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Landeshauptstadt: Die Vorleser

18 Schüler haben sich um den Titel des besten Vorlesers der Stadt beworben

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Auf einmal musste alles ganz schnell gehen, sagt Liva Organischak. „Ich war total aufgeregt“, erzählt die Zwölfjährige von ihrem Auftritt auf der Lesebühne der Rosa-Luxemburg-Grundschule in Potsdam. Es ging um den Titel des besten Vorlesers der Stadt und Liva fehlte der Text. Zwar hielt sie ihr Lieblingsbuch in den Händen, aber welche Passage sollte sie vor Jury und Publikum daraus präsentieren? Liva entschied sich spontan – nur wenige Minuten vor ihrem Auftritt – für den Einstieg in Ursula Poznaskis erfolgreichen Internetthriller „Erebos“. Eine gute Wahl, wie sich heraustellte.

Die Sechstklässlerin der Montessouri-Schule ist Potsdams neue beste Vorleserin. Liva konnte am späten Mittwochnachmittag mit ihrer Lesung beim Vorlesewettbewerb des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels überzeugen. Mit einer mal düsteren, mal heiteren, mal erstaunten Stimmlage und dem richtigen Sprachrhythmus verzauberte sie die über 100 Zuhörer im Saal und auch die siebenköpfige Jury. Nach dem Auftritt verriet Liva dann ihr Erfolgsgeheimnis: Schon wochenlang habe sie nicht mehr in dem Buch gelesen. Erst am Abend zuvor kramte sie es aus ihrem Buchregal und las ein paar Passagen. „Üben ist langweilig“, sagt Liva. Irgendwann käme die Routine – doch die mache sie immer nervös.

Beim Stadtausscheid, organisiert von der Stadt- und Landesbibliothek, waren 18 Teilnehmer verschiedener Grundschulen angetreten. Sie hatten sich zuvor erst in ihren Klassen und dann in der Schule durchgesetzt. Die Vorleser hatten jeweils drei Minuten Zeit, um einen Abschnitt aus einem selbst gewähltem Buch vorzutragen. Danach ging es in die Kür: Sie mussten ohne Vorbereitung eine Seite aus dem Kinderbuch „Hugos geniale Welt“ von Sabine Zett vorlesen. Keiner der Kandidaten hatte das Buch vorher in den Händen.

Das macht die Aufgabe nicht gerade leicht, sagte Ehren-Jurymitglied Alma Becker. Für sie war das Vortragen der unbekannten Textpassagen immer die größte Herausforderung. Die Potsdamer Helmholtz-Gymnasiastin konnte sich im vergangenen Jahr als erste Brandenburgerin den Titel „Deutschlands beste Vorleserin“ sichern. Am Mittwoch hatte die Siebtklässlerin zum ersten Mal die Seiten gewechselt, von der Bühne zum Punktetisch. In der Jury quälte sich Alma dann aber nach zwei Stunden intensiven Zuhörens doch kräftig mit ihrer Entscheidung für einen Gewinner. Spaß habe es trotzdem gemacht, sagte sie anschließend.

Während sich die Jury noch beriet, stieg die Nervösität im Saal bei vielen Teilnehmern spürbar an. Die Selbstsicherheit, die sie noch auf der Bühne ausgestrahlt hatten, war plötzlich verpufft. Als dann endlich die Siegerin feststand, konnte es Liva kaum glauben.

Bis sie als Potsdams neue beste Vorleserin im Herbst möglicherweise beim Bundesfinale antreten kann, gilt es noch die Regional- und Landeshürde zu nehmen. „Da musst du dann wohl üben“, sagte Mutti Kristin Organischak nach dem Sieg. Doch zunächst entführte sie Tochter Liva und ihre besten Freundinnen Nell und Emma zur Feier des Tages zum Essen in ein Restaurant.

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