zum Hauptinhalt

Sport: „Die Vorfreude auf Potsdam ist schon da“

Nationalspielerin Fatmire Bajramaj über Duisburgs Spitzenspiel heute bei Bayern München, das DFB-Pokalfinale am kommenden Samstag in Berlin und ihren Wechsel zum 1. FFC Turbine

Stand:

Fatmire Bajramaj, sind Fußballerinnen abergläubisch?

Sicher gibt es einige Spielerinnen, die das sind, auch bei uns in Duisburg. Ich selbst pflege zwar auch einige Rituale vor jedem Spiel, mit Aberglaube hat das aber nichts zu tun. Ich ziehe beispielsweise immer zuerst meinen rechten Fußballschuh an und gehe zuerst mit rechts aufs Spielfeld. Das war es aber auch.

Es scheint zu helfen. Am vergangenen Freitag hat der FCR Duisburg mit Ihnen als dritte deutsche Mannschaft nach dem FFC Frankfurt und Turbine Potsdam den UEFA-Cup gewonnen. Wie fühlen Sie sich nach diesem Erfolg?

Einfach riesig. Wobei ich am Wochenende auch ein bisschen kaputt war, denn man feiert einen solchen Erfolg schon ausgiebig. Es ist natürlich ein Super-Gefühl, zur besten Mannschaft Europas zu gehören.

Und wie fühlen Sie sich vor dem Bundesliga-Spitzenspiel mit dem FCR am Dienstag bei Tabellenführer Bayern München?

Gut. Wir wollen dieses Spiel natürlich gewinnen und werden wieder alles dafür tun. Unser großes Ziel ist aber das DFB-Pokalfinale am nächsten Samstag.

Mit einem Sieg am Dienstag in München würde Ihr Klub bis auf einen Punkt an den 1. FFC Turbine Potsdam, für den Sie in der kommenden Saison spielen werden, herankommen und gleichzeitig Potsdam helfen, vielleicht sogar doch noch Deutscher Meister zu werden. Ist das für Sie ein zusätzlicher Ansporn?

Natürlich, denn ich gönne Potsdam den Titel viel eher als dem FC Bayern. Daher will ich am Dienstag wieder mein Bestes geben, um vielleicht auch Potsdam zu helfen.

Denken Sie in diesen Tagen schon häufig an Ihren neuen Verein Turbine?

Ich denke jetzt noch ganz an Duisburg und konzentriere mich auf die bevorstehenden Spiele. Turbine Potsdam ist erst ab 1. Juli mein Verein, so lange gebe ich alles für meinen jetzigen Klub. Die Vorfreude auf Potsdam ist schon da, aber groß darüber nach denke ich derzeit noch nicht.

Am kommenden Samstag werden Sie noch einmal mit Duisburg gegen Potsdam um den DFB-Pokal spielen. Welche Chancen rechnen Sie sich mit dem FCR im Berliner Olympiastadion aus?

Ich sehe unsere Chancen fünfzig zu fünfzig. In diesem Finale treffen die beiden spielerisch stärksten und aus meiner Sicht auch besten Mannschaften Deutschlands aufeinander. Daher wird es eine sehr spannende Partie werden. Ich kann heute nicht sagen, wer gewinnen wird. Aber wir werden alles versuchen, denn ich will nach dem UEFA-Cup-Erfolg auch DFB-Pokalsiegerin werden. Das gegen Turbine zu schaffen wäre natürlich super.

Was hat Sie eigentlich bewogen, für die kommenden zwei Jahre in Potsdam zu unterschreiben?

Ich wollte etwas Neues ausprobieren und habe dafür den richtigen Schritt getan. Turbine ist eine Super-Mannschaft und ich weiß, welches Potenzial in ihr steckt, obwohl sie sehr jung ist. Ich bin froh, mich für Potsdam entschieden zu haben.

Ihre Landsfrau Aferdita Podvorica, die wie Sie Kosovo-Albanerin ist, soll aber auch kräftige Überzeugungsarbeit geleistet haben.

Das stimmt schon. Afro hat mich immer mal wieder angerufen und gesagt: Du musst unbedingt herkommen, das wird für dich etwas Neues sein, was du nicht bereuen wirst.

Sie kennen durch die Nationalmannschaft, für die Sie bisher 27 mal spielten und dreimal trafen, auch Turbine-Stürmerin Anja Mittag sehr gut.

Mit Anja verstehe ich mich ausgezeichnet. Sie ist ein Super-Typ und eine, mit der ich viel abhänge und Spaß habe, wenn wir bei der Nationalmannschaft sind. Die Anja freut sich auch schon, dass ich nach Potsdam komme.

Was sagen Sie dazu, dass bei Turbines Fans der Jubel groß war, als Ihre Verpflichtung bekannt wurde?

Das freut mich natürlich. Wobei ich schon immer, wenn ich mit Duisburg in Potsdam gespielt habe, gedacht habe: Wow, haben die Fans, das gibt’s ja gar nicht. Ich freue mich schon sehr auf sie.

Wie würde sich Fatmire Bajramaj selbst als Fußballerin beschreiben?

Oh, schwer zu sagen, das können andere sicher besser. Im Spiel als sehr temperamentvoll. Meine Stärke ist die Technik, und ein bisschen Spielwitz ist – denke ich – auch da.

Sie gelten als attraktives Aushängeschild des Frauenfußballs und werden von der Werbeindustrie umschwärmt – können Sie vom Frauenfußball leben?

Ja, das kann ich.

Dabei war Ihnen als Muslimin ursprünglich das Fußballspielen von Ihrem Vater Ismet verboten worden, weshalb Sie zunächst heimlich in einer Jungenmannschaft kickten. Wie haben Sie ihn doch überzeugt?

Das war ich nicht, sondern mein Vater selbst. Er hat mich bei einem Spiel für meinen damaligen Verein VfL Giesenkirchen erwischt und sich dabei mit eigenen Augen davon überzeugt, dass Fußball das Richtige für mich ist.

Und sieht er sich inzwischen manchmal Ihre Spiele an?

Was heißt manchmal – er ist überall dabei, auch am kommenden Samstag in Berlin. Er ist inzwischen mein größter Fan – und mein größter Kritiker. Schließlich weiß er, wovon er spricht, denn er hat früher im Kosovo selbst gespielt.

Sie legen vor jedem Fußballspiel einen Hauch Parfüm auf. Welches werden Sie denn für das Pokalfinale wählen?

Ich denke, da nehme ich mein Euphoria von Calvin Klein.

Das Interview führte Michael Meyer.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })