Landeshauptstadt: Die vier Attraktionen des Barberini
Hasso Plattners neues Kunstmuseum hat nicht nur erlesene Kunst zu bieten – für Potsdamer ist es wie Urlaub in der Heimat
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Innenstadt - Seinen Frieden mit dem Standort für sein Kunstmuseum hat Hasso Plattner längst gemacht. „Mir hat das überhaupt nicht wehgetan“, erzählt er am Donnerstag rückblickend zum Streit um das Mercure-Hotel und seine Pläne, dort eine Kunsthalle zu bauen. Nun freut er sich ganz offensichtlich über den repräsentativen Palast Barberini als Sitz für das von ihm gestiftete Museum.
„So viele kommen ja nicht mal zur SAP-Hauptversammlung“, scherzt Plattner, der seine Milliarden mit dem von ihm mitbegründeten Software-Konzern gemacht hat. „Aber das hier ist ja auch wichtiger.“ Tatsächlich ist das Interesse gewaltig, rund 200 Journalisten wollen sich über Potsdams neue Attraktion informieren. Diese ins rechte Licht zu stellen, steht auch für Plattner im Vordergrund, Fragen nach anderen Themen, auch zu seiner Ehrenbürgerschaft der Stadt, die ihm am heutigen Freitag verliehen werden soll, bügelt er ab. „Das müssen Sie den Oberbürgermeister fragen und die Stadtverordneten“, sagt er knapp.
Überhaupt wirkt es, als sei der Stifter und Mäzen, der bereits so viel für Potsdam getan hat, ein wenig genervt von den Fragen, warum er sein Museum nun ausgerechnet in Potsdam gebaut hat. Zum ersten Mal sei er 1988 hier gewesen, sagt er. Die Stadt sei für ihn als West-Berliner schon vorher „immer ein bisschen Ort der Sehnsucht“ gewesen. Die Könige und Kaiser hätten hier baulichen Eindruck hinterlassen, hier, sagt Plattner, „war das Geld“.
Dass mehr als 24 000 Menschen im November in nur einer Woche das noch leere Museum besucht haben, zeige, „welche Bedeutung das Gebäude für Potsdam hat“. Immer wieder habe er sich unter die Bauleute gemischt, erzählt der Mäzen. „Die hatten alle viel Spaß.“ Und das sehe man auch: „Das Haus ist mit Liebe gebaut.“ Dass das nicht übertrieben ist, merkt man an der Reaktion der Journalisten. Die „Aaahs“ und „Ohhs“, die bewundernden Blicke, sind beredt genug. „Herr Plattner, das haben Sie großartig gemacht“, sagt der Reporter einer großen Zeitung und klopft dem Mäzen anerkennend auf die Schulter. Der wehrt zwar ab, genießt das Lob aber dennoch sichtlich.
Als Potsdamer Besucher wähnt man sich beim Betreten der eleganten und doch zurückhaltenden Säle, beim Anblick der zweisprachigen Beschriftung der Wegweiser und vor allem beim Betrachten der ausgestellten Meisterwerke fast wie im Urlaub. Als würde man in einer fremden Stadt ein Museum besichtigen, das man schon immer sehen wollte und auf dessen Besuch man sich schon jahrelang gefreut hat. Und wenn dann der Blick durch die großen Fenster nach draußen fällt, neigt man dazu, sich verwundert die Augen zu reiben: Doch, ja, das ist Potsdam. Von jedem Saal aus öffnen sich neue, ebenso unbekannte wie wunderbare Perspektiven auf den Alten Markt, das Herz der Stadt. Und dieses Erlebnis ist, neben der originalgetreu restaurierten Fassade und der erlesenen Kunst, die dritte große Attraktion des Museums Barberini.
Die vierte liegt vor der Haustür. „Unser Café wird der beliebteste Platz in Potsdam am Wasser werden“, prophezeit Plattner. Im Sommer werde man dort Kuchen, Eis und „vielleicht auch Berliner Bockwurst“ essen können. Und sobald der Frühling komme, würden die Menschen in Scharen auf der neu gestalteten Flaniermeile am Ufer der Alten Fahrt lustwandeln.
Die Impressionismus-Ausstellung habe er auch deswegen als Eröffnungsschau gewählt, weil die Schnittmenge jener Menschen, die diese Kunstepoche mögen, wohl am größten sei, erklärt der Mäzen. Aber in dem Haus würden künftig Veranstaltungen aller Art durchgeführt und auch Kunst aller Art gezeigt. „Wir werden Experimente wagen“, so Plattner. „Und wir werden auch Ausstellungen machen, durch die ich durchlaufe und sage: Mein Gott, das verstehe ich nicht so ganz.“
Das Team bereite schon jetzt die nächste und die übernächste Ausstellung vor. Das Vertrauen der Leihgeber habe man bereits: „Wir haben richtige neue Freunde gewonnen“, sagt Plattner. „Für ein Museum ist das ganz toll.“
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