Landeshauptstadt: Die Welt im Modell
Die Babelsberger Firma „Object Scan“ vermisst Denkmäler und Bauwerke
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Im Erdgeschossbüro der Firma „Objekt Scan“ in der Kopernikusstraße 2 in Babelsberg kommt zusammen, was eigentlich nicht zusammen gehört: Dicht nebeneinander stehen dort eine Königsstatue aus Ägypten, die bayerische Bavaria-Skulptur und das Potsdamer Belvedere – als Miniaturnachbildungen im Maßstab 1:100. Das Schwanzflossenstück von der zu restaurierenden Neptungruppe am Neuen Lustgarten hingegen liegt in Originalgröße auf einem Arbeitstisch. Mit Hilfe eines so genannten 3-D-Scanners soll es erst abgelichtet und anschließend am Computer anhand von Archivfotos komplettiert werden. Das so erstellte virtuelle Modell dient Restauratoren später als Vorlage für ihre Arbeit. Ebenso wie die anderen Miniaturen.
Vor sechs Jahren hat sich der Bauingenieur Ralf König auf die dreidimensionale Vermessung von Objekten und Bauwerken spezialisiert. Waren es anfangs noch unterirdische Kanalanlagen, kamen im Laufe der Zeit immer mehr Aufträge aus dem Bereich der Denkmalpflege und der archäologischen Bestandsaufnahme hinzu. So fuhren König und seine Mitarbeiter vor fünf Jahren beispielsweise nach Berlin, um das Brandenburger Tor für seine bevorstehende Säuberung und Restauration auszumessen. Vor einem Jahr reiste die Firma in Kooperation mit der Uni Potsdam nach Ägypten, um ein Modell eines Ausgrabungsfeldes zu erstellen. „Es ist schon toll, was man mit Hilfe der neuen Technik alles machen kann“, sagt Geschäftsführer Ralf König.
Zehn Angestellte arbeiten derzeit in dem Babelsberger Unternehmen. Während sich ein Teil des Teams im Büro um die Akquise nationaler und internationaler Aufträge kümmert, reist der andere Teil mitsamt der teuren Technik zur Vermessung an die jeweiligen Orte: in die Schweiz oder in den Sudan, nach Finnland oder Russland.
Die kleinen Apparate auf den Stativen werfen etwa eine Millionen Messpunkte in hellen und dunklen Streifen auf die Gegenstände und bilden diese so mit einer Genauigkeit von einem Zehntel Millimeter ab. Insbesondere restauratorisch gefährdete Objekte können so schnell und berührungslos erfasst werden. Aber auch in anderen Bereichen kommt die Technik zum Einsatz: So erhielten König und seine Mitarbeiter von einer Produktionsfirma den Auftrag, für den Film „V for Vendetta“ mit Natalie Portman die Maske des Filmcharakters Hero digital zu erstellen und zu reproduzieren. Für einen anderen Film scannten Königs Angestellte ein Spielzeugmodell eines Ferraris ein und bearbeiteten es am Computer so, dass es später auf der Leinwand nicht mehr von einem Original zu unterscheiden war – einen echten Ferrari für den Actiondreh zu opfern, war dem Produktionsteam schlichtweg zu teuer.
Im Test ist die 3-D-Scan-Technik derzeit auch bei der Reproduktion von Körperteilen für Unfallopfer – eine Möglichkeit, an der Ralf König bislang zwar noch nicht beteiligt ist, die er aber auch nicht ausschließen will. Zum einen, weil die einst so teuren Scanner immer preiswerter werden und dadurch die Konkurrenz steigt. Zum anderen, „weil für den Denkmalschutz zurzeit nicht soviel Geld zur Verfügung gestellt wird“. N. Heymann
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