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Landeshauptstadt: „Die würden ihre Jungen sonst auffressen“

Besucher können in der Biosphäre derzeit kleine Chamäleonbabys bestaunen – diese lassen sich von nichts aus der Ruhe bringen

Von Sarah Kugler

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Frech, intelligent und immer auf Zack: So stellen die Disney-Studios ihre Version eines Chamäleons in dem Film „Rapunzel - Neu verföhnt“ vor. Pascal heißt das kleine grüne Tier, das der Titelheldin als Freund und Beschützer zur Seite steht.

In der Biosphäre am Volkspark kann man zurzeit niedliche Chamäleonbabys bewundern, die glatt als kleine Geschwister von Pascal durchgehen könnten – allerdings mit weniger Temperament. Auch einen Namen tragen sie nicht. Ruhig, fast statisch sitzen sie auf den Zweigen in ihrem Terrarium und beobachten aufmerksam ihre Umgebung. Selbst die vielen Kinder, die hektisch um sie herumhüpfen und auch mal aufgeregt an die Scheibe klopfen, bringen sie nicht aus der Ruhe.

„Die fühlen sich sicher hier“, erklärt Thomas Meyer, einer der drei Tierpfleger in der Biosphäre, während er ein Tierchen auf seine Hand klettern lässt. „Wovor sollten sie sich auch fürchten? Sie haben hier ja keine negative Erfahrungen gemacht.“ Seit September 2007 arbeitet Meyer schon in der Tropenhalle. Zusammen mit seinen beiden Kollegen ist er für alle Tiere der Anlage zuständig. „Wir müssen hier alle alles können“, sagt er. „Von Fischen über Hühner und Nager bis eben zu den Chamäleons ist alles dabei.“ Ein richtiges Lieblingstier hat er dabei nicht. „Ich gehe immer gern zu den Papageien, die sind lustig und freundlich“, so Meyer. „Aber letztendlich sind alle Tiere auf ihre Art liebenswert.“

Im Moment liegt der Fokus natürlich besonders auf dem kleinen Nachwuchs. Insgesamt elf Tiere sind im Zeitraum vom 25. Juli bis 30. August aus den über 30 Eiern geschlüpft, die das Muttertier Anfang des Jahres gelegt hatte. Sechs davon zeigen sich derzeit dem Publikum. „Noch können wir so viele zusammen in einem Terrarium halten“, so Meyer. „Wenn sie erwachsen sind, müssen wir sie trennen, sonst gibt es Stress. Chamäleons sind nämlich von Natur aus eher Einzelgänger.“

Deswegen werden die Elterntiere auch in getrennten Terrarien gehalten. „Die würden ihre Jungen sonst auffressen“, sagt Meyer. „Wie alle Reptilien bauen die ja keine Beziehung zu denen auf.“ Auch Männchen und Weibchen sind nicht die ganze Zeit zusammen. „Der Mann ist ja im Prinzip die ganze Zeit paarungsbereit, das Weibchen aber nur in bestimmten Momenten“, so der Tierpfleger. „Das heißt, es gäbe entweder Stress zwischen den beiden oder sie würden sich paaren, beides muss auf Dauer nicht sein.“

Da Chamäleons keine feste Paarungszeit haben, fand das Zusammentreffen in diesem Fall auf gut Glück statt. Wie der Pfleger erzählt, hätten sie die erfolgreiche Paarung daran erkannt, dass das Weibchen Probebuddeln betrieben hätte. „Bevor die Weibchen die Eier ablegen, testen sie erst viele Plätze“, erklärt er. „Naja, und als es dann immer runder wurde, wussten wir Bescheid.“ Die gelegten Eier wurden dann entnommen und in einen Brutkasten verlegt. „Ein normales Terrarium kann einfach die nötigen Bedingungen nicht bieten“, sagt Meyer.

Nach dem Schlüpfen waren die Tierchen gerade mal zwei Zentimeter groß, inzwischen messen sie schon über zehn. Ausgewachsen kann ein männliches Chamäleon bis zu 40, ein weibliches bis zu 30 Zentimeter lang werden.

Viel Pflege brauchen die kleinen Tierchen nicht. Sie ernähren sich selbstständig von den Insekten, die mit ihnen im Terrarium leben. „Es ist schon faszinierend“, sagt Meyer. „Die kommen im Prinzip völlig fertig auf die Welt. Das hier sind komplette Chamäleons, nur eben im Kleinformat.“

Nicht jedes der elf grünen Chamäleonbabys wird in der Biosphäre bleiben. Wohin genau sie dann gehen, ist noch nicht bekannt. Aber wer weiß, vielleicht findet das ein oder andere Tier ja eine Prinzessin wie Rapunzel, die es beschützen und beraten kann.

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