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Sport: „Die Verhältnismäßigkeit der angedrohten Sanktionen steht schief“

In die Diskussion um Pyro-Shows im Fußballstadion melden sich die „Täter“. Sie sehen sich nicht als Zerstörer des Fußball, sondern wollen für Belebung sorgen.

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In die Diskussion um Pyro-Shows im Fußballstadion melden sich die „Täter“. Sie sehen sich nicht als Zerstörer des Fußball, sondern wollen für Belebung sorgen. Heftig diskutiert wird derzeit das Für und Wider von Pyro-Shows von Babelsberger Zuschauern während der Punktspiele des SVB 03. Zu den Vorfällen während des Oberligaspiels Babelsberg – Neuruppin am vergangenen Freitagabend sandten Mitglieder des Fanclubs „Filmstadt-Inferno “99“ folgende Stellungnahme an die PNN: Es ist schwierig eine Erklärung abzugeben. Nicht nur in der Nordkurve an sich, auch innerhalb des „Filmstadt Inferno “99“ gibt es die unterschiedlichsten Meinungen und Ansichten. Kein Mensch oder keine Gruppe kann die Verantwortung für das Handeln einer ganzen Kurve übernehmen. Doch trotzdem gibt es eine Art Grundkonsens innerhalb der Fanszene, der von der Mehrzahl der „Aktiven“ getragen wird. Grundsätzlich sind alle erdenklichen optischen und akustischen Mittel erlaubt, die helfen unsere Mannschaft zu unterstützen oder unsere Meinung zu aktuellen Ereignissen Ausdruck zu verleihen. Doch ist es keineswegs das Ziel, andere Menschen bewusst zu gefährden oder das Spielgeschehen zu behindern. Seit Jahren ist die Babelsberger Fanszene für Schlagwörter wie „emanzipiert“, „kreativ“ und „kritisch“ bekannt, auch für den kontrollierten Umgang mit Pyrotechnik. Bei Flutlichtspielen ist es bereits Tradition, dass in der Nordkurve Bengalische Fackeln leuchten und – obwohl es vielen schwer fällt das einzugestehen – findet dies in Babelsberg eine relativ breite Akzeptanz. Die Pyroshow vom Freitag – vor allem der Rauch - wurde von vielen Fans als zu lang eingeschätzt, aber letztendlich wurde eine Atmosphäre impliziert, die in unserer Staffel und auch für Babelsberg einmalig ist. Eine Sache rückt die Aktion zu recht in ein schlechtes Licht, denn drei Verletzte sind eindeutig drei zu viel. Der um einige Minuten verzögerte Anpfiff, welcher die Partie an den Rand des Spielabbruchs gebracht haben soll, rückt angesichts anderer Geschehnisse in deutschen Fußballstadien ins sprichwörtliche Abseits. Die Verhältnismäßigkeit der angedrohten Sanktionen steht schief. Beim Leipziger Derby stürmen Hooligans das Spielfeld, um den gegnerischen Fanblock zu attackieren und das Spiel wird nach Unterbrechung dennoch wieder angepfiffen. Des Weiteren scheinen Sprechchöre wie „Juden Berlin“ oder Bananenwürfe gegen farbige Spieler weniger höhere Wellen zu schlagen. Jedenfalls ließe sich die Liste von Ereignissen, die sich gegen die persönliche Freiheit und Unversehrtheit Dritter richtet und (verhältnismäßig) unsanktioniert bleibt noch viel weiter führen. Am vergangen Freitag bestand zu keiner Zeit eine reelle Gefahr für die Fortführung der Partie, die z.B. einen Spielabbruch gerechtfertigt hätten, dennoch haben die Dinge eine – zu recht – kritische Diskussion innerhalb der Fanszene ausgelöst. Doch wollen wir eines klarstellen. Die Fanszene ist nicht nur unabhängig vom Verein, sondern auch eine absolut heterogene Masse, die zwar von Zusammenschlüssen beeinflusst wird, aber letztendlich aus unzähligen selbständig denkenden und handelnden Menschen besteht. Es herrscht ein gewisses Selbstverständnis über die Art Fußball zu gestalten und zu erleben, auch wenn das mitunter entgegen bestimmte Reglementierungen und Vorschriften strebt. Die Babelsberger Fanszene war bisher immer in der Lage Konflikte intern durch Konstruktivität zu bereinigen. Unsere Motivation ist nicht die Zerstörung des Fußballs, sondern dessen Belebung. Die Nordkurve wird ihre Selbständigkeit bewahren. Im Sinne des Vereins, der Fans und des Fußball.

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