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Von Juliane Wedemeyer: Die Wohltäter

Sie spenden jährlich fast 30 000 Euro, Zeit und Kraft – die Rotarier werden zehn

Stand:

Hubertus von der Goltz ist ein Ausgewählter. Und er ist stolz darauf. Der Künstler gehört  zu den 65 Potsdamern, die sich nach eigenen Angaben „sozial engagieren und beruflich unabhängig als Leiter, Unternehmer oder Selbstständiger tätig sind.“ Er ist Rotarier, er ist Mitglied im Rotary-Club Potsdam-Alter Markt. Und das zu werden, ist gar nicht so einfach. Man kann sich nicht darum bewerben. Man wird gefragt. Hubertus von der Goltz wurde von zwei Handwerkern gefragt. Damals – zwischen 2000 und 2002 – baute der „KunstHaus“-Gründer gerade das frühere Pferdelazarett der Garde-Ulanen-Kaserne zu einer Ausstellungshalle um.

Ein Club mit Maurern und Fensterbauern, das habe ihm gefallen, sagt Hubertus von der Goltz. Zwar sollten in jeden Rotary-Club möglichst viele Berufsgruppen vertreten sein, trotzdem seien die meisten Rotarier Ärzte und Juristen. In Potsdam sei das anders, lockerer, sagt von der Goltz. Während manche Clubs nur Männern vorbehalten blieben, habe der Potsdamer sogar acht weibliche Mitglieder. Kulturministerin Johanna Wanka ist eines davon. Überhaupt klingt die Mitgliederliste wie das Potsdamer „Who is Who“: Bauunternehmer und Stadtverordneter Wolfhard Kirsch ist dabei oder Denkmalpfleger Roland Schulze.

Vor zehn Jahren gründete sich der Club im Hotel Mercure am Alten Markt. Dort im Foyer sitzen jetzt auch Hubertus von der Goltz, der Präsident des Clubs und Aribert Großkopf, Gründungsmitglied und nächster Präsident – der Vorstand rotiert jedes Jahr. Beide tragen am Revers ihrer Jacketts ein kleines Zahnrad – das Logo der Rotarier. Jeden Dienstag treffen sie sich mit den anderen Mitgliedern im Mercure zum Mittagessen. „Potsdam Alter Markt“ ist der zweite Rotary-Club in Potsdam. Den ersten, der schlicht Rotary-Club Potsdam heißt, gibt es schon seit Anfang der 90er Jahre. Irgendwann sei er zu groß geworden, erklärt Aribert Großkopf, der früher in der Staatskanzlei arbeitete und jetzt eine internationale Patientenvermittlung führt. Habe ein Club zu viele Mitglieder, werde er zu anonym. „Und dann spenden die Mitglieder nicht mehr so viel“, sagt Großkopf. Also musste ein neuer Club her. Denn Spenden ist das A und O der Rotarier, die sich als wohltätige Gemeinschaft verstehen. In den vergangenen zehn Jahren hätten die Clubmitglieder vom Alten Markt jedes Jahr rund 20 bis 30 000 Euro gespendet, sagt Großkopf und von der Goltz fügt hinzu: „Sie haben damit aber Werte von 60 000 Euro geschaffen.“ Denn was man nicht vergessen dürfe, sei die ehrenamtliche Arbeit der Mitglieder.

In der Rosa-Luxemburg-Grundschule in der Burgstraße haben sie gemeinsam mit den Schülern den Speisesaal renoviert. Der Jugendclub Fahrland verdankt ihnen die Musikanlage. Jedes Jahr veranstalten sie Weihnachtsfeiern für behinderte Potsdamer. Und 2004 kauften sie Pflegebetten für den Oberlinverein. Der „Potsdamer Tafel“ halfen sie beim Kauf des neuen Transportautos.

Und in der Zukunft? Da wollen sich die Rotarier mehr um Potsdams Jugend kümmern. Eine Vernetzung der Jugendklubs schwebt ihnen vor. Einige haben von der Goltz und Großkopf schon besucht und dabei „tolle Kids“ getroffen, sagt von der Goltz. Und den ganz Kleinen wollen sie die Freude am Lesen vermitteln: Den Luxemburg-Schülern möchten sie Bücher spenden und vor allem vorlesen.

Der erste Rotary-Club der Welt entstand übrigens 1905 in Chicago, mittlerweile gibt es laut Rotary in 166 Staaten rund 32 000 Clubs. In fast jedem Land können von der Goltz und Großkopf also die Treffen der Rotarier besuchen. Sie würden immer freundlich empfangen, sagt von der Goltz. Sie gehörten ja zu den Ausgewählten. In ihre Urlaubsreisen planen sie das jedenfalls ein.

Juliane Wedemeyer

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