasten ebenfalls noch viel Arbeit abverlangen: Während sich die vier höhergelegenen steinernen Geschwister der Mauer bereits einer umfassenden Sanierungskur unterzogen haben, steht dies für die unterste Wand noch aus. Auch mit diesem Sanierungsschritt wolle man 2015 fertig werden, teilte der Verein mit. Wie schon in der vergangenen Saison soll außer dem Wein und einigen Obstbäumen auch künftig – entsprechend dem historischen Vorbild – Gemüse auf dem Berg wachsen. An den wärmenden Mauern gediehen im letzten Sommer unter anderem Tomaten und Paprika.

Über 50 Leute waren nach Angaben von Schulze am Samstag auf den Berg gekommen, um erneut daran mitzuwirken, der antiken Anmutung des einst königlichen Obst- und Gemüsehügels zur Vollkommenheit zu verhelfen. Dieses Mal standen Erdarbeiten im Vordergrund: Ein Bagger kippte Muttererde auf die oberste Terrasse. Ameisengleich verteilten Helfer die Erde auf dem Berg. „Ich freue mich, dass der zähe Dauerbrand angehalten hat und nicht als Strohfeuer verpufft ist“, sagte Schulze im Hinblick auf das rund zehnjährige Engagement der ehrenamtlich arbeitenden Mitglieder des Vereins. Zugleich zeigte er sich dankbar für die großzügige Unterstützung durch Firmen.

Derzeit verhandle sein Verein mit Schulen über eine Nutzung des Berges als Schulgarten, sagte Schulze. Genaueres wollte der Vereinschef nicht verraten. Nur so viel: „Wir sind mit mehreren Schulen im Gespräch.“ Auch Kindertagesstätten wolle man einbeziehen. Das Ganze sei „ein Verwaltungsakt, der da durchdekliniert werden muss“. Auch wenn man sich mit den Bauarbeiten an den Terrassen nun langsam der Zielgeraden nähert, gebe es im Umfeld der Gartenanlage in den nächsten Jahren für den Verein noch viel zu tun, so Schulze. Die beiden Rundbänke links und rechts des Triumphtors wolle man sanieren. Auch der Brunnenanlage neben dem Tor soll wieder zu altem Glanz verholfen werden. Und dann sind da noch etliche Meter Stein, denen sich der Verein ebenfalls annehmen möchte: Die Gartenmauer zwischen den Terrassen und dem Winzerhaus soll instandgesetzt werden, ebenso ihr Pendant entlang der Schopenhauerstraße.

Bei der Auswahl der Weinreben setzt der Verein auf Sorten, die zu Zeiten der Preußenkönige bereits bekannt waren. „Wir pflanzen nur historische Sorten“, sagte Vereinsmitglied Manfred Klumps am Samstag. Friedrich II., der den Winzerberg terrassieren ließ, hatte hier einst Tafelwein angebaut. Die detailgetreue Rückverwandlung der Vegetation auf der unter Friedrich Wilhelm IV. im italienischen Stil überformten Gartenanlage hat aber freilich auch Grenzen: Bei der einzigen Rebe, die aus früherer Zeit überlebt hat, weiß man zum Beispiel nicht, um welche Sorte es sich handelt. Klumps zufolge ist auch unklar, wann sie wirklich gepflanzt wurde. Ein Institut in Süddeutschland, dem der Verein im vergangenen Jahr ein wenig Holz und Blattwerk vom Potsdamer Wein-Veteranen geschickt hatte, konnte unter mehr als 3000 katalogisierten Sorten keine Übereinstimmung mit dem Exemplar vom Winzerberg feststellen, berichtete Klumps. In diesem Jahr soll ein erneuter Anlauf zur Sortenbestimmung unternommen werden.

Klumps zeigte sich erfreut über das Erreichte: „Es macht Spaß, wenn man sieht, wie das alles vorwärtsgeht.“ Und mit Blick auf das mediterrane Erscheinungsbild fügte er lächelnd hinzu: „Da brauchen wir im Sommer nicht mehr in die Toskana.“ Holger Catenhusen

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })