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Landeshauptstadt: Die Vorleser

13 Potsdamer Sechstklässler nahmen gestern am Stadtentscheid des Vorlesewettbewerbs 2007 teil

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„Der Kerl ist nicht dumm, er hat die Hunde bestimmt nicht selbst entführt!“ Marie Röthig lässt ihren Blick mit Nachdruck über die Zuhörer schweifen, doch gerade in diesem Moment wird sie von der Glocke unterbrochen. Ihre drei Minuten sind um und nun muss sie vom vertrauten Lesematerial zum unbekannten Text wechseln.

„Von der Pflichtübung zur Kür“, sagte Ronald Gohr, der als Fachlektor der Potsdamer Kinder- und Jugendbibliothek den gestrigen Stadtentscheid des bundesweiten Vorlesewettbewerbs im Veranstaltungssaal der Bibliothek moderierte. 13 Sechstklässler waren von ihren Schulen als beste Vorleser zum Stadtentscheid geschickt worden, bei dem sie drei Minuten aus einem selbstgewählten Buch und anderthalb Seiten aus einem unbekannten Text vorlesen sollten. Der Gewinner darf im Mai am Landesentscheid teilnehmen, um eventuell Brandenburg beim Bundesentscheid zu vertreten.

Das unbekannte Buch, „Adalina spinnt“ von Sobo, bildet die einzige Konstante der Vorträge, denn die mitgebrachten Bücher erstrecken sich über alle Genres: vom historischen Roman bis Fantasy ist alles dabei. Während einige Bücher vor allem amüsante Lektüre sind, sollen beispielsweise die ersten Seiten von Michael Ende“s „Unendlicher Geschichte“ laut Teilnehmerin Lea Hülsenbeck „so richtig gespannt machen.“ So abwechslungsreich wie die Bücherwahl ist auch der Lesestil. Flüssig und kompetent lesen alle, aber während zum Beispiel die Stimme von Pascal Buntmann von Höhepunkt zu Höhepunkt gleitet, taucht Max Vogel mit verhaltener Stimme in die frostige Unterwelt Venedigs ein.

„Der Vorlesewettbewerb hat, als ältester Schülerwettbewerb, Tradition. Er fand 1953 das erste Mal in der BRD statt und seit 1991 ist Potsdam auch mit dabei“, erklärt Ronald Gohr. Vor allem gehe es darum, den Schülern das Lesen schmackhaft zu machen. Deshalb sei es umso besser, wenn die Schüler die volle Bandbreite aller Genres abdecken würden: Lustiges, Geschichtliches oder Ernsthaftes. „Schließlich sind das alles spannende Geschichten.“ Der Wettbewerb solle auch das Selbstbewusstsein der Kinder stärken. „Jeder Bewerber kann seine Präsentation selbst inszenieren, und mit Eltern oder Lehrern erproben, was am besten funktioniert.“

Eingeschätzt werden die Leseproben von einer Vier-Personen-Jury aus Mitarbeitern der Landesbibliothek und einer Journalistin der PNN. Teilnehmerin Lisa Segert erklärt, worum es geht: „Man muss vor allem ausdrucksvoll lesen und deutlich betonen.“ Mit ihrem eigenen Auftritt ist sie ganz zufrieden: „Es ist recht gut gelaufen und hat wirklich Spaß gemacht.“ Sie hat aus ihrem Lieblingsbuch vorgelesen: „Kiki Strike: Die Schattenwelt“ von Kirsten Miller. Auch Marie Röthig zeigt sich nach dem Lesen erstmal zuversichtlich: „Ich denke, es war ganz okay. Ich war schon froh, überhaupt die Beste in der Schule zu sein.“

Am meisten freut sich jedoch Jana Kneppek, die mit dem Klassiker „Alfons Zitterbacke“ von Gerhard Holtz-Baumert Siegerin des Stadtentscheides wird und nun am Landesentscheid teilnehmen wird.

„Am wichtigsten ist es, beim Lesen die Pausen an den richtigen Stellen zu setzen“, berichtet die Enkelin des Schriftstellers Walter Flegel, der seit 1960 zahlreiche Bücher veröffentlicht hat. „Und das richtige Buch muss man auch wählen“, fügt sie hinzu.

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